Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Spannung | |
Aventurien, Winter 1020 BF. Borbarad bereitet sich östlich der Schwarzen Sichel auf die Eroberung des Kontinents im Namen der Niederhöllen vor. Das Schwert der Schwerter, Ayla von Schattengrund, will ihm mit rondrianischer Streitmacht entgegen reiten. Und die Rondrageweihten Brin von Rhodenstein und Hauka, die nivesische Wölfintochter reiten einsam gen Bjaldorn im rauen Bornland. Der Weiße Mann, das Oberhaupt der Firunkirche auf Dere, hat persönlich um Hilfe ersucht, denn Firuns niederhöllischer Gegenpart hat den kristallenen Tempel des grimmen Gottes angegriffen, und Graf Uriel von Notmark, die "Warzensau", ist auf dem Weg, um die Feste mitten in der eingeschneiten Einöde einzunehmen. Dort eingetroffen, stehen die beiden Geweihten Baron Trautmann bei den Kriegsvorbereitungen bei. Brin versucht mit Trautmanns Sohn Fjadir, den alten Bund mit den Schraten im nahen Nornja-Wald zu erneuern. Bei ihrer Rückkehr ist das notmärkische Heer unter der Flagge des Dämonenmeisters bereits zu sehen, und bald entbrennt eine erbitterte Schlacht um Bjalas Feste und den Kristalltempel.
Erzählt wird ein Handlungsstrang, der parallel zu den Geschehnissen in Ulrich Kiesows Epos "Das zerbrochene Rad" spielt. Zusammen mit selbigem Werk stellt "Steppenwind" den "Versuch eines vernetzten Projekts" dar, aber der DSA-Kenner kann heute die Ereignisse auch ohne Kenntnis von Kiesows Werk nachvollziehen, wenn man nur weiß, wer Borbarad ist und was unter "Schwarzen Landen" zu verstehen ist.
Zunächst einmal: Das Buchcover zeigt drei Orks auf einer Steppe mit Wald und Gebirge im Hintergrund. In der Reihe unpassender DSA-Romancover zählt dieses wohl zu den irreführendsten, denn der DSA-Kenner wird womöglich erwarten, dass der Roman in der Messergrassteppe im Orkland spielt. Weit gefehlt, und ein saftiger Minuspunkt.
Ansonsten vermittelt der Roman den Eindruck, als hätte der Autor sehr viel mehr Platz zur Verfügung gehabt, als seine Geschichte benötigt. Es passiert nicht viel, und der Autor bauscht die wenig Kreatives bietende Story mit ausschweifenden Rückblicken, Hintergrundinformationen und übermäßig detaillierten Szenebeschreibungen auf - sicher hätte man das Geschehen auch in 150 Seiten erzählen können, ohne dass das Buch unspannend oder lieblos würde. Alternativ hätte auch mehr Platz auf die Ausarbeitung interessanter Charaktere verwendet werden können - der womöglich interessanteste Charakter, die Nivesin Hauka, kommt viel zu dünn und beiläufig weg. Hinzu kommen eine Unzahl von Adjektiven, nahezu jedes Substantiv kommt mit einer Ausschmückung daher, und ein furchtbar antiquierter Stil, der dem Autor scheinbar sehr fantasy-konform dünkte. Gaul würzt das Ganze schließlich mit einer gehörigen Portion tolkienscher Pathetik - wer fühlt sich bei Trautmanns Gebaren nicht an den alten König Théoden erinnert? Zu Gute halten kann man dem Autor einzig seine Aventurienkompetenz, immerhin hat er an zahlreichen Regelwerken des DSA-Rollenspiels mitgewirkt.
So ward dies gar nicht dicke Buch zur Wochen währenden Schlacht und jede einzelne Seite ein wahrlich anstrengender Gegner, den es tapfer niederzuringen galt. Nun, da die erbitterte Schlacht zwischen wenig Aufregendes in zu viele Worte kleidendem Roman und sich verzweifelt durchbeißendem Leser von letzterem gewonnen, gereicht selbigem nur ein einziger Blick zurück aufs papierne Schlachtfeld, um sich kopfschüttelnd zu fragen: Wie konnte es sein, dass ich dafür so lange gebraucht habe?