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Spitzenpolitiker haben meistens in der Vergangenheit mehr auf dem Kerbholz, als es ihnen in ihrer jetzigen Machtposition lieb ist. Nicht anders ergeht es dem österreichischen Vizekanzler Hacklhuber. Gerade zu Beginn des Wahlkampfes könnten einige unschöne Dinge aus den Zeit der Eurokriege über Hacklhuber ans Tageslicht kommen. Darum ist der Vizekanzler auch nicht gut auf Karo Ass, Topolino und Peperoni, alles drei Schattenläufer, zu sprechen.
Diese haben sich nämlich zu einen Team zusammengeschlossen, um dem Herrn Hacklhuber das Leben schwer zu machen.
Wenn man jetzt, nach dem Lesen des Romans, knallhart sein würde, müsste man dem Autor Christian Riesslegger eine glatte Themenerfehlung vorwerfen. Zwar kommt der Vizekanzler Hacklhuber ebenso wie die anderen genannten Personen im Buch vor, doch der Inhalt dieses Buches hat es nichts mit der Thematik zu tun, welche auf der Rückseite des Einbands steht. Doch wenn man die dortige Inhaltsangabe richtig liest, dann wird einem klar: Es gibt ja noch einen zweiten Teil. Doch das würde bei einer ungnädigen Bewertung nicht helfen und der Inhalt würde zerrissen werden.
In diesem Buch schart die aus dem Exil zurückgekehrte Schattenläuferin Karo Ass einige Runner um sich, um einen großen Schattenlauf vorzubereiten. Einer dieser Runner ist Bazooka, ein Zwergen-Decker, welcher etwas Pech hatte bei seinem letzten Matrix-Run. Ein weiterer Schattenläufer ist ein todkranker Straßensamurai, der dringend das Geld für seine Heilung braucht. Das dritte Mitglied im Bunde ist eine Ratten-Schamanin, welche eigentlich auf ihrem Weg nach Salzburg ist. Alle diese Personen haben verdammt gute Gründe, bei dem bevorstehenden Run mitzumachen.
Nebenbei wird noch eine Geschichte aus den 2030er Jahren erzählt, welche sich mit dem bevorstehenden Krieg in Österreich, welcher durch die Muslime ausgelöst wird, befasst.
Obwohl einige Dinge in dieser Geschichte übertrieben sind, versteht es der Autor in seinem Debütwerk dennoch, eine interessante Geschichte zu erzählen.
Mit sehr viel Gefühl bringt Riesslegger seine Charaktere ins Spiel. Jeder der Schattenläufer und deren Gegenspieler erhalten eine sehr tiefgehende Geschichte. Riesslegger beschreibt ausführlich deren Vergangenheit, Gegenwart und ihre Wünsche für die Zukunft. Stärken und Schwächen hat jeder von ihnen. Sie entsprechen keinen plakativen Superhelden, die dem Kampf gegen das "Böse" lächelnd entgegentreten. Nun gut, Karo Ass bildet als Schatten-Legende eine Ausnahme. In der Zeit, in der dieser Roman spielt, vor dem Hintergrund des Rollenspiels "Shadowrun" gibt es auch nicht "das Böse". So werden die Charaktere bis an ihre Grenzen geführt, sie müssen unglaubliche moralische und ethische Belastungsproben über sich ergehen lassen. Dabei sind die Handelnden auch noch sehr unterschiedlich, sodass der Autor aufzeigt, dass er einiges an Ideenreichtum besitzt. So lernt der Leser ziemlich abgebrannte Schattenläufer, strahlende Legenden des Schattens und arrogante, lebensverneinende und an Profit orientierte Konzernleiter kennen, er lernt sie zu mögen oder zu hassen.
In einem lockeren Erzählstil, in dem der Leser geduzt wird, wird die Geschichte vorgebracht, welche sich scheinbar um einen der größten Schattenläufe des Jahrhunderts dreht. Dabei achtet der Autor sehr genau darauf, dass der österreichische Umgangsslang beibehalten wird. So bekommt jede der vorkommenden Personen erst mal einen bestimmten Artikel vor dessen Namen, es werden typische österreichische Gegebenheiten eingebunden, ebenso Dialektausdrücke. Der Leser wird zu einer Art Rundreise durch die Alpenrepublik eingeladen und über Gebietsverteilung aufgeklärt. Anglizismen, wie sie eigentlich typisch für die Romane "Shadowruns" sind, werden wenn möglich vermieden oder ersetzt. Das allein macht diesen Roman schon zu etwas Besonderem. Dazu gesellt sich die Tatsache, dass Christian Riesslegger die Gegebenheiten der Politik des Alpenstaates und die Mentalität der Österreicher mit einfließen lässt. Den Bewohnern der Alpenrepublik wird ja die Dynamik eines Ambosses vorgeworfen, oftmals auch zu Recht. Es hat den Anschein, als würde der Autor seiner teilweise sehr überspitzten Darstellung seiner Frustration über die jetzigen politischen Gegebenheiten Luft machen wollen. Vor allem die Thematik der Landesverteidigung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in das Jahr 2063 lässt der Autor geschickt von einem Konzernwissenschaftler in einem zynisch-arroganten Tonfall erzählen. Man kommt nicht umhin, bei den sehr bildhaften Beschreibungen von Land und Leuten und ihrer Mentalität doch zu lachen, weil es einfach nicht wahr sein kann. Doch sollte Riesslegger ja seine Landsleute kennen, von daher kann man nur schmunzeln und lachen. Daher wahrscheinlich auch der Titel des Buches, "GmbH", eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Autor versteht es, die unterschiedlichen Handlungsfäden zusammenzuführen. Damit endet das Buch leider und man muss auf den zweiten Teil warten.
Da dieser Roman keinen typischen Schattenlauf erzählt, sondern eher das Drumherum, entsteht der Eindruck, dass es sich hierbei um eine sehr lange Einleitung handelt. Doch selbst, wenn dem so ist, sollte man es sich nicht nehmen lassen, dieses Buch zu lesen. Zumindest Freunde von "Shadowrun"-Romanen sollten es sich einmal zu Gemüte führen.
Doch keine Angst. Die Geschichte ist nicht im Dialekt Österreichs verfasst, lediglich die Redeweise und einige Ausdrücke kommen vor. Damit man sich mit diesen zurechtfindet, befindet sich im Anhang dieses Buches auch eine Begriffserklärung.
Fazit:
Bei dieser interessanten, teilweise auch spannenden Geschichte wird man gut unterhalten. Mit Abstrichen ist dieses Buch zumindest mal etwas anderes, weg vom typischen Schattenlauf. Es macht auf alle Fälle Lust auf Teil zwei, "Cash Flow", wo es hoffentlich zur Sache geht.
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