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Der Herausgeber dieser Anthologie, Frank Festa, möchte zeigen, wie Howard Phillips Lovecraft wirklich gewesen ist. Denn allgemein wird behauptet, dass er ein scheuer Einsiedler gewesen sei, der nur zu Hause gesessen habe und keine Freunde hatte. Dabei war er in Wirklichkeit ein herzlicher und humorvoller Mann mit vielen Freunden. Vielen von diesen hat er bei ihren literarischen Bestrebungen geholfen, ohne je dafür Ruhm ernten zu wollen. Einige dieser (Brief-)Freunde sind mit ihren Geschichten vertreten, und man meint, ein "who is who" der Horrorliteratur vor sich zu haben. Denn es handelt sich um: Clark Ashton Smith, Abraham Merritt, C. L. Moore, Robert E. Howard, Frank Belknap Long, Robert H. Barlow, Henry S. Whitehead, Richard F. Searight und Duane W. Riemel. Von Belknap ist zusätzlich ein Gedicht vorhanden, den Abschluss der Anthologie bilden die Erinnerungen von Muriel E. Eddy über Lovecraft. Den Geschichten sind Informationen zu dem jeweiligen Autor, seinen Bezug zu Lovecraft und der Entstehung des Werkes vorangestellt.
Beim vorliegenden Band handelt es sich um eine Hardcover-Neuauflage, die Paperback-Ausgabe erschien bereits 2000 beim Blitz-Verlag. Nach dem Vorwort erwartet den Leser ein Gedicht über Lovecraft von Frank Belknap Long, welches eine Hommage an den Großmeister des Horrors ist.
Die enthaltenen Geschichten haben eines gemein: Sie sind alle eher der Phantastik zuzuordnen beziehungsweise weisen eher ruhigeren und gepflegten Horror auf. Der moderne Leser ist eventuell irritiert über die Themen, fehlende Action und Splatterelemente. Dem Käufer sollte vorher klar sein, was für ein Buch er da erwirbt.
Die erste Geschichte ist eine interessante und witzige Angelegenheit, denn sie wurde von fünf Autoren gemeinschaftlich verfasst. Der erste Autor machte den Anfang, schrieb einen Abschnitt und gab diesen weiter an den Nächsten. Der hängte seinen Abschnitt daran und reichte beide weiter an den Dritten.
"Die Bedrohung aus dem Weltraum" stammt von Merritt, Moore, Howard, Long und Lovecraft. Sie zeigt gut auf, wie unterschiedlich Autoren eine Geschichte prägen können. Der Kenner wird die typischen Handschriften erkennen. Lovecraft zieht die Geschichte sehr stark in Richtung Cthulhu-Mythos.
Es folgt "Die Epiphanie des Todes" von Clark Ashton Smith, die mit eher gepflegtem Grusel aufwartet. Was auch für "Das kleine schwarze Ding" von Duane W. Riemel gilt. Zu beiden Geschichten soll hier nicht zu viel verraten werden, da es sich um kurze Geschichten handelt, die auch von der Pointe leben.
"Das Nachtmeer" von Robert H. Barlow und H. P. Lovecraft ist dann eine einfach nur langweilige Geschichte ohne allzu viel Grusel. Das, was Ramsey Campell in "Die Stimme des Strandes" gelang, eine zwar eher handlungsarme Geschichte, die dafür aber voller Atmosphäre ist, entpuppt sich bei Barlow als reiner Langweiler mit dürftigen Ende.
Conan-Erfinder Robert E. Howard ist mit "Im Wald von Villefére" vertreten, diese Geschichte spielt in der Bretagne. Eine eher interessante und einfallsreiche Geschichte mit nur leichtem Gruselfaktor.
Mit einem Schuss Schwarzen Humors geht es weiter in "Die versiegelte Urne" von Richard F. Searight. Ein Mann erbt die Titelgebende antike Urne, was ihn verwundert, denn sie stammt von einem Mann, der Grund gehabt hat, ihn zu hassen. Wer weiß, ob da nicht mehr dahinter steckt
Ebenfalls von Richard F. Searight stammt die Geschichte "Das Hirn, in der ein feindlicher Agent im Deutschland der Post-Kaiser-Ära einem wirklich grauenhaften Geheimnis auf die Spur kommt. Heutzutage mag die Figur des Gegenspielers wie ein bekanntes Klischee wirken (skrupelloser deutscher Arzt, obwohl man so einen Charakter heute wohl im Dritten Reich ansiedeln würde), aber damals war sie wahrscheinlich noch etwas weniger Standard. Gut ist die Geschichte so oder so.
In der letzten Geschichte "Hort des Bösen entführt Henry S. Whitehead den Leser in eine andere Welt. Interessanter Plot, manchmal etwas langatmig zu lesen, aber mit guten Ideen.
Den Abschluss bilden die Erinnerungen von Muriel E. Eddy an Howard Phillips Lovecraft. Dieser kommt hier vollkommen anders herüber, als man das allgemein hin glaubt. Ja, es wirkt schon fast "übertrieben", wie positiv er hier geschildert wird. Muss wirklich ein netter Mann und echter Freund gewesen sein.
Fazit: Die oben erwähnten Einschränkungen beachtend, kann der interessierte Leser in dieser Anthologie viel gute Unterhaltung finden. Es gibt nur einen Ausfall und die Aufmachung inklusive Informationen und der Erinnerungen runden den guten Eindruck ab.