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Greifenfurt, die große und immer wieder umkämpfte Stadt des nördlichen Mittelreiches, ist von Orks eingenommen worden. Die menschlichen Einwohner der Stadt fristen ihr Leben mehr in Knechtschaft und stiller Hinnahme denn als wahre Rebellen im Namen des Kaiserreiches. Dies ändert sich jedoch, als es der Kirche des Götterfürsten Praios gelingt, einen Inquisitor und Beauftragten der KGIA, der Geheimagentur des Mittelreiches, mit einer Hand voll anderer Agenten in die Stadt einzuschleusen.
Der Inquisitor Marcian schafft es, eine rebellische Gruppe unter der Führung der Amazone Lysandra für sein Vorhaben zu gewinnen. Gemeinsam mit Lysandras Leuten gelingt Marcian der Überfall auf die orkischen Besatzer der Stadt, die bald das Weite suchen müssen. Doch der erste Sieg ist nur der Auftakt zum wirklichen Kampf. Zwar hat der Inquisitor, der versucht, seine Identität vor den Bürgern der Stadt zu verbergen, die Orks aus der Stadt vertrieben, doch verlangt es diesen nach Rache. Darüber hinaus scheinen die Schwarzpelze etwas über die Stadt zu wissen, was bei den Menschen schon längst in Vergessenheit geraten ist. Es kommt zur Belagerung der Stadt, und Marcian muss immer härter darum kämpfen, den Menschen der Stadt einerseits Hoffnung zu schenken und sie andererseits in teils hoffnungslose Kämpfe gegen die angreifenden Orks zu schicken, um die Stadt nicht in einem Blutbad an die Orks zu verlieren.
Die Gefahr besteht jedoch nicht nur außerhalb der belagerten Stadt. Der Henker Greifenfurts trägt ein düsteres Geheimnis. Auch er hat seine Pläne mit der Stadt und vor allem mit Marcian.
Immer mehr Zwischenfälle setzen Marcian und seinen Leuten zu. Der einbrechende Winter macht die Hoffnung auf die Ankunft des kaiserlichen Heeres mehr und mehr zunichte, während die Orks immer vehementer gegen die Mauern anstürmen und dabei immer mehr fremde Hilfe zu erhalten scheinen und im Innern der Mauern der Henker seine finsteren Pläne immer weiter in die Tat umsetzt. Marcian muss schnell die Rätsel der Stadt lösen, will er die Bürger nicht von der Knechtschaft in den Tod treiben.
Der Sammelband beinhaltet die Romanteile "Der Sturm", "Die Entdeckung" und "Die Amazone", die jedoch eine fortlaufende und eigentlich untrennbare Einheit bilden. Wolfgang Hohlbein erweist sich als guter Gastschreiber in der Welt des Schwarzen Auges, bekommt jedoch sehr gute Unterstützung von Bernhard Hennen. Der aus anderen Romanen bekannte Stil Hohlbeins taucht hier nicht ganz so ausgeprägt auf, was gerade den Lesern, die Hohlbeins Schreibstil nicht so ansprechend finden, sehr entgegen kommen dürfte. Der aufmerksame Leser mag auch das Gefühl gewinnen, passagenweise Hennen und Hohlbein herauslesen zu können.
Das Werk an sich dürfte, auch wenn es außerhalb der DSA-Roman-Reihe erschienen ist, eines der besten DSA-Werke im Bereich der Romane sein. Doch auch die Leser, die bislang keine Erfahrung mit der Welt des Schwarzen Auges gemacht haben, werden Gefallen an diesem Buch finden. Die notwendigen Hintergrundinformationen erhalten sie über eine knappe aber gut strukturierte Einführung über die Geschichte und die allgemeine Welt des Kontinents Aventurien. Leider fehlt die aus anderen Romanen bekannte Aventurienkarte ebenso wie ein Personenregister oder ein Sachregister. Freunde des Schwarzen Auges sollten sich weder durch den DSA-fremden Autor Wolfgang Hohlbein, noch durch den eher mangelhaften Klappentext abschrecken lassen: Es geht weder um Greifenburg noch um eine mysteriöse größte Stadt Aventuriens im Norden. Die Geschichte dreht sich natürlich um Greifenfurt, die größte Stadt im nördlichen Mittelreich. Darüber hinaus erhält der Leser einen Einblick in die fast geschichtsgetreue Erzählung der Belagerung und des Hintergrundes der orksichen Angriffe.
Besonders hervorzuheben sind die sehr plastischen Charaktere sowie die Schaffung der Atmosphäre. Sehr eindringlich beschreiben die Autoren das Gefühl der belagerten Greifenfurter und das Aufkommen der Unruhen durch Krankheit, Krieg und die mysteriösen Zwischenfälle in der Stadt. Die komplette Geschichte zeigt eine gute Ausgewogenheit zwischen spannenden Szenen, mysteriösen Einwürfen und menschlichen Entwicklungen der Charaktere. Die Erzählung bleibt durchgängig interessant und spannend und überrascht mit vielen Details und unerwarteten Wendungen aus heiklen Situationen. Besonders angenehm ist der zweifelhafte Held Marcian, der allen ihm nahe stehenden Menschen immer wieder Unglück zu bescheren scheint.
Lediglich das Lektorat weist hier und da ein paar Schwächen auf, was die Rechtschreibung betrifft oder auch seltsame Redewendungen wie "jemanden den Schädel vom Kopf schlagen".
Der Sammelband darf sich nicht nur zu einem der besten DSA-Romane zählen, auch ist er für den Leser ohne aventurisches Hintergrundwissen sehr lesenswert. Ausgewogene Elemente von authentischen Charakteren über spannende Szenen des Kampfes und der Belagerung bis hin zu mystischen Einflüssen der Fantasywelt lassen das Werk abgerundet erscheinen. Eine faszinierende Geschichte über die Schicksale einer Belagerung und einem Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit.