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Guy Carson ist ein junger, strebsamer Wissenschaftler, der schon den Professoren an der Universität durch Wissbegier und Ehrgeiz aufgefallen ist. Zwar arbeitet er für GeneDyne, einen der größten wissenschaftlichen Forschungskonzerne der Welt, jedoch nur als kleiner Laborant. So ist es recht verwunderlich, dass Carson von Konzernchef Brent Scopes höchstpersönlich vom Laboranten zu einem der wichtigsten Wissenschaftler der Firma befördert wird. Carson soll in einem Hochsicherheitslabor am Mount Dragon in der Wüste von New Mexico an einem gentechnischen Projekt arbeiten, mit dessen Hilfe die Menschheit gegen die Grippe immun gemacht werden soll; das entsprechende Gen soll verändert und weitervererbt werden können. Die Arbeitsumstände sind für Carson zunächst beängstigend: In sperrige Schutzkleidung gezwängt und an Luftschläuche angeklemmt müssen die wenigen Wissenschaftler bei höchster Sicherheitsstufe im Labor arbeiten, das unter der Erde liegt. Noch beunruhigender ist der Umstand, dass der Wissenschaftler, der vor Carson an diesem Projekt arbeitete, angeblich verrückt geworden sei. Und da die Arbeiten nicht vorangehen, ist das Virus, an dem geforscht wird, hochgefährlich und ultrainfektiös.
Carson und seine Assistentin Susana Cabeza de Vaca sehen sich der Lösung des Genproblems schon dicht auf der Spur, Carson glaubt gar an seinen direkten Durchbruch kurz nach Beginn seiner Forschungen. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall; eine Wissenschaftlerin wird von einem Versuchsaffen, der mit Carsons präparierten Viren angesteckt wurde, verletzt. Das Labor ist in heller Aufregung: Was passiert, wenn Carsons Forschung doch noch nicht den erhofften Erfolg bringt? Panik liegt in der Luft in dem hermetisch abgeriegelten und abgelegenen Wissenschaftsgelände - dennoch ahnt noch niemand etwas von der schrecklicher Entdeckung, die Carson machen wird ?
Während Carson sich mit den Ereignissen bei Mount Dragon auseinandersetzen muss, setzt sein ehemaliger Universitätsprofessor Charles Levine alles daran, Brent Scopes und GeneDyne an weiteren Forschungen zu hindern. Der Gentestgegner schreckt auch nicht vor einem Medienspektakel, Preisgeben geheimer Informationen und Datenspionage zurück. Es bleibt ihm nicht verborgen, dass bei Mount Dragon etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.
Douglas Preston und Lincoln Child haben schon einige Male mit recht großem Erfolg zusammengearbeitet. Mit dem Roman "Das Relikt - Museum der Angst", der auch verfilmt wurde, hatte das Autorenduo seinen bisher größten Erfolg.
Ist es in "Das Relikt" noch eine mysteriöse Bestie, die aus einem Albtraum entsprungen zu sein scheint, beherrscht in "Mount Dragon" ein durchaus realistischerer Antagonist das Geschehen: ein Virus, mikroskopisch klein und doch tödlicher als vieles andere. In beklemmenden Worten beschreiben Preston und Child die klaustrophobische Enge im Fiebertank, wie das Forschungslabor bei Mount Dragon von den Wissenschaftlern genannt wird. Der Leser fühlt sich förmlich mit dem Protagonisten Carson in die unterirdische Forschungseinrichtung gesperrt und leidet mit jeder Beschreibung der Verhältnisse dort unten. Das fördert die Spannung ungemein, vor allem von dem Zeitpunkt an, als eine Wissenschaftlerin mit dem Virus in Kontakt kommt und eine Zeit des Bangens beginnt. Die Spannung steigert sich auch durch eine Reihe unvorhergesehener Ereignisse, die dem Thrillergenre zwar keine neuen Facetten verleihen, den Roman aber unterhaltsam und abwechslungsreich gestalten. Umso plastischer wird die Spannung dadurch, dass die tödliche Gefahr - wie zuvor schon erwähnt - nicht von einem irrealen Wesen ausgeht, sondern von einem real existierenden Feind, der höchstens in seiner Tödlichkeit fiktiv ist.
Leider aber ergeht sich das Autorenduo ab der Hälfte des Romans in klischeetypischen Ereignissen; eine Liebesszene zwischen Carson und der attraktiven de Vaca, die sich zu Anfang noch nicht ausstehen können, ist ebenso unvermeidlich wie manche etwas zurechtgebogene Handlungen, die eher unglaubwürdig klingen, etwa wenn sich Professor Levine unbefugt Zutritt in das hochsichere GeneDyne-Hauptgebäude verschafft und mehrere Stunden unbehelligt in einem von einem Helfer stillgelegten Fahrstuhl Nachforschungen anstellen kann.
Die Ausarbeitung der Charaktere ist in dem Maß erfolgt, wie es vonnöten ist, um die Geschichte interessant und am Laufen zu halten. Da "Mount Dragon" keine literarischen Innovationen, sondern pure Unterhaltung bietet, ist das aber zu verschmerzen.
Für einen gemütlichen Abend mit einem spannenden Roman ohne allzu hohe Ansprüche eignet sich "Mount Dragon" absolut. Wer anspruchsvolle Thrillerkost vorzieht, wird mit diesem Roman weniger glücklich sein.