Nach einer Katastrophe, der sogenannten Großen Katastrophe, siecht die Bevölkerng vor sich hin. Alle leiden unter einer Überempfindlichkeit des Gehörs und die Männer sterben kurz nach der Geschlechtsreife. Eine kleine Kolonie von rund zweihundert Leuten hat sich gebildet und nutzt ein altes Bergwerk als Zufluchtsort. Um dort das Überleben zu sichern, gelten strenge Regeln und jeder muss mitarbeiten, insbesondere um das eigene Lager zu schützen. NOVIS, so nennt sich die Gesellschaft selbst, vesucht sich gegen die Außenwelt und insbesondere die Wallianer zu verteidigen.
Die sechszehnjährige Rhiannon ist eine von ihnen. Ihre Mutter ist verstorben, ihr Vater gilt offiziell als verschollen. Eines Tages wird sie von Krzysztof, dem Leiter der Kolonie gerufen. Dieser erklärt ihr anhand von neuen Fundstücken aus der Außenwelt, dass ihr Vater an dem Virus mitgewirkt haben soll, das sie nun alle dahinrafft. Er fordert Rhiannon auf die Kolonie zu verlassen, und ein Gegenmittel zu finden oder droht sie offiziell verstoßen zu lassen. Ihre beste Freundin Lisa begleitet sie raus in die Welt, um Antworten im ehemaligen Manhatten zu suchen.
Düster sieht diese Zukunft in "Und auf Erden Stille" aus. Ein Virus treibt die Menschheit an den Rand der Auslöschung. Rhiannon wagt sich mit ihrer Freundin Lisa an die Oberfläche und aus dem Schutz der Kolonie heraus nach Manhatten, um dort nach Antworten, vielleicht sogar einem Gegenmittel zu suchen. Jung, nicht als Jäger oder Kämpfer ausgebildet, aber immerhin mit einer Armbrust bewaffnet, versuchen sie sich durchzuschlagen. Der Auftakt einer abenteuerlichen Reise durch eine dystopische Welt, die für die Protagonisten nicht wenige unerfreuliche Vorkommnisse bereithält. Es ist immer wieder erstaunlich, dass es so leicht ist glaubhaft darzustellen, dass in solch einer Welt die anderen Überlebenden die größte Gefahr darstellen. Wenngleich die Auswirkungen der Katastrophe verheerende Folgen haben.
Angegeben ist eine Altersempfehlung ab zwölf Jahren. Mitunter ist die gelungene Ausgestaltung der Welt für die Zielgruppe etwas zu derbe. Grundlegend ist die NOVIS Kolonie schlichtweg eine Weltuntergangssekte oder ein fanatischer Kult und die euphemistische Umschreibung der "Bezahlung in Naturalien" fügt sich da nahtlos ins Bild ein. Auch im weiteren Verlauf ergeben sich immer wieder Szenen, die für ältere Hörer eine düstere, bedrückende Atmosphäre erzeugen, was der Handlung gut tut. Beeindruckend erfrischend ist das Artwork für ein Hörspiel. Digipack und Booklet sind toll gestaltet, da steckt viel Liebe drin. Zumal es neben der Sprecherübersicht auch eine Inhaltsangabe der jeweiligen Episoden gibt.
Und du hattest echt noch nie Sex? Wozu denn das? Spaß haben. Spaß ist überbewertet.
Dialog zwischen Lisa und Rhiannon
Staffel 1 der Serie enthält vier Stunden Hörspaß - zehn Episoden mit je knapp zwanzig bis dreißig Minuten Spielzeit. Jede Episode bringt Rhiannon näher an das Ziel und den Hörer tiefer in eine verdorbene Welt. Sie wird ansprechend von Sarah Alles verkörpert, die zugleich gelungen mit Vera Teltz oder zum Beispiel Björn Schalla harmoniert und die Idee von Balthasar von Weymarn zum Leben erweckt. Bei der Umsetzung sind mehrere Elemente clever miteinander verwoben. Zum Beispiel der Part der Erzählerin, die kurz und prägnant die Situation umreißt, aber dem Hörspiel den meisten Raum lässt. Die Soundeffekte, die die Auswirkungen des Virus nicht nur die Protagonisten, sondern auch den Hörer spüren lassen sind effektiv umgesetzt und konsequent in das Hörspiel eingearbeitet. Das tröstet über die eine oder andere schwache Stelle oder merkwürdigen Dialog hinweg.
Kurzum: "Und auf Erden Stille" - so fühlt es sich für den Zuhörer am Ende von Staffel 1 an. Mit der Wahrheit und einer folgenschweren Entscheidung alleingelassen. Der Weg bis dorthin ist spannend aufbereitet, die Dystopie erdrückend und es ist klar, dass Rhiannons Reise nicht zu Ende ist. Wie wohl jeder einzelne von uns entscheiden würde?