Gesamt |
|
Anspruch | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Nicholas Kerensky entschließt sich seine verbliebenen Gefolgsleute auf einen zweiten Exodus zu führen, um dem Krieg auf den Pentagon-Welten zu entgehen.
Da die bisherige Gesellschaftsordnung immer wieder versagt und zu immer neuen Kriegen geführt hat, wählt er einen anderen Lösungsweg: Er will die bisherige Gesellschaft zerschlagen und durch etwas völlig neues ersetzen.
Der letzte Überrest der ehemaligen Sternenbund-Verteidigungsstreitkräfte lässt sich auf dem Planeten Strana Metschty nieder und beginnt sofort damit, die Vision Nicholas umzusetzen.
Nicholas Bruder Andrej nimmt besorgt zur Kenntnis, dass in der neuen Gesellschaft Menschlichkeit nur eine untergeordnete Rolle spielt, und wird deshalb von inneren Zweifeln geplagt. Einerseits will er die Entwicklung aufhalten, andererseits ist er aber auch seinem Bruder zur Treue verpflichtet. Jedoch wird auch er nur von seinem Bruder manipuliert und zur Verwirklichung seiner Pläne als Werkzeug benutzt.
Randall Bills hatte wohl die Aufgabe, den Exodus der Sternenbund-Verteidigungsstreitkräfte (SBVS) und die anschließende Verwandlung in die Clans zu erzählen, ist aber an der Größe der Aufgabe gescheitert. Das Buch umfasst rund 270 Seiten, von denen gut zwanzig Seiten das Glossar bilden, und die restlichen 250 Seiten der Erzählung zur Verfügung stehen. Allerdings kann man eine so umfangreiche Geschichte nicht mit so wenigen Seiten abhandeln, die immerhin die Verwandlung der SBVS in die Clans, die Umgestaltung der bisherigen Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung, sowie die aufgewühlte Gefühlswelt Andrejs über die drohende Entmenschlichung der zukünftigen Gesellschaft beinhalten soll.
Durch die Seitenknappheit kommt die Geschichte überall zu kurz. Hier wird ein neuer Erlass von Nicholas ausgegeben, dort wird er begeistert umgesetzt, obwohl die neuen Anweisungen mitunter das eigene Leben bedrohen. Soldaten verwenden in Manövern von heute auf morgen scharfe Munition und murren nicht einmal darüber, sondern ziehen begeistert ins Gefecht. Kinder werden den Familien genommen, aber die Unzufriedenheit und das Unverständnis der Bevölkerung werden höchstens als Randbemerkung in einem der Gespräche zwischen Andrej und einem anderen seiner zahlreichen aber nahezu profillosen Bekannten abgehandelt.
Die Hauptcharaktere in diesem Buch sind die Brüder Nicholas und Andrej. Während Nicholas unerbittlich der Vision von einer besseren Gesellschaft hinterher jagt, hadert Andrej immerzu mit seinem Leben und dem Verlust der Menschlichkeit in der neuen Gesellschaft.
Die beiden Figuren sind ziemlich platt. Nicholas kann man auf seine "eiskalten Augen" reduzieren, die eigentlich auch schon sein gesamtes Wesen zusammenfassen, und Andrej ist der ewige Jammerlappen, den die Umbrüche zwar nicht kalt lassen, der aber nicht genug Mumm hat etwas Drastisches dagegen zu tun. Man könnte wohl vermuten, dass Andrej einzig und allein die Aufgabe in dieser Geschichte hat, dem Leser die Auswirkungen eines solchen totalen Umbruchs auf die Gesellschaft und den Einzelnen vor Augen zu führen.
Weibliche Begleitung können die beiden Brüder auch vorweisen. Nicholas Frau ist ein Spiegelbild seiner selbst und genauso uninteressant, da sie ebenfalls nur aus Eis zu bestehen scheint und nur eiskalte Blicke auf Andrej abfeuert. Andrejs Gefährtin hingegen glaubt an Nicholas Traum und hechelt mit hündischer Ergebenheit jedem seiner Erlasse hinterher, was Andrej - und dem Leser - zusätzlichen Verdruss beschert.
Der Autor kann nicht über Gefühle schreiben. Das ist insbesondere dann tragisch, wenn eine der Hauptfiguren fast nur aus Weinerlichkeit besteht. Die Steigerung von "Leid" ist "großes Leid". Noch stärker ist dann "sehr großes Leid". Eine ausführlichere Beschreibung der Vorgänge in der betreffenden Person wäre schön gewesen, musste aber vielleicht wegen der geringen Seitenzahl unter den Tisch fallen.
Alles in allem ist es denn auch mein Urteil, dass man ein zu gewaltiges Thema mit zu wenig Platz abhandeln wollte. Die komplette Umgestaltung der Gesellschaft vollzieht sich innerhalb von 13 Jahren und auf mageren 250 Seiten. Da konnte ja nicht viel bei herauskommen.
Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH,
www.fanpro.com und
www.f-shop.de