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Vorhang auf für den zweiten Band der Gesamtausgabe von Fritz Leibers Schurken- und Diebesabenteuern, in denen die zwei ungleichen Freunde Fafhrd und der Graue Mausling mit Wort- und Schwertgefechten die Welt Newhon unsicher machen.
Mit Die Herren von Quarmall legt der Verlag Edition Phantasie erneut eine äußerst liebevoll gestaltete Kurzgeschichtensammlung vor, in denen Leiber seine Helden erneut auf absurde und temporeiche Irrfahrten entsendet: ein broschiertes Taschenbuch mit charmantem Pulp-Cover und einem Vorwort von Raymond E. Feist, gedruckt auf angenehm festem Papier und sauber lektoriert.
Der positive äußere Eindruck korrespondiert mit dem knallbunten Inhalt. Auch in den vorliegenden Geschichten um Fafhrd und den Mausling entfesselt Leiber seinen ganz eigenen Witz, der auch nach so langer Zeit nichts an Frische eingebüßt hat. Der hünenhafte Barbar Fafhrd und der dünne Zauberer Mausling sind ein äußerst amüsantes Gespann, wenn auch weit entfernt vom Heldenbild der epischen Fantasy: mal versoffen, mal verschlagen, mal auf den eigenen Vorteil bedacht, mitunter sogar hinterhältig
und doch haben die zwei das Herz auf dem rechten Fleck. Auch dieses Mal stolpern sie wieder in hanebüchene Abenteuer hinein, legen sich in "Die Wolke des Hasses" mit einem magischen Nebel an, erpressen in "Schwere Zeiten in Lankhmar" einen Priester, begeben sich "In Abwesenheit des Königs der Meere" auf der Suche nach Seejungfrauen und gelangen gar in "Adepten-Gambit" auf die Erde zur Zeit der Antike, um dort gegen einen Fluch anzukämpfen: Sobald einer von ihnen eine Frau küsst, verwandelt sich die Beklagenswerte in ein Ferkel oder gar in eine Schnecke. Eine klassische Heldenreise steht an, um den Fluch zu brechen
der erste Höhepunkt dieses Bandes. Weitere sind eine abenteuerliche Schatzsuche auf der "Sternenrampe" und ein klassischer Brüderkonflikt, der sich in der Titelstory "Die Herren von Quarmall" abspielt und in den Fafhrd und der Mausling hineingezogen werden.
Leibers Kurzgeschichten sind auch heute noch ein großer Spaß: Pulp-Fantasy vom Feinsten, die mit beträchtlichem Wortwitz, abenteuerlichen Elementen und einer oft absurden Mischung phantastischer Zutaten glänzen. Leiber schreibt zwar nicht immer stilsicher und überdreht seine Einfälle oftmals bis zum Äußersten, so daß sie zu sehr um sich selbst kreisen. Dies macht er jedoch durch die beiden sympathischen, sich gut ergänzenden Hauptfiguren und durch einen beträchtlichen Abwechslungsreichtum wieder wett. So ist auch Die Herren von Quarmall uneingeschränkt zu empfehlen, auch dank der flotten Übersetzung von Joachim Körber, die den Geschichten einen fast modernen Anstrich gibt.
Für die beiden verbliebenen Bände der Gesamtausgabe wünscht der Rezensent sich nur noch ein paar begleitende Sekundärartikel, die Leibers herausragende Stellung in der Fantasy unterstreichen oder auch kritisch beleuchten. Vielleicht behält sich Edition Phantasia das ja für den Abschlußband vor. Denn daß Leiber für die Fantasy enorm viel geleistet hat, ist unbestritten, wie das folgende Zitat von Raymond E. Feist unterstreicht: "Die meisten in unserem Genre werden heutzutage ständig mit J. R. R. Tolkien verglichen. Das ist eine Vermarktungsstrategie und hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Würde man uns fragen, würden die meisten vermutlich offen zugeben, daß Fritz Leiber unser geistiger Vater ist [
]."