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 Bleichgesicht


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Menschen wie Frank Kroll sind - nicht nur in Wolfenheim im Rheingau, wo er lebt, seit er denken kann - Exoten und Außenseiter, die von den meisten mit Neugier oder Abscheu betrachtet werden: Er ist ein Albino. So blieb Kroll Zeit seines Lebens eher allein, nur wenige Freunde begleiten den Comiczeichner, der reich geerbt hat und regelrecht dahinvegetiert, auf seinem Lebensweg.
Das Wiedersehen einer alten Freundin aus Schultagen reißt ihn aus dieser selbst gewählten Lethargie. Franziska kehrt jedoch nicht aus freien Stücken in die Heimat zurück, sondern aus einem tragischen Anlass. Ihre Tochter Eva, die, wie Kroll und Franziska, das hiesige Adlerhorst-Internat besuchte, nahm sich allem Anschein nach das Leben. Sie stürzte sich vom Dach des Internats, ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen.
Franziska, die mittlerweile mit dem Millionär Georg Fentz verheiratet ist, glaubt nicht an den Selbstmord ihrer Tochter; sie vermutet, dass es ein Mord war, der vielleicht mit der Stellung ihres Mannes zu tun haben könnte. Kroll will an diese Theorie nicht recht glauben, sichert seiner alten Freundin jedoch seine Hilfe zu.
Da geschieht ein Mord. Das Opfer ist Evas Nachhilfelehrer, der bestialisch zugerichtet in seiner Wohnung gefunden wird. Es muss die Tat eines Irren sein, oder aber die eines von blutrünstiger Mordlust Getriebenen. Inwieweit ist Thorwald Melchior, ebenfalls ein alter Schulkamerad Krolls und Franziskas und mittlerweile Lehrer am Adlerhorst-Internat, in die Ereignisse verwickelt?
Mit diesem ersten Mord sollen die Verbrechen längst kein Ende nehmen - und die Überraschungen erst recht nicht.

Ein eigenbrötlerischer, etwas exotischer "Ermittler" und Hauptcharakter, interessante Figuren, die seinen Weg kreuzen, vermengt mit brutalen Morden, einem Schuss Humor und einer wirklich mehr als verblