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 Die Wächter

Autoren: John Grisham
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ich-Erzähler Cullen Post arbeitet für die gemeinnützige Organisation Guardian Ministries. Deren Angestellten setzen sich für unschuldig Verurteilte in den USA ein. Ihr Ziel ist es, die Unschuld ihrer Mandanten zu beweisen und sie aus den Gefängnissen zu holen. Cullen Post ist dies in den vergangenen zehn Jahren achtmal gelungen.
Aktuell arbeiten Cullen, seine Chefin Vicky Gourley, seine Kollegin Mazy und sein ehemaliger Mandant François Tatum, genannt Frankie an zwei Fällen:

Duke Russel, wegen Mordes und Vergewaltigung zum Tode verurteilt. Im letzten Moment, Russel "genießt" bereits seine Henkersmahlzeit, wird die Hinrichtung aufgeschoben und Cullen Post hofft weiterhin, die Unschuld seines Mandanten beweisen zu können. Ob ihm dies gelingt, wird sich im Laufe des Romans erweisen.

Der zweite aktuelle Mandant von Post ist der Farbige Quincy Miller, der ebenfalls wegen Mordes verurteilt wurde. Nur die Standhaftigkeit eines ebenfalls farbigen Geschworenen rettete ihn vor einem Todesurteil. Er ist seit mehr als zwanzig Jahren inhaftiert.
Bei den Recherchen zu den Hintergründen der beiden Fälle und der Tötungsdelikte stößt das Team von Guardian Ministries auf viele Ungereimtheiten. Verbindungen von Polizei und Staatsanwaltschaft ins Drogenmilieu. Zeugen, die angestiftet werden, im Prozess die Unwahrheit zu sagen. Beweismittel, die verschwinden. Einen ermordeten Polizisten. Ins Gefängnis eingeschleuste Polizeispitzel und inkompetente Sachverständige. Dieses Geflecht zu entwirren ist für Cullen Post nicht ungefährlich. Ob er trotzdem Erfolg haben wird, lässt sich bei der Lektüre verfolgen.

Im Prolog zu seinem Justizkrimi schreibt John Grisham, dass sein Roman auf der realen Geschichte eines wegen Mordes an seiner Ehefrau verurteilten Mannes beruht. Dieser sitzt seit dreißig Jahren in einem texanischen Gefängnis ein. Wer den Namen dieses Verurteilten im Internet recherchiert erfährt, dass der Mann, nach 33 Jahren im Gefängnis, am 31. März 2020 auf Bewährung entlassen wurde. Die Beweise, die zu seiner Verurteilung führten, waren ähnlich zweifelhaft wie die in dem Roman von John Grisham beschriebenen. Trotzdem mögen selbst Leser, die dem amerikanischen Polizei- und Justizsystem kritisch gegenüberstehen manchmal kaum glauben, dass dieses System derart verrottet ist, wie es dargestellt wird. Auch wenn zu erahnen ist, dass es sich wohl doch so verhält.

An sich ist die Geschichte solide erzählt. Auch wenn es wegen der vielen Haupt- und Nebenpersonen ratsam erscheint, sich eine eigene kleine Liste anzulegen, damit der Überblick nicht verloren geht, lässt es sich ihr gut folgen. Die beiden Verurteilten werden als sympathische Opfer einer korrupten Justiz und Polizei beschrieben, bleiben ansonsten ziemlich farblos. Der Ich-Erzähler erscheint nicht durchgängig sympathisch, neigt er doch gelegentlich zu Verhaltensweisen, die er bei seinen Gegnern scharf kritisiert. Aber wer wollte diesbezüglich den ersten Stein werfen? Selbst einem Hang zum Missionieren kann er sich nicht immer entziehen. Dies mag seinem zweiten Beruf, dem des Priesters, geschuldet sein, nervt aber. Hauptsächlich resultiert die Spannung dieses Krimis aus den vielfältigen überraschenden Wendungen. Sowie der Tatsache, dass der Leser bis kurz vor Schluss nicht erfährt, ob es Cullen Post gelingen wird, seine beiden Mandanten zu entlasten und aus dem Gefängnis zu holen.

Für sprachaffine Menschen mag es etwas ärgerlich sein, dass die drei Übersetzerinnen den Genitiv zum Tode durch den Dativ verurteilen wollen. Und das nicht nur bei wörtlicher Rede, sondern auch im fließenden Text. Dafür darf das Auge der Leser und Leserinnen sich über die vom Verlag gewählte schöne Schrift, Cormorant Garamond, freuen. Hier sticht besonders das Q mit einem außergewöhnlichen, langen Abstrich hervor.
Dieser Kriminalroman dürfte eine breite Leserschaft erreichen, auch wenn er nicht zu den stärksten Romanen des Autors zählen mag.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Claudia Ricker



Hardcover | Erschienen: 2. März 2020 | ISBN: 978-3-453-27221-7 | Originaltitel: The Guardians | Preis: 24,00 Euro | 448 Seiten | Sprache: Deutsch

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