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Der Jakobsweg ist kein normaler Wanderweg. Wer hier entlang wandert, der sucht Zeit für Besinnung und Ruhe. Dieser Weg verlangt denen, die ihn beschreiten, einiges an Tränen, Plagen und Ausdauer ab, dafür gibt er ihnen hinterher alles Erlittene doppelt wieder zurück. Schon unzählige Menschen sind auf der Suche nach Gott hier gepilgert.
Kann man da ein Buch über diesen Weg, das von einem deutschen Komiker verfasst wurde, überhaupt ernst nehmen? Ja, das kann man, denn auch Hape (Hans- Peter) Kerkeling, der Autor dieses Buches, hat sich eines Tages auf den Weg gemacht, um ans Grab des Apostels Jakob in Santiago de Compostella zu gelangen. Er startet in Frankreich, im vergessenen Dörfchen Saint-Jean-Pied-de-Port, und hat eine Wanderung von über 800 Kilometern vor sich. In seinem Tagebuch hält er seine Erlebnisse schriftlich fest. Natürlich ist es für niemanden leicht, so eine Strecke zu laufen. Aus diesem Grund finden sich viele schmerzhafte Erlebnisse, Abschnitte, in denen er gerne aufgegeben hätte, und Beschwerden über die Pilgerunterkünfte in diesem Buch wieder.
Doch auch Kerkeling gibt dieser Weg eine besondere Erleuchtung. Durch viele Begegnungen mit wunderbaren, aber auch seltsamen Personen findet er immer mehr zu sich selbst. Innere Zufriedenheit und die Gewissheit, ein Stück mehr geschafft zu haben, füllen bald seine Tage aus. Seine Leidensgenossen sind die beiden Frauen Anna und Sheilagh, mit denen er ein Stück des Weges und vor allen Dingen die letzten Tage teilt. Angekommen, am eigentlichen Ziel des Weges, will keiner sich von den anderen so richtig trennen. Und auch wenn Deutschland, Neuseeland und Britannien recht weit auseinander liegen, verbinden sie doch die erfüllenden Tage der Wanderschaft und die Gewissheit, den Jakobsweg wirklich geschafft und bezwungen zu haben.
Dieses Tagebuch, das durch Fotografien und eine Karte des abgelaufenen Weges bereichert worden ist, enthält fast jeden einzelnen Tag der Wanderung von Hape Kerkeling. Hier beschreibt er die Strapazen und die Zweifel, die ihm die Wanderung erschweren, und schweift auch manchmal zu früheren Ereignissen ab, an die er sich während des Weges erinnert. Sehr persönlich und schlicht beschreibt er einen Weg, den er sich selbst aufgebürdet hat. Wie jeder andere auch leidet er unter der Hitze, dem Staub, den steilen Bergen und den maroden Schlafgelegenheiten. Anhand seiner Aufzeichnungen kann auch der Leser ein Stück weit diesen Weg mit ihm laufen.
Mich persönlich hat dieses Buch sehr gefesselt. Dabei ging es vorrangig nicht darum, dass man hier einen deutschen Prominenten näher kennen lernen kann, sondern dass man durch die persönlichen Aufzeichnungen ein Stück weit mit dabei gewesen zu sein scheint. In treffenden Worten beschreibt Kerkeling, dass der Weg jeden, der ihn beschreitet, auch bereichert. Man findet zu sich selbst und ein Stück weit auch zu seiner eigenen Spiritualität. Der Autor ist ganz sicher kein erzkatholischer Gläubiger, und gerade das macht dieses Buch so interessant. Denn in seinen Beschreibungen kann sich jeder Leser ein Stück weit selbst erkennen. Und vielleicht bekommt man dadurch sogar Lust, sich selbst einmal auf den Weg zu machen.