Als Psychologieprofessor hilft Eddie Fitzgerald, genannt Fitz, der Greater Manchester Police bei der Erstellung von Täterprofilen bei besonders brutalen Gewaltverbrechen. Soweit nichts Ungewöhnliches. Doch Fitz ist ein Kettenraucher, spielsüchtig, dem Alkohol sehr zugetan und fettleibig. Seine Fähigkeiten, einen Menschen binnen Minuten zu verstehen und dessen Verhaltensweisen zu analysieren, zeigt er diesen auch unverblümt. Er ist ehrlich, sexistisch, laut, sarkastisch, zynisch und verletzend. So geht er nicht nur die Fälle, sondern auch sein Leben an. Privat läuft es bei ihm nicht sonderlich gut. Seine Frau Judith will ihn verlassen, sein Sohn kifft, und seine analytischen Fähigkeiten auf sich selbst anzuwenden, um etwas zu ändern, dazu ist er zu feige. Er entflieht diesen unangenehmen Situationen mit Hilfe von Glücksspiel, Alkohol, Zigaretten und Arbeit. Das Verhältnis der ermittelnden Beamten zu dem Psychologen ist gespalten. Einerseits ist Fitz brillant in seiner Arbeit, dennoch verhindert er ab und an Ermittlungsmethoden, vor allem die, in denen die übrigen Beamten mit einer gewissen Wut im Bauch am liebsten auf die Verdächtigen losgehen würden. Lediglich mit Jane Penhaligon, einer Polizeibeamtin, kann Fitz sich arrangieren, bei ihr treffen seine Pläne und Vorstellungen nicht auf taube Ohren.
Alles in allem ist er kein Held einer Serie, der glatt ist. Er hat gewaltige Kanten, an denen man sich reiben kann. Selbst als Zuschauer lacht man mal unvermittelt auf oder ist entsetzt, wie Fitz mit seinen Kollegen umspringt.
Die erste Staffel besteht aus drei DVDs mit jeweils einem Fall.

Mord ohne Erinnerungen (The mad woman in the attic)
Eine junge Frau wird in einem Zug ermordet aufgefunden, alles deutet auf einen Serienmord hin. Relativ schnell wird Thomas Kelly als Verdächtiger festgenommen. Doch dieser gibt an, sich an nichts erinnern zu können, auch nicht aus seinem Leben zeitlich vor der Tat. Fitz bekommt mit, dass es sich bei der ermordeten Frau um seine Studentin handelt. Er sucht die Familie der Frau auf, damit er sich ein Bild machen kann. Auch er erfährt, dass die Polizei einen Verdächtigen festgenommen hat. Doch Fitz ist nach einem Besuch überzeugt, dass der Mann unschuldig ist. Fitz wird von Detective Chief Inspector David Bilborough zu dem Fall hinzugezogen. Doch an der Unschuld von Thomas Terry zweifeln die Behörden und die Eltern der Ermordeten.
Der Verdächtige scheint sich wirklich nicht erinnern zu können, zeigt aber sehr viel Verständnis für die Situation. Er scheint ein sehr einfühlsamer und gütiger Mensch zu sein.

Mörderische Liebe (To say I love you)
Als ein Mensch brutal ermordet in einer Gasse aufgefunden wird, übernimmt das Team um David Bilborough die Ermittlungen. Fitz ist mittlerweile fester Bestandteil des Teams, doch er hat immer noch bei den Beamten um Achtung zu kämpfen. Die Rückschlüsse des Psychologen am Tatort mit dem Ergebnis, dass die Mörder weitermachen werden, stößt allerdings auf Skepsis.
Das Täterpaar ist mehr als nur dazu bereit, jeden aus dem Weg zu räumen, der sich ihnen entgegenstellt. Notfalls sogar gegen die Behörden. Sie fühlen sich eingeengt und angegriffen und reagieren wie Bonnie und Clyde.
In der Zwischenzeit stellt Judith, Fitz’ Ehefrau, ihrem Mann Bedingungen, unter denen sie bereit ist, wieder zu ihm zurückzukehren.

