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 Sandman: Death : Der Preis des Lebens

Serie: Sandman
Autoren: Neil Gaiman
Illustratoren: Chris Bachalo, Mark Buckingham, Dave McKean
Übersetzer: Gerlinde Althoff
Verlag: Tilsner

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Einen Softcover-Comicband mit 104 Seiten Umfang ganz für sich allein nimmt Death, die jüngere Schwester des Sandman aus Neil Gaimans "Sandman"-Reihe, mit dem vorliegenden Buch für sich in Anspruch.

Der sechzehnjährige Sexton hat die Nase von allem voll. Es ist nicht einmal so, dass er viele Probleme hätte, ihn vieles nerven würde oder ähnliches, nein, Sexton ist einfach gleichgültig und hat keinen Bock mehr. Wohlüberlegt verfasst er einen Abschiedsbrief am PC, absolut entschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Seine Pläne werden jedoch von seiner Mutter Sylvia zunächst auf Eis gelegt, denn diese hat in einem manischen Anfall nichts besseres zu tun, als gut gelaunt die Wohnung zu putzen. Dieses Vorhaben geht sie derart bester Laune an, dass Sexton seine bisherigen Ergüsse auf dem PC abspeichert und das Haus verlässt, bis der Putzwahn sich gelegt hat - schließlich hat er es auch nicht allzu eilig, sein Vorhaben zu sterben in die Tat umzusetzen.
Auf einer Müllhalde rutscht er schließlich aus und gerät unter einen Kühlschrank. Ein fremdes Mädchen rettet ihn aus der misslichen Lage und da er ohnehin nicht viel besseres zu tun hat, begleitet er sie nach Hause. Dort macht er sich aber bald aus dem Staub, als er erkennt, dass das fremde Mädchen im Gothic-Outfit mit Zylinder auf dem Kopf offenbar nicht ganz richtig im Kopf ist - oder besser gesagt: Er versucht, sich aus dem Staub zu machen.
An der Haustür wartet jedoch bereits eine uralte Obdachlose auf ihn, die ihn mit einer abgebrochenen Glasflasche in der Hand zum Rückzug zwingt und völlig unfreiwillig befindet sich Sexton plötzlich in einer Geschichte, in der das fremde Mädchen, das sich für den Tod hält, scheinbar immer guter Dinge ist, alles von den Leuten geschenkt bekommt, der angeblich mehrere Hundert Jahre alten Obdachlosen verspricht, deren Herz zu suchen und schließlich zusammen mit Sexton von einem Eremiten entführt und eingesperrt wird.
Sexton versteht die Welt nicht mehr.

Die "Sandman"-Reihe ist bekannt dafür, auf einem Niveau zu agieren, das viele Comics von vornherein absprechen wollen. Sie ist aber auch bekannt dafür, Sinnfragen zu stellen und auf ihre Art und Weise zu erklären, ist fantasievoll, mystisch, traurig, erhebend und dramatisch - alles das und viel mehr zugleich. Was meist jedoch vorherrscht, ist die Schwere, das Düstere des Ganzen. Nicht so bei Death.
Death hält sich nicht für den Tod, sie ist der Tod, wie Leser der Serie längst wissen, doch mit den Erzählungen über den Tod, mit dem Gerippe mit Sense, hat sie nichts gemein. Alle hundert Jahre kommt das vermeintliche Mädchen, das so alt ist wie die Zeit, zu den Menschen und verbringt einen Tag als Sterbliche, um das Leben und das, was es zu bieten hat, stets mit Achtung zu behandeln. Nie soll sie vergessen, wovon sie die Lebewesen trennt, wenn sie sie abholen kommt. Und Death weiß das zu schätzen. Sie ist unbekümmert und immer freundlich, achtet auf die kleinen Dinge des Lebens, bedankt sich für alles und sorgt mit ihrer scheinbaren Naivität dafür, dass den Menschen, denen sie begegnet, das Herz aufgeht. Das Leben hält so vieles bereit, vor dem man leicht die Augen verschließt - und das erkennt auch Sexton im Verlauf der Geschichte.

Die farbigen Zeichnungen der Geschichte, die sich in mehrere Kapitel aufteilt, sind sehr detailliert und stimmungsvoll. Anders ist dies auf den letzten sechs Seiten des Comicbandes. Dort ist die eigentliche Geschichte längst beendet und stattdessen schließt sich "Death erzählt vom Leben" an, ein kurzer Aufklärungscomic über HIV, andere Geschlechtskrankheiten und Safer Sex, präsentiert von Death, von einem anderen Künstler gezeichnet. Dieser Comic wurde von der Gesundheitsbehörde bereits als Broschüre herausgegeben und behandelt zweifellos ein wichtiges Thema, zudem scheint Death die ideale Person zu sein - wegen ihrer Lebensaufgabe und zugleich ihrer unbekümmerten Art -, um dieses Thema jemandem nahe zu bringen, dennoch passen sich die eher schwachen schwarzweißen Zeichnungen, der braune Hintergrund sowie der Inhalt nicht in den Comic ein und wirken deutlich deplaziert.

Nicht deplaziert, sondern hübsch gestaltet, dennoch aber überflüssig ist die Einleitung von Tori Amos, in der sich die Sängerin dem Charakter von Death in ihrer Wortwahl anzugleichen versucht mit dem Ergebnis, drei Seiten lang zu reden, ohne dabei irgendetwas zu sagen zu haben.

Insgesamt ist "Death: Der Preis des Lebens" wohl einer der schönsten und zugleich leichtesten Bände der "Sandman"-Reihe, dennoch stören Einleitung sowie der eingebrachte abschließende Aufklärungs-Comic und nehmen dem Buch einiges an Flair.

Tanja Elskamp



Softcover | Erschienen: 01. Januar 2004 | ISBN: 3933773903 | Preis: 20 Euro | 102 Seiten | Sprache: Deutsch

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