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Als Jon Meriweather eines Tages in seiner Studentenbude dem Genuss eines Joints frönt, erscheint ihm ein Otter in Kleidung, der fast genauso groß ist wie er. Während er noch darüber nachdenkt, womit der Stoff verschnitten sein könnte, greift ihn der Otter an und fügt ihm eine böse Schnittwunde zu, weil er ihn für einen Dämon hält. Als sich die Nebel des Cannabis lichten, muss er sich eingestehen, dass all dies zu realistisch ist, um eine Halluzination zu sein. Er ist aufgrund einer Beschwörung in einer fremden Parallelwelt gelandet, in der die Tiere intelligent sind. Von den Abenteuern, die er dort erlebt, erzählt der Sammelband "Bannsänger", in dem die drei Romane "Bannsänger", "Die Stunde des Tors" und "Der Tag der Dissonanz" zusammengefasst sind.
"Bannsänger"
Der Otter, der vor Jon steht und ihn angegriffen hat, stellt sich als Mudge vor. Er ist es auch, der Jon-Tom - so nennt er ihn, weil der eigentliche Name ihm zu lang ist - erklärt, in was für einer Welt er gelandet ist. An seinem Hiersein kann eigentlich nur der verwirrte Magier Clodsahamp schuld sein, der mit Magie herumgespielt hat. Also machen sich beide auf den Weg zu ihm. Doch die zauberfähige Schildkröte Clodsahamp kann Jon-Tom nicht zurücktransportieren, weil ihre Kräfte erschöpft sind. Der Zauberer wollte einen Ingenieur beschwören, da eine große Krise auf das Land zukommen wird, die sich nur von einem Mitglied von Jon-Toms Welt lösen lässt. Er entschuldigt sich bei Jon-Tom und übergibt ihn vorerst der Obhut von Mudge, dem Otter. Dieser fühlt sich als Kindermädchen nicht so recht wohl, doch es bleibt ihm nichts anderes übrig. Also zieht dieser Kleinkriminelle gemeinsam mit Jon-Tom los in die nächste Stadt. Dort treffen sie auf Talea, eine nicht weniger kriminelle Menschenfrau, und auf allerlei Schwierigkeiten. Und Jon-Tom, der mit Begeisterung in einer Band gespielt hat, findet heraus, dass er mit seinen Liedern hier Magie wirken kann. Dies ist ihm noch von großem Nutzen, als sich die Krise, die Clodsahamp vorausgesehen hat, als realer herausstellt als gedacht.
"Die Stunde des Tors"
Jon-Tom und seine Gefährten sind immer noch dabei, Hilfe zusammen zu trommeln, damit auch dieses Mal die Invasion der insektoiden Wesen zurückgeschlagen werden kann. Clodsahamp bringt verzweifelt seine Argumente vor den Rat und hofft, dass die Bürger seinem Rat folgen und eine Streitmacht aufstellen. Doch dies ist erst der Anfang, denn es werden weitere Verbündete benötigt. Mudge und Talea sind gar nicht begeistert, als es darum geht, ins Land der Weber zu reisen. Erstens ist diese Rasse nicht als besonders gastfreundlich bekannt und zweitens ist die Reise zu ihnen selbst lebensgefährlich. Doch die Gruppe trotzt allen Gefahren und bezwingt sogar den schizophrenen Fluss. Und danach begeben sie sich mitten ins Herz des Feindeslandes, um die mächtige Waffe auszuspionieren, die den Insekten dieses Mal den Sieg schenken soll. Wie immer haben sie mehr Glück als Verstand bei ihren Unternehmungen, doch bleiben die Gefährten dieses Mal nicht einmal vor dem Tod gefeit.
"Der Tag der Dissonanz"
Dieser Teil ist, im Gegensatz zu den vorherigen beiden Teilen, die zusammen hingen, eine in sich abgeschlossene Geschichte um Jon-Tom. Die Schildkröte Clodsahamp, die begonnen hat, Jon-Tom in der Kunst der magischen Gesänge zu unterrichten, ist schwer erkrankt. Sie benötigt unbedingt ein Medikament, das nur in einem bestimmten Laden zu finden ist. Schwierig wird die Sache erst, als sich herausstellt, dass dieser Laden auf der anderen Seite des Meeres zu finden ist. Doch Jon-Tom denkt sich, wenn er schon eine solche Unternehmung tätigen muss, dann will er wenigstens Mudge an seiner Seite wissen, der trotz seines ständigen Missmuts bisher aus jeder gefährlichen Lage entkommen ist. Mit genug Geld für die Reise ausgestattet, machen sie sich auf den Weg. Doch ihre Unternehmung bleibt nicht unbemerkt, da Clodsahamps Rivale, der Magier Zancresta, verhindern will, dass sein Erzfeind wieder gesundet.
Der Bannsänger-Zyklus ist eine etwas andere Art der Fantasy, als man gewohnt ist. Die Helden, die losziehen, um die Welt zu retten, haben alle möglichen Arten von Motiven, doch Edelmut findet sich nicht darunter. Jeder Charakter ist mit einer einzigartigen Persönlichkeit ausgestattet, die ihn lebendig und plastisch darstellt. Man weiß gar nicht, wem man mehr Zuneigung geben soll: Dem etwas naiven Jon-Tom, der pragmatischen Talea oder Mudge, dem Kleinganoven, der sich aus jeder Situation herauswinden kann. Auch die Nebencharaktere sind wirkliche Unikate. Da gibt es den marxistischen Drachen, den wagemutigen Frosch, der sie über den schizophrenen Fluss bringt, oder den perversen Gorilla, der Apotheker ist.
Der Leser wird von Alan Dean Foster in eine sehr realistisch wirkende Fantasywelt geführt, in der auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Mit sehr viel Humor und Ironie erlebt man eine klassische Abenteuergeschichte um eine bedrohte Welt und eine Gruppe von tapferen, oder vielleicht auch nur goldgierigen Leuten, die ausziehen, um das Übel aufzuhalten. Während deren Reise erleben sie eine Unmenge an Abenteuern, und der Leser unterhält sich aufs Köstlichste.
Eine Geschichte mit sehr vielen abstrusen Einfällen, die jedoch nie zu überzogen wirken. Es macht sehr viel Spaß, sich durch dieses dicke Buch zu arbeiten, das der Verlag Area zu einem unschlagbaren Preis herausgebracht hat. Wer Fantasy mag oder gerne mal wieder lachen möchte oder wer Abenteuergeschichten um Schurken gern hat, der muss unbedingt zu diesem Buch greifen. Und das Gute ist, es gibt noch weitere Geschichten.