Mit seinem Roman "The Wee Free Men" präsentierte der britische Schriftsteller Terry Pratchett 2003 erstmals ein neues Konzept für seine berühmten und beliebten "Scheibenwelt"-Romane, das seitdem bereits dreimal Verwendung gefunden hat und aufgrund seines Erfolges sicherlich auch noch weiter fortgeführt werden wird: das "Märchen von der Scheibenwelt".

Wie gerne wäre die junge Tiffany doch eine richtige Hexe. Doch ihre Bewährungsprobe kommt schneller, als sie diese erwartet hätte: Willwoll, ihr kleiner, nervender Bruder, wird von der bösen Feenkönigin in deren Reich entführt. Entschlossen, ihren Bruder zu retten, bricht Tiffany auf, den Weg ins Feenreich zu finden, doch das stellt sich als schwerer heraus, als es zunächst klingt. Unerwartete Hilfe bekommt das junge Mädchen jedoch von Seiten der "Größten", winzig kleinen Männern mit roten Haaren, die stets einen vorwitzigen Spruch auf der Zunge haben. Mit ihrer Unterstützung gelingt es Tiffany, das Reich der Königin zu betreten - doch die Welt, der sie dort begegnet, erweist sich als völlig anders, als sie erwartet hatte. Da ist nichts Märchenhaftes, nichts Schönes. Alles ist in schwarzen oder weißen Farben gehalten, überall lauern Gefahren und Träume entpuppen sich als Albträume. Doch auch hier erweisen sich die kleinen Männer, die einst der Königin dienten, sich dann aber ihre Freiheit erkämpft hatten, als große Hilfe, und nachdem Tiffany erst einmal die Strukturen des Feenreiches und das Vorgehen der Königin durchschaut hat, ist sie bereit, den Kampf mit ihr aufzunehmen ...

Obwohl "Kleine freie Männer" sicherlich nicht - oder zumindest nicht nur - als Märchen bezeichnet werden kann, zeigt sich diese Erzählung in dem für Terry Pratchett typischen Stil aus Humor, philosophischen Gedanken und der Beschreibung fremder Welten. Mit Tiffany und den kleinen "Größten", die im vorliegenden Roman ihr Debüt geben, führt der Autor Charaktere ein, die schnell das Herz des Lesers - oder eben Hörers - für sich gewinnen können. Tiffany, da sie zwar einerseits durch ihre Jugendhaftigkeit noch naiv und hilflos erscheint, andererseits allerdings auch sehr intelligent, wehrhaft und einfallsreich ist, und die kleinen Männer, da sie durch ihre frechen und vorwitzigen Sprüche sowie ihr Verhalten stets dazu beitragen, die Situations- und Wortkomik der Erzählung zu unterstützen und zu verstärken. Die Geschichte selbst verläuft weitestgehend geradlinig, präsentiert sich aber spannend und unterhaltsam und verzichtet nicht auf die abstrakten Momente, die Pratchett an einigen Stellen nutzt, um an philosophisches Denken heranzuführen oder die Situation zu verdeutlichen.
In gesprochene Worte gekleidet wird diese Erzählung von Boris Aljinovic, der damit in der Tradition der beiden beliebten Sprecher Dirk Bach und Peer Augustinski steht, die beide die Scheibenwelt jeweils auf ihre eigene Art bereits erfolgreich zum Leben erweckt haben. Doch Aljinovic braucht einen Vergleich mit seinen beiden Vorgängern kaum zu scheuen: Sicher und ausdrucksvoll führt er seinen Hörer durch die Geschichte, lässt die Charaktere durch verschiedene Stimmfärbungen und unterschiedliche Ausdrucksstärke lebendig werden. Sein angenehmer Lesefluss sorgt dafür, dass die gut viereinhalb Stunden dieser gekürzten Lesung wie im Fluge vergehen.
Die Musikbegleitung zur Hörbuchumsetzung von "Kleine freie Männer" jedoch stellt sich als sehr gewöhnungsbedürftig heraus. Die wirren, wilden und durcheinander klingenden Töne passen sich in den Gedanken des Hörers nur langsam der Atmosphäre der Handlung an und überlagern leider häufig den Sprecher und drängen sich damit viel zu sehr in den Vordergrund.

Fazit:
Terry Pratchett liefert seinem Leser eine humorvolle und unterhaltsame Geschichte, die von Boris Aljinovic angenehm vorgetragen wird. Die verwendete Musikunterlegung erscheint jedoch zu dominant und ist mit ihren wilden Klängen sehr gewöhnungsbedürftig.