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Emilie Flöge ist die jüngste von drei Schwestern. Ihre Schwester Pauline ist immer sehr ernst und beherrscht, wohingegen Helene bildhübsch und sehr quirlig ist. Dadurch, dass ihr Vater in Wien eine Fabrik besitzt, die Meerschaumpfeifen produziert, geht es der Familie sehr gut. Doch trotzdem scheint ihre Mutter nicht sehr glücklich damit zu sein, lediglich für ihre Familie zu sorgen. Früher hätte sie Pianistin werden können, doch stattdessen hat sie sich dafür entschieden, zu heiraten und eine Familie zu gründen.
Als Emilie an ihrem zwölften Geburtstag, gemeinsam mit ihrem Vater und ihren Schwestern, bei einer kaiserlichen Parade mitgehen darf, trifft sie das erste Mal den Maler Gustav Klimt. Sie ist fasziniert von dem Hauch des Unkonventionellen, der ihn umgibt. Ihr Vater bittet den Maler, seine Töchter zu portraitieren, weswegen sie ihn recht rasch wiedertrifft. Klimt bleibt zum Abendessen und ihre Eltern beschließen, dass sie ab sofort Zeichenunterricht bei ihm nehmen solle. Davon ist sie überhaupt nicht begeistert und versucht sich so unhöflich wie nur möglich zu benehmen. Doch bald nimmt er sie mit seinem liebenswürdigen Wesen so für sich ein, dass sie mit Begeisterung seinen Unterricht besucht.
Die Jahre vergehen und Emilie verbringt immer noch sehr viel Zeit mit Gustav Klimt. Sie unterstützt ihn in schweren Zeiten und gibt ihm die notwendige Aufmunterung. Natürlich entgehen ihr all die kleinen Liebeleien des Malers nicht, da er bei seinen Liebschaften nicht gerade diskret vorgeht. Und langsam muss sie sich eingestehen, dass sie ihn liebt. Doch sie ist klug genug, um zu erkennen, dass sie sich zwar in seiner Anwesenheit und seinem Licht sonnen darf, doch daraus nie eine wirkliche Beziehung werden kann. Deswegen arbeitet sie an der Verwirklichung ihres Modeateliers, während er als Künstler Erfolge feiert. Trotzdem weiß sie genau, dass sie die Frau in seinem Leben ist.
Durch die Augen von Emilie Flöge begleitet der Leser den berühmten Maler Gustav Klimt durch sein Leben. Diese faszinierende, ungewöhnliche Frau stellte einen wichtigen Punkt in seinem Schaffen dar. Sie war ihm Freundin, Stütze und Geliebte. Auch wenn dieser Roman nicht immer biographisch exakt ist, da so vieles über Klimt unbekannt ist, vermittelt er doch einen sehr schönen Eindruck der Wiener Künstlerwelt. Die Erzählung selbst ist dreigeteilt. Ein Erzählstrang liegt in der Zeit des Jahres 1944, als Emilie aufs Land vor den Bomben des Zweiten Weltkriegs flüchtet. Hier erinnert sie sich an Gustav, der längst verstorben ist. Diese Vergangenheit mit ihm wird in einem anderen Erzählstrang enthüllt. Zwischen diesen beiden Perspektiven liegen kurze Abschnitte, in denen bekannte Gemälde und die dort abgebildeten Personen für den Leser kurz skizziert werden.
Dieser Roman liest sich sehr leicht. In wohlgesetzten, klaren Tönen malt er das Bild eines vergangenen Wiens. Durch eingestreute Begebenheiten entdeckt der Leser den Maler Klimt von einer ganz persönlichen Seite. Sein Leben, sein Werk und sein künstlerischer Anspruch werden dem Leser lebendig und detailvoll vermittelt. Die klare Sprache führt den Leser gekonnt durch die verschiedenen Erzählstränge, ist jedoch lebhaft genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Wer in die Gedankenwelt von Klimt hineinschnuppern möchte, der kann das hier durch die Augen seiner Freundin Emilie Flöge tun. Auch wenn einige historische Daten für den Roman angepasst wurden, entfaltet sich hier eine sehr schöne Geschichte über sein damaliges Schaffen und Wirken. Ein niveauvoller Roman für intelligente Lesestunden.