Kurt Wallander, seines Zeichens Kommissar im schwedischen Ystad hat es nicht leicht. Von der Frau getrennt, mit der erwachsenen Tochter nicht immer einer Meinung und mit einem schwierigen Verhältnis zum Vater. Heutzutage nennt sich das wohl Midlife-Crisis. Hinzukommen etliche Morde, die auf Aufklärung warten. Trotz seiner eigenen Verfassung setzt er alles daran, die Täter zu überführen, was durch seine ganz eigene Art nicht immer leicht fällt.




"Wallander" oder Kurt, wie der Protagonist durchweg von seinen Kollegen genannt wird, ist ein Krimi Kommissar aus dem Autoren-Baukasten. Eine gescheiterte Existenz, dessen Privatleben aus den Fugen geraten ist und der mit sich selbst nicht im Reinen sein kann. Ruhig und lethargisch in der einen Sekunde, aufbrausend, gar cholerisch in der anderen. Verbissen in seine Fälle, getrieben vom Drang, Schaden von der Gesellschaft abzuwenden. Dabei nimmt er durchaus menschlich Anteil am Leben der Angehörigen und die Morde, die er aufklärt, gehen nicht spurlos an ihm und seiner Seele vorbei.

Wallander, hier genial von Kenneth Branagh ("Mord im Orient Express", "Harry Potter") verkörpert ist ein spezieller Typus. Branagh verleiht dem Kommissar einen deutlich spürbaren Touch an Selbstzweifeln und innerer Zerrissenheit. Genau das, was die Figur ausmacht, die auf den gleichnamigen Romanvorlagen von Henning Mankell basiert - und ihn so von anderen skandinavischen Krimis abhebt. Generell ist die Besetzung gelungen und namhaft. So verstärken unter anderem Tom Hiddleston ("Avengers", "The Night Manager"), Jeany Spark ("Hattie") und Richard McCabe ("Der ewige Gärtner", "Jane Austens Verführung") die Besetzung. So fügen sich spannende Handlung und tolle Besetzung zusammen.



In der literarischen Vorlage gibt es zwölf Fälle, die in dieser Neuauflage der Verfilmung ebenfalls aufgegriffen werden. In der ersten Staffel sind drei Folgen enthalten, das Gesamtwerk erstreckt sich später somit auf vier Staffeln, bevor auch diese Interpretation von Wallander in den abzusehenden zermürbenden Ruhestand geht. Die Serie greift neue Aspekte auf, zeigt blutige Tatorte und gibt ihrem Wallander neue Charaktertiefe und Eigenheiten mit. Die Bücher geraten von Beginn an in den Hintergrund, die Serie erzählt ihre eigene Handlung und unterhält damit den Zuschauer.

Kurzum: Kommissar Wallander ist wieder da. Neuer, frischer, vertraut bekannt aber mit neuen Facetten. Wer Wallander nicht kennt, bekommt eine packende Krimiserie präsentiert, alle andere erfreuen sich zusätzlich an Branaghs Interpretation des Protagonisten.