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Kann die Lage eigentlich noch hoffnungsloser sein? Gefangen im Turm seiner Feinde wartet Gabriel de Leon auf sein Ende. Was sonst könnte ihn noch erwarten, wo er doch hunderte Vampire getötet hat und nun der Gnade ihrer Herrscherin ausgeliefert ist. Und welche Gnade sollte sie dem Mörder des ewigen Herrschers gewähren?
Doch zu seiner Überraschung sucht ihn ein Geschichtsschreiber der Vampire auf um seine Lebensgeschichte zu dokumentieren. Da Gabriel keine Wahl bleibt, beginnt er aus seinem Leben zu erzählen, von seiner Kindheit, als die Sonne verschwand und die Vampire an die Macht kamen, bis zu seiner Zeit als Ritter des Ordens der Silberwächter, der es sich zur Lebensaufgabe macht, die Monster zu bekämpfen.
Autor Jay Kristoff hat einiges zu erzählen und das ist ein Glück. Seine Hauptfigur Gabriel ist ein spröder, widerwilliger Erzähler und doch nimmt er den Leser geschickt mit auf eine Reise in seine Welt. In dieser sind die Vampire eindeutig die stärkste Macht und ihre Opfer machtlos, wäre da nicht der Silberorden. Diese Männer kämpfen nicht nur gegen den Feind, der die Menschheit bedroht, sondern auch gegen einen unheimlichen Drang in ihrem Inneren, der hier nicht verraten werden soll.
Ausweglos wie seine Situation erscheint, Gabriel hat ein ereignisreiches Leben zu erzählen und er ist entschlossen, das Beste daraus zu machen. Er erinnert sich an seine Kameraden, seine heimliche Liebe und seine Schwächen und Jay Kristoff schafft es, mit bildhaftem, wuchtigen Schreibstil eine Welt zu erschaffen, die der Leser nicht verlassen mag.
Bereichert wird der Roman durch Illustrationen von Bon Orthwick, mit denen die vom Autor heraufbeschworenen Szenen bildlich unterstützt werden. So ungewöhnlich das ist, hier passt es gut, auch wenn Jay Kristoff keine Hilfe brauchte, um seine kräftige, manchmal sehr derbe Sprache zu benutzen. So verwendet er nicht nur neue, passende Formulierungen wie Tagestod oder Bleichblut, um seine Figuren zum Leben zu erwecken, sondern auch so deutliche Beleidigungen zu erschaffen wie „kackhirniges Fickwiesel“ oder „strohdumme Pisspfütze“. Wer da empfindlich ist, wird an vielen Stellen dieses Romans stocken.
Das wäre allerdings schade, denn die komplexe, sehr interessante Welt Gabriel de Leons, der von seinen Freunden auch kleiner Löwe genannt wird, ist es wert, erforscht und erfahren zu werden. Hier findet der Leser einerseits klassische Vampire vor, die schön, aber unendlich grausam sein können, andererseits aber auch die „Elenden“, hirnlose, gierige Blutsauger, die nicht anders können, als sich auf alles zu stürzen, was lebt.
Daneben gibt es natürlich noch ein Feudalsystem der Menschen in dem Adelige und Diener der Kirche ihre eigenen Pläne haben.
Es ist ja meistens so, dass neu erscheinende Bücher mit Klassikern des Genres verglichen werden und beinahe ebenso oft sind die Vergleiche letzten Endes zu viel versprochen. Hier allerdings lohnt sich der Blick ins Buch und der Autor gehört zu denen, die Freunde der Fantasyliteratur unbedingt im Auge behalten sollten. Jay Kristoff hat hier etwas Gutes erschaffen, einen Roman, den der Leser gerne seinen Freunden empfehlen wird und von dem wir hoffen können, dass noch viele Geschichten aus der Welt Gabriel de Leons erzählt werden.
Das Buch ist in sich abgeschlossen, jedoch gibt es durchaus Grund zur Hoffnung, dass der Leser sich nicht für immer von der Welt der Vampire verabschieden muss.
Eine
Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.