Da hat man ganze Armeen abgeschlachtet, Angst und Schrecken verbreitet, unzähligen Feldherren gedient, König Salomon beraten und darf nun Propagandaplakate an Hauswände kleben. Nein, Bartimäus hätte wirklich nicht gedacht, dass er jemals so tief sinken würde. Und seinem Herren John Mandrake scheint es auch vollkommen egal zu sein, dass er ihn nur noch als Fußabtreter benutzt. Das jedenfalls sorgt nicht dafür, dass er viel Liebe und Hingabe zu ihm empfindet. Mandrake, oder sollte er lieber Nathanael sagen, ist seit seinem Posten als Informationsminister eitel und unausstehlich geworden. Oder besser gesagt, noch eitler und unausstehlicher. Der Krieg mit Amerika hält ihn voll auf Trab. Ständig erfindet Mandrake neue heroische Kriegsgeschichten und entwirft neue reißerische Plakate, die Bartimäus in der Stadt verteilen muss. Darunter leidet die Substanz des Dschinns, so dass er nur noch einen Hauch seiner alten Kraft besitzt.

Was Bartimäus seinem Herrn vor einigen Jahren verschwiegen hat, ist, dass Kitty Jones, eine Gewöhnliche, die im Widerstand tätig gewesen ist, noch am Leben ist. Damals bat Bartimäus sie sogar darum, das Leben seines Meisters zu verschonen und schwindelte dafür ihren Tod vor. Aus diesem Grund kann sie einigermaßen ungefährdet in London ihren Tätigkeiten nachgehen. Doch dass der Dschinn Bartimäus der Hauptgrund ihrer Tätigkeiten ist, hätte auch er nicht gedacht. Als sie es sogar schafft, ihn zu beschwören, ist er doch ziemlich perplex. Und gerade diese drei, Kitty, Mandrake und Bartimäus, sind die einzigen, die großes Unheil abhalten können. Dagegen sind die Ereignisse der letzten Jahre ein bescheidenes Vorspiel gewesen. Aber dass auf den Schultern dieser zerstrittenen Truppe sozusagen das Schicksal der Welt ruht, ist der größte Witz, den England je hervorgebracht hat.

Bartimäus ist wieder zurück, auch wenn er nicht mehr auf der Höhe seiner Kraft ist. In den letzten Jahren durfte er kein einziges Mal an den Anderen Ort zurückkehren, um neue Kraft zu schöpfen. Denn Mandrake befürchtete, dass sein Dschinn von jemand anderem beschworen werden und seinen Geburtsnamen herausposaunen könnte. Als John Mandrake dann auf Kitty trifft, ist er sehr erstaunt, da er sie für tot gehalten hat. Immerhin hatte er deswegen fürchterliche Gewissensbisse. Sie hat die letzten Jahre genutzt, um mehr über die Vergangenheit von Bartimäus herauszufinden. Und dabei fand sie heraus, welche Identität der äthiopische Junge hatte, den der Dschinn so gerne imitiert. Diese Informationen sind ihnen einen große Hilfe, als die so lange geknechteten Dämonen in die Welt einbrechen, um sie mit Zerstörung zu überziehen.

Wie gewohnt ist Bartimäus schlagfertig und gewitzt und lässt kein gutes Wort an seinem Herrn. Doch dieses Mal vergeht ihm der Spaß teilweise, denn Kitty Jones stochert in seinen alten Wunden herum. Ptolemäus, sein früherer Herr, war der einzige Mensch, der ihm jemals etwas bedeutet hatte, denn er hat ihm vollständiges Vertrauen geschenkt. Und durch seine Schriften hat er ein Testament hinterlassen, mit dem es möglich sein könnte, endlich Frieden zwischen Dämonen und Menschen herzustellen.

Der dritte Band der Trilogie ist etwas düsterer als die ersten beiden. Gekonnt werden hier die Erzählstränge der beiden ersten Teile zu einem befriedigenden Ende verknüpft. Durch einzelne Reisen in die Vergangenheit von Bartimäus erfährt der Leser interessante Informationen über den Charakter des unwilligen Dschinn. England ist durch den Krieg mit Amerika ausgelaugt, doch die eigentliche Gefahr lauert im Inneren. Die Bevölkerung ist unruhig und immer mehr Gewöhnliche mit Abwehrkräften tauchen auf. Inmitten dieses Chaos wird ein Putschversuch gestartet, dem lediglich Kitty, Nathanael und Bartimäus entgegenstehen.

Wer die ersten beiden Bände gelesen hat, muss sich unbedingt auch den dritten zulegen. Er ist spannend, witzig, chaotisch und bildet ein würdiges Ende der Trilogie. Ich habe ihn mit Begeisterung verschlungen und weiß, dass es jedem anderen genauso gehen wird. Das einzig negative daran ist, dass es keine weiteren Teile geben wird.