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Der Unternehmer Herr Rabemann und seine Gemahlin leben recht luxuriös, da Herr Rabemann eine Hühnerfarm sein Eigen nennen kann, die großen Gewinn erzielt. Grund dafür sind die Verhältnisse, in denen auf engstem Raum zahllose Hühner eingesperrt sind und ein trostloses Dasein fristen. Ohne Rücksicht auf die gequälten Tiere sieht Herr Rabemann nur das Geld, das er mit den Legebatterien einstreichen kann.
Nicht jeder hält Rabemanns Machenschaften jedoch für so sinnvoll, und plötzlich findet sich Rabemann unversehens gefesselt in einem Kellerraum wieder. Wie es aussieht, wurde er gekidnappt von Tierschützern, die für die Freilassung der armen Hühner kämpfen. Panisch stimmt Rabemann allen Forderungen zu, die seine Kidnapper von ihm verlangen: Statt der beengten Legebatterien soll ein Paradies für die Hühner geschaffen werden, die so lange leiden mussten.
Nachdem allen Forderungen nachgegeben wurde, wird Rabemann aus seiner Gefangenschaft entlassen. Sogleich macht er sich daran, Pläne für ein Hühnerparadies entwerfen zu lassen. Seiner Gemahlin und seinem Geschäftsführer Wempert, die übrigens ein Verhältnis miteinander haben, gefällt dieses neue Vorhaben ganz und gar nicht. Schließlich geht es um nicht geringe Geldmengen, die mit einem Hühnerparadies verloren gingen. Also trachten sie danach, Rabemann umzustimmen, an alten Verfahrensweisen festzuhalten
und Rabemann gibt nur zu schnell nach. Er ahnt nicht, dass jetzt nicht mehr nur seine Karriere und sein Geld, sondern auch noch sein Leben auf dem Spiel stehen. Denn die Tierschützer haben Rabemanns Versprechungen nicht vergessen - und wer nicht hören will, muss fühlen.
Auf gerade einmal 80 Seiten erzählt Horst Stockem seine Geschichte über den "Hühnerbaron" Rabemann und die rabiaten Tierschützer, die seinem Treiben ein Ende bereiten wollen. Der Stil ist ein recht ungewöhnlicher; es kommen Abkürzungen - von Namen wie von Worten - ebenso vor wie unausgeschriebene Zahlen, was der Erzählung sehr den Anschein eines Berichtes verleiht. Distanziert und nüchtern geht Stockem die Ereignisse an, nur selten dringt er in die Gefühle und Stimmungen seiner Charaktere ein; dem Leser wird es nicht ermöglicht, sich dabei mit ihnen zu identifizieren oder wenigstens Emotionen bezüglich der Schicksale aufzubauen. Die Tierschützer bleiben während der gesamten Handlung anonym und ein farbloser Widersacher, nie wird geklärt, warum ausgerechnet Rabemann zum Ziel gemacht wurde. Lediglich, wenn die Zeitpunkte kurz vor den Entführungen beschrieben werden, baut sich die Andeutung von Spannung auf, denn Stockem weiß durchaus mit Worten umzugehen. Viel zu selten nur zeigt er dies in "Die Entführung des Hühnerbarons". Zwar ergibt der Inhalt der Handlung kaum Stoff, um noch mehr Seiten zu füllen; dennoch hätten die Begebenheiten durchaus die Möglichkeit geboten, den Leser besser zu unterhalten, mehr Spannung zu erzeugen und schöner zum Schmunzeln anzuregen.
Es verbleiben 80 Seiten, die zwar ganz nett zu unterhalten wissen, jedoch nie ihr volles Potenzial ausschöpfen. Eigenwillig zu lesen und mäßig unterhaltend bleibt die Lektüre durch ihren ganz eigenen Stil; es hätte mehr aus einem kleinen, feinen Büchlein werden können.