Aus einer Vielzahl von Romanen mit irgendwie verallgemeinernden Titeln wie "Die Kobolde" und "Die Pixies" erstrahlte ein Buch insbesondere. "Die Elfen" von Bernhard Hennen ist ein richtig gutes Buch, Fantasy so voller Gefühl und trotzdem nicht kitschig, intelligent und liebevoll erzählt, einfach gut. Eine schnell erworbene Fangemeinde schrie nach einem Nachfolger, und der kam mit "Elfenwinter", dem vorliegenden Band. Der ist genauso viel zu groß und dick, schön mit großer Schrift und dickem Papier zu einem Riesenschmöker gemacht, wie die vielen Kollegen - ist halt eine momentane Mode bei den großen Verlagen.

In "Die Elfen" ging es um Nuramon und Farodin, zwei holde Elfenkrieger, und ihren menschlichen Kumpan Mandred, die zusammen durch die Gegend streiften, immer auf der Suche nach der noch holderen Noroelle. Da sie dabei Albenpfade benutzten und sich des öfteren in der Zeit verirrten, lebte auch Mandred fast ewig und viele Jahrhunderte Geschichte vergingen, während die drei unterwegs waren. Das eine oder andere Mal kehrten sie nach Firnstayn zurück, das unter der Herrschaft von Mandreds Enkeln, Urenkeln und Ururururenkeln wuchs und gedieh. Und genau dorthin kehrt Bernhard Hennen auch mit dem Buch "Elfenwinter" zurück, allerdings in eine Zeit, als Alfadas, Mandreds Sohn, über das kleine Firnstayn als Jarl herrscht. Und weil er bei den Elfen aufgewachsen ist, fast unglaubliche Schwertkampfkenntnisse hat, wird er ehrfürchtig Elfenjarl genannt.

Die Elfen werden aber angegriffen, hart angegriffen von einer Armee der riesigen Trolle. Emerelle, Königin der Albenkinder, wird schwer verletzt und Ollowain, ihr Schwertmeister und Alfadas’ Lehrer, bringt sie ins Land der Menschen in Sicherheit, nach Firnstayn. Als König Horsa von der Aufnahme der Elfen hört, und von der Bedrohung, stellt er ein tausend Mann starkes Heer auf und schickt Alfadas mit diesem Heer in die Welt der Elfen, um gegen die Trolle zu kämpfen.

Orgrim, ein Rudelführer der Trolle, hat beim ersten Angriff auf die Elfen sein Schiff verloren, ist einer Finte Ollowains auf den Leim gegangen. Aber da die Schamanin Skanga Notiz von ihm genommen hat, bekommt er bald größere Aufträge. Er ist scharfsinniger als die meisten Trolle und hat einige gute Ideen, wie man die Elfen schlagen, sie aus den Gebieten verjagen könnte, die sie einst den Trollen nahmen. Ollowain und Alfadas müssen genau dies auf der anderen Seite verhindern.

Am Anfang gestaltet sich das Buch ein wenig zäh, zu viele Intrigen unter den unzähligen Elfen und selbst die Lektüre des Vorgängers hilft nicht wirklich, dann aber bekommt dieses Buch eine Eigendynamik, die aus knapp neunhundert Seiten gerade mal zwei bis drei Leseabende machen. Und das, obwohl man ja eigentlich die Handlung schon kennt. Der Angriff der Trolle und der folgende Krieg findet ja statt, als "Die Elfen" gerade mal ein Viertel seiner Seiten hinter sich hat. Und die Helden werden ja über diesen Kampf informiert, also auch die Leser des Vorgängers. Trotzdem fehlt keine Spannung, wenn man weiß, was passiert ist, muss man unbedingt noch erfahren, wie es sich zugetragen hat.

Dabei kommt Hennen zu Gute, dass er sich nicht nur mit rasanter Action auskennt, sondern auch die Gefühle von Menschen und Elfen, und durchaus auch Trollen, gut darstellen kann. Ob die romantische Liebe zwischen Ollowain und Lyndwin, die Ollowain nicht wahrhaben will, oder die viel schlichtere Verbindung von Alfadas und seiner Frau Asla, alles ist schlüssig und ansprechend. Der Leser darf richtig mitleiden, mitfreuen und mitweinen, und das ist nichts, was man von handelsüblicher Fantasy sagen kann. Ein weiteres großartiges Buch aus einer romantischen Elfenwelt, die mit einer erdigen Menschenwelt und einer kalten und grausamen Trollwelt zu einem wahrhaft fantastischen Kosmos wird.