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Mit "A Clash of Kings" geht das Lied von Eis und Feuer in seine zweite Runde, in der deutschen Fassung in die Runden drei und vier. Und in diesem Band geht alles aus den Fugen, was bisher Bestand hatte. Ein riesiger roter Komet hängt am Himmel und ist sogar am Tag zu sehen, ein Omen, das alle anders interpretieren.
König Robert Baratheon ist tot, gefällt durch einen wilden Eber. In Kings Landing, der Hauptstadt von Westeros, hat seine Frau Cersei als Regentin für Joffrey die Macht übernommen, allerdings ist dieser nicht wirklich Roberts Sohn, sondern der von Cerseis Zwillingsbruder Jaime, mit dem sie schon seit Kindertagen gerne das Bett teilt. Ihr Vater, Lord Tywin Lannister, schickt den kleinen Bruder Tyrion - und der ist wirklich klein, da zwergenwüchsig - nach Kings Landing, um dort als des Königs Hand zu regieren.
Eddard Stark, die letzte Hand von König Robert, ist tot, von Joffrey zum Tode verurteilt und vom Henker Ser Ilyn Payne geköpft. Robb, sein Sohn und Erbe, ruft den Norden zusammen und zieht nach Süden, um seinen Vater zu rächen. Brandon Stark, der mittlere Sohn Eddards, ist nach einem schweren Sturz verkrüppelt. Er ist mit Rickon, dem vierjährigen kleinsten Stark, auf Winterfell zurückgeblieben und muss dort die Stellung halten. Seine Schwester Sansa lebt als Verlobte des neuen Königs und als Gefangene in der Hauptstadt, ihre Schwester Arya zieht mit einigen Rekruten der Nachtwache nach Norden, als Junge verkleidet. Bei der Nachtwache ist auch ihr großer Bastardhalbbruder Jon Snow. Und er ist ausgewählt, beim Lord Commander Mormont als Bursche zu dienen.
Catelyn Stark, Eddards Witwe, stößt zu den Truppen des Sohnes, nachdem sie Tyrion Lannister gehen lassen musste und ihren Onkel, den "Blackfish" Brynden Tully, von der Eyrie, wo sie bei ihrer Schwester Lysa war, mitbringt.
Ser Davos Seaworth, ein ehemaliger Schmuggler, der wegen besonderer Verdienste zum Ritter geschlagen wurde, macht sich große Sorgen um seinen Lehnsherren, den Lord Stannis Baratheons, den ältesten Bruder von Robert. Nicht ganz zu Unrecht lässt sich Stannis zum König ausrufen, und er paktiert mit einer seltsamen Magierin. Sein jüngerer Bruder Renly ruft sich übrigens auch zum König aus, was bald zu maximalen Schwierigkeiten in der Familie führt.
Theon Greyjoy wird von Robb Stark zu seinem Vater geschickt, dem Lord Balon Greyjoy, der sich einst als König der Iron Isles gegen Robert Baratheon auflehnte. Theon ging als Mündel und Geisel nach Winterfell und wuchs dort mit Robb gemeinsam auf. Als er jetzt nach Pyke zurückkehrt, bemerkt er, dass einige Jahre vergangen sind und er nicht so willkommen zu Hause ist, wie er es erhoffte.
Auf einem anderen Kontinent durchquert ein kleiner Treck die Wüste, geführt durch Daenerys Targaryen, genannt Stormborn. Sie ist die Nachfahrin des alten Königshauses von Westeros, und sie hat immer noch Bestrebungen, diesen Thron eines Tages wieder zu besetzen. Ihre Gefolgschaft besteht aus den Überresten des Reitervolkes, das ihr Gatte anführte. Und sie hat drei echte Drachen, die einst das Zeichen ihres Hauses und die Macht in Westeros bedeuteten.
Neun Hauptfiguren, mit Davos und Theon zwei neue, gibt es in diesem Buch, im Gegensatz zum ersten Band sind Robb und Eddard - letzterer aus verständlichen Gründen - nicht mehr als Hauptfiguren im Gebrauch. Und wenn es um neun Hauptfiguren geht, die sich bei weitem nicht mehr so oft begegnen wie im ersten Band, den ersten beiden Büchern, dann kann es nicht so ganz einfach sein, dem Ganzen zu folgen. Und da hier wirklich alles aus den Fugen gerät, müht sich George R. R. Martin auch ein bisschen, neue Geschichtsmonumente aufzubauen, die er dann wieder wie gewohnt einwerfen kann. Und so ist der zweite Band sicherlich der anstrengendste im bisher erschienen "Lied von Eis und Feuer", aber so vieles muss vorbereitet werden, was in den folgenden und zum Teil ja noch gar nicht geschriebenen Bänden geschehen wird. Eine ganze Menge neuer Charaktere erscheinen auf der Bildfläche, viele sterben oder gehen ganz neue Wege. Die stärksten Kapitel, die mitreißendsten, sind die um Tyrion Lannister, der nach Kings Landing kommt und mit der ganzen intriganten Cleverness, die er nun mal hat, beginnt, die Macht seiner Schwester einzudämmen und wirklich für das Reich zu arbeiten. Dabei trickst er einige Leute aus, die es sehr verdienen.
Sansa, Arya und Bran können nicht besonders aktiv werden, sind ein bisschen Spielball dessen, was um sie herum geschieht, und das tut ja bekanntlich keinem Protagonisten, wo auch immer, gut. In diesen beiden Büchern, die zum Band "A Clash of Kings" gehören, wird auch ein bisschen Überbau geleistet, Visionen künden von der Zukunft, die Stark-Kinder müssen in ihren Möglichkeiten wachsen, und Theon und Davos müssen erst mal ein wenig dem Leser ans Herz wachsen. Alles das bringt ein kleines Handlungsloch in die Geschichte - aber das nur im Vergleich zum ersten und den nachfolgenden Bänden, denn rund geht es hier immer noch auf hohem Niveau.
Die nur wenig geringere Handlungsdichte stört nur wenig bei der Lektüre einer bisher nicht annähernd erreichten Fantasy-Serie, "Das Lied von Eis und Feuer" ist ein Muss, ist wunderbar, ist eine Erweiterung der Phantastik.