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Obwohl sie aus Ravka flüchten mussten, sind Alina und Malyen glücklich. Sie haben einander ihre Liebe gestanden, sind dem Dunklen entkommen und so langsam wagen sie es, an eine bessere Zukunft zu glauben, auch wenn es der jungen Grisha nicht gut geht. Alina wagt es nicht, ihre Kräfte einzusetzen, und daher wird sie wieder von Entkräftung und Schlaflosigkeit geplagt. Für Malyen ist sie bereit, diesen Preis zu zahlen und ein normales Leben zu führen. Lange wird ihr Traum aber nicht dauern, denn der Dunkle hat überlebt und ist nicht bereit, auf die mächtigste Grisha seit Jahrhunderten zu verzichten. Noch dazu ist Alina durch seine List an ihn gebunden, was sie Malyen um jeden Preis verheimlichen möchte.
Nur ein paar Wochen sind seit den Ereignissen in
„Goldene Flammen“ vergangen, da ist es kein Wunder, dass die Protagonisten sich nicht wesentlich weiterentwickelt haben. Noch immer fühlt Alina sich einsam und verloren mit ihrer neuen Magie und auch Malyen ist nach wie vor der gleiche ruhige, zuverlässige Freund, der sie liebt. Eines jedoch hat sich geändert. Durch das Geweih des magischen Geschöpfes, das der Dunkle ihr umgelegt hat, haben Alinas Kräfte sich deutlich vermehrt. Gleichzeitig ist sie an den Dunklen gebunden und der will sie als Waffe nutzen und selber den Zarenthron besteigen. Als also der Älteste der Grisha wieder Malyens und Alinas Weg kreuzt, sieht die Lage schnell hoffnungslos aus. Noch dazu erfahren sie, dass es noch weitere magische Geschöpfe gibt, die der Dunkle jagen und nutzen will. Dem Paar bleibt nur die Flucht, bei der sie auf die Hilfe des Freibeuters Sturmhond angewiesen sind. Dieser nun hat eigene Pläne mit Alina.
Autorin Leigh Bardugo macht es dem Leser nicht einfach und kommt mit immer neuen Twists und Ideen um die Ecke. Rund um Alina gibt es so viele Intrigen und Pläne, dass ihr manchmal ganz schwindelig wird. Das einfache Waisenkind findet sich immer aufs Neue im Auge des Sturms wieder und auch, wenn es am liebsten zusammen mit Malyen fortlaufen möchte, so bleibt den beiden doch nichts anderes als zu versuchen, ihr Heimatland Ravka vor dem dunklen Magier zu beschützen. Der Leser folgt dabei mit jeder Seite Alina, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Er kann so ihre Sorgen und Zweifel nachvollziehen, ihre Überraschung, dass sie als Heilige verehrt wird und ihre Traurigkeit, dass ihre Kräfte dafür sorgen, dass Malyen und sie einander immer fremder werden. Dabei ist sie keine rundherum liebenswerte Heldin, sondern weist durchaus Schwächen auf, die es manchmal schwer machen, sie zu mögen, besonders als sie sich im Laufe der Zeit durch ihre wachsende Macht deutlich verändert.
Malyen dagegen wirkt aus ihrer Sicht immer tapfer und loyal. Hier zeigt das Buch dann auch eine Schwäche. Da Alina so sehr an sich zweifelt und teilweise wirklich kratzbürstig und ungerecht daherkommt, hat der Leser Schwierigkeiten, zu verstehen, warum ausgerechnet die beiden einander lieben. Außer ihrer Vergangenheit haben sie nicht mehr viel gemeinsam.
Ein gelungener Twist gelingt dagegen mit dem Sturmhond, dem Freibeuter, der für sein Land so viel mehr darstellt als nur einen Kapitän. Er bringt einen frischen Aspekt in die Handlung und bleibt so herrlich undurchsichtig, dass der Leser nicht anders kann, als ihn interessant zu finden.
So ist nun „Eisige Wellen“ noch ein bisschen dunkler als der erste Band der Reihe, doch bleibt die Fortsetzung der Grisha-Reihe ebenso spannend und gut durchdacht. Schön, dass Leigh Bardugo das Niveau halten und dem Roman neue Facetten hinzufügen konnte. Daher fällt es nicht leicht, auf den dritten und letzten Band der Reihe „Lodernde Schwingen“ zu warten, der bereits erschienen ist.
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