Tod eines Knaben (One day a lemming will fly)
Der 13-jährige Tim wird von seiner Mutter als vermisst gemeldet. Immer mehr verdichten sich die Hinweise dahingehend, dass der Junge tot ist. Erst als seine Leiche gefunden wird, herrscht für die Eltern Gewissheit. Doch Tim wurde ermordet. Ein Schuldiger ist schnell ausgemacht, Tims Lehrer Nigel Cassidy. Doch dieser weigert sich zunächst beharrlich, den Mord zu gestehen. Er muss frei gelassen werden. Ein Mob formiert sich und David Bilborough gerät immer mehr unter Druck, die Sache zu bereinigen.
Fitz soll den Verdächtigen dazu bringen, ein Geständnis abzulegen. Bei diesem Rededuell steigert sich der Psychologe so sehr hinein, dass ihm andere mögliche Lösungen des Falles nicht ersichtlich sind.

Wie schon aus den Kurzbeschreibungen ersichtlich, werden drei unterschiedliche Fälle dargestellt: Serienmord, Mord aus Leidenschaft und Kindsmord. Allen Taten ist ihre Grausamkeit gemein, welche den Einsatz eines Psychologen legitimiert. Bereits ab der ersten Folge werden alle für die Serie wichtigen Personen vorgestellt. Erst mal natürlich Fitz, gespielt von Robbie Coltrane, dazu noch die Ermittlungsbeamten David Bilborough (Christopher Eccleston), Jimmy Beck (Lorcan Cranitch) und Jane Penhaligon (Geraldine Somerville). Eine weitere wichtige Rolle fällt natürlich Fitz’ Frau zu. Judith Fitzgerald (Barbara Flynn) kommt mit den Süchten und Marotten ihres Mannes nicht zurecht, das wird gleich sehr gut in die erste Folge mit eingeflochten. Sie versucht mit allen Mitteln, ihre Ehe zu retten.

Die übrigen Personen verblassen hinter der Darstellung von Fitz. Doch das ist so gewollt und stört nicht sonderlich, so hat doch jeder von ihnen eine eigenständige Persönlichkeit.
Auch bei der Wahl der Drehorte wurde darauf geachtet, dass sie kein romantisiertes Bild von Großbritannien widerspiegeln. So werden die hässlichen Seiten von Manchester gezeigt, es wird nichts beschönigt. Das passt auch zu den Taten. Die Kameraführung bedient sich vor allem langer, ruhiger Einstellungen und Kamerafahrten. Die Bildqualität ist die der Fernsehproduktion. Die Bilder wirken manchmal blass, dennoch werden die Farben recht naturgetreu wiedergegeben. Es gibt keine hektischen Schnitte, die stören. Dennoch bleibt die Bildqualität hinter der vielleicht sonst von dem Medium DVD gewohnten Qualität.
Der Ton wiederum ist in gewohnter DVD-Qualität. Der mehrfarbige Untertitel macht es leicht zu unterscheiden, wer was sagt. Vor allem ist das bei den Dialogen, die bis auf die Spitze getrieben werden, sehr hilfreich.
Leider sucht man ein Booklet oder Extras vergeblich. Die Filme sind aus den mehrteiligen Einzelfolgen zusammengefasst und stellenweise gekürzt. Dennoch fällt das nicht sonderlich auf.

Fazit:
Wer ruhige, aber gut gemachte Krimis mag, sollte hier zugreifen. Die charakterlichen Entwicklungen der Personen innerhalb der Serie machen diese sehr sehenswert. Selten war ein Kriminalpsychologe so ambivalent. Ein brillanter Geist in einem von Süchten und Schwächen gezeichneten Körper.

Produktion: Großbritannien 1993