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Anfang des Jahres 2004 gab der deutsche Autor Peter Schwindt mit seinem Roman "Zeitsprung" nicht nur sein Debüt als Schriftsteller, sondern veröffentlichte damit auch den ersten Teil seiner Science-Fiction-Reihe "Justin Time", die in halbjährigem Abstand mit den Bänden "Der Fall Montauk", "Das Portal" und "Verrat in Florenz" fortgesetzt wurde. Nun, zwei Jahre nach Veröffentlichung des ersten Bandes, erschien im Januar 2006 mit "Mission London" das fünfte und letzte Buch der Jugendserie, das alle noch bestehenden Rätsel lüften soll und seinen Leser in ein London der Zukunft entführt.
Nachdem Justin Time auf der Suche nach seinen unter geheimnisvollen Umständen verschwundenen Eltern gemeinsam mit Fanny, einem Mädchen, das er im London des 19. Jahrhunderts gerettet hat, in verschiedene vergangene Epochen gereist ist, landen die beiden schließlich im Jahr 2377 - dem Jahr also, in welchem das umstrittene AION-Projekt im Desaster endete und die Times auf ungeklärte Weise verschwanden. Doch nicht nur Justin und Fanny haben den Weg hierher gefunden, auch Portitia Abbadon, ihre erbitterte Widersacherin, die mittels einer portablen Zeitmaschine die Herrschaft über die Zeit an sich reißen will, hat es geschafft, in die Unglückstage des wissenschaftlichen Projektes zurückzukehren. Für Justin und Fanny ist höchste Eile geboten, wollen sie die Machenschaften Portitias - die ja nun in doppelter Ausführung auftritt - noch stoppen. Doch ohne Hilfe haben sie dazu keine Möglichkeit - aber wer ist Freund, wer Feind? Schließlich wagen die beiden Kinder den Schritt und wenden sich an Cassandra Janus, die Leiterin des Amtes für Zeitkontrolle, und kurz darauf steht Justin endlich auch seinen Eltern gegenüber. Doch werden diese Begegnungen nicht die Zeitlinie verändern und Justins Zukunft letztendlich im Nichts verpuffen lassen? Die Zeichen zumindest stehen schlecht ...
Zwei Jahre lang und über fünf Bände hinweg konnte der Leser nun die Abenteuer des Zeitwaisen Justin Time mitverfolgen und an Peter Schwindts fantastischer Romanreihe teilhaben. Und während Justin Time unerbittlich nach seinen Eltern und dem Grund ihres Verschwindens forschte, zeigten sich die Beziehungen der verschiedenen Charaktere zueinander immer undurchschaubarer, wodurch die Spannung auf die Auflösung der Erzählung stets größer wurde. Nun steht der Leser dem letzten Band der Jugendbuchreihe mit einem lachenden und einem weinenden Auge gegenüber, denn während zwar nun endlich alle noch offenen Fragen geklärt und alle verbliebenen Rätsel gelüftet werden, heißt es nach der Lektüre dennoch Abschied nehmen von Justin Time und seinen Freunden. Daher ist es sehr zur Freude des Lesers, dass "Mission London" die Science-Fiction-Reihe gelungen abrundet.
Spannend gelingt es dem Autor, eben dort anzuknüpfen, wo er seinen Leser am Ende des vierten Bandes zurückgelassen hat. Danach wird die Spannung allerdings ein wenig zurückgenommen und obwohl dieser Teil des Buches zwar ansprechend geschrieben und flüssig zu lesen ist, fehlt ihm doch das Tempo. Kaschiert wird dieser Umstand jedoch dadurch, dass bereits hier die ersten Unklarheiten beseitigt und Fragen geklärt werden, die sich aus dem Verlauf der ersten vier Bände ergeben haben. Ab der zweiten Hälfte des Romans findet sich dann auch das erwartete Tempo wieder, mit dem die Erzählung nun bis zum Ende vorangetrieben wird, bevor sie schließlich in einem spannenden Finale endet.
Erstaunlich, aber keineswegs negativ anzukreiden, ist, dass Justin seinen Eltern schon recht früh in diesem Band begegnet, diese sogar zu handlungstragenden Charakteren werden. Obwohl dieser Umstand im Gegensatz zu den Erwartungen des Lesers steht, eröffnet er der Geschichte interessante Möglichkeiten, die Peter Schwindt auch geschickt nutzt. Denn obwohl Justin aus seiner Sicht gesehen erneut in die Vergangenheit springt, erzählt der Autor in diesem Band erstmals wirklich über die Welt der Zukunft, in der der jugendliche Protagonist aufgewachsen ist und in acht Jahre jüngerer Gestalt lebt. Dabei verliert sich Peter Schwindt erfreulicherweise jedoch nicht in hochtechnologischen Zukunftsvisionen, sondern präsentiert seinem Leser Erfindungen und Strukturen, die man sich so tatsächlich sehr gut vorstellen kann, und verliert keinen Augenblick seinen Handlungsfaden aus den Augen.
Nachdem der Autor seine Charaktere während der vorangegangenen Romane immer undurchschaubarer werden ließ, entwickelt er die Figuren nun, im abschließenden Band, zu glaubhaft und tiefgründig gestalteten Persönlichkeiten, deren Entscheidungen und Einstellungen für den Leser fast immer nachvollziehbar sind. Ein wenig anders verhält es sich jedoch zuweilen mit dem Handlungsgeschehen, das sich in Verbindung mit den im Buch beschriebenen technischen Möglichkeiten der Zukunft stellenweise doch etwas einfach zeigt.
Fazit:
Es ist nicht zu verleugnen, dass auch "Mission London" seine Schwächen besitzt, doch ebenso unzweifelhaft schließt es den Zyklus um "Justin Time" nichtsdestotrotz rund, spannend und vor allem sehr befriedigend ab. Und wer weiß - vielleicht wird es irgendwann einmal doch noch eine Fortsetzung geben?