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Vatikan im Jahre des Herrn 1968:
Eine skrupellose und geheim agierende Gruppierung wagt das Unfassbare. Aus Stücken des Turiner Grabtuchs wird die darin enthaltene DNS extrahiert, um mit deren Hilfe einen Menschen zu klonen. In dem Tuch soll der Leichnam von Jesus Christus gelegen haben. Die Verschwörer erhoffen sich, dass der Messias zurückkehren würde, um die Menschheit zu erretten.
Dreißig Jahre nach diesem Experiment entdeckt der New Yorker Priester Peter, dass er scheinbar übernatürliche Kräfte besitzt, die ihn zu beschützen scheinen. Sehr schnell wird ihm klar, dass er diese Kräfte nicht zufällig heraufbeschwört, sondern über sie sogar Kontrolle ausübt. Natürlich bleibt dieses auch den Verschwörern von einst nicht verborgen. Sie versuchen Pater Peter in Rom zu untersuchen. Doch ist dieser Mann wirklich der neue Messias?
Der Priester versucht vor seinem Schicksal und seinen Peinigern zu fliehen. Doch immer mehr Menschen sehen in Peter durch seine Wundertaten den Heiland, der zurückkommen soll, um die Menschheit vor dem Millennium zu erretten.
Langsam nimmt eine dunkle Entwicklung ihren Lauf.
Das bereits 1992 in den USA erscheinende Buch liegt erstmals in der Deutschen Ausgabe vor. Es ist beim area-Verlag in der Reihe "Kultwerke des Horrors" erschienen.
Doch was als Horrorbuch angekündigt wird, ist mehr ein Thriller als schrecklicher Horror. Sicherlich gehören das Klonen von Jesus Christus und die daraus möglicherweise entstehenden Konsequenzen für einige zu einem Horrorszenario, das bitte möglichst nicht eintreffen sollte, doch die Entwicklungen und Verwicklungen in der Geschichte sind typisch für das Thriller-Genre der heutigen Zeit. Es gibt eine verschwörerische und einflussreiche Gruppierung. Diese sitzt im Vatikan, hält Informationen zurück, verfolgt zwar christliche Ziele, aber um diese zu erreichen, wird ganz und gar unchristlich - besser gesagt, nicht den Zehn Geboten folgend - agiert. Sie klonen einen Menschen und hoffen, dass er der Erlöser ist, der sie vor den Schrecken des herannahenden Millenniums beschützen würde.
Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die Figuren, welche die Handlung vorantreiben, sind sehr unterschiedlich, dennoch wirken sie anfangs sehr stereotyp.
Auf der einen Seite haben wir den Pater Peter. Er ist groß gewachsen, braun gebrannt und gutaussehend, die Mitglieder seiner Gemeinde, vor allem aber die Frauen, liegen ihm regelrecht zu Füßen. Doch mit der Zeit entwickelt sich der Charakter des Priesters, auch wenn sein Einfluß auf Menschen weiterhin bestehen bleibt. Er muss sich, ganz wie Jesus auch, den unterschiedlichsten Versuchungen stellen und dabei darauf achten, nicht auf die Gegenseite abzudriften.
Auf der anderen Seite haben wir die Journalistin Marion Windsor, eine attraktive Mittdreißigerin, die voll in ihrem Berufsleben steht. Sie vertritt die weltliche Sicht der Dinge. Ihre Handlungen und Meinungen bestimmen ebenso den Verlauf der Geschichte wie die von Pater Peter.
Doch nach und nach werden die Charaktere geschliffen, facettenreicher und tiefgründiger und verlieren zusehens ihre Oberflächlichkeit. Selbst eher unwichtigere Personen bekommen ein ganz individuelles Bild, fließen natürlich in die Handlung mit ein und verschwinden glaubhaft aus ihr.
Die Handlung selber, das Klonen des Herrn, ist nicht gerade neu. Dennoch gelingt es Monteleone, das brisante Thema spannend zu erzählen. Gerade der Anfang und vor allem das Ende des Buches sind sehr fesselnd, und man kann sich herrlich davon gefangen nehmen lassen. In der Mitte allerdings flacht es etwas ab, die Geschichte wird etwas oberflächlich, bleibt aber dennoch unterhaltsam.
Der Autor versteht es, den Leser zu unterhalten, ohne sich dabei in glaubenstheoretischem und moralischem Geschwafel zu verlieren. Seine Charaktere wirken glaubhaft, ihre Handlungen sind nachvollziehbar und verständlich.
Die Geschichte wurde 1993 mit dem Bram-Stoker-Award prämiert und macht auf alle Fälle Lust auf den nachfolgenden Teil "Das siebte Siegel".
Fazit:
Eine kurzweilige, leider stellenweise auch oberflächliche Geschichte mit einem spannenden, vorläufigen Ende. Gut gezeichnete Charaktere verleihen der Geschichte eine interessante Glaubwürdigkeit, die den Leser in ihren Bann ziehen kann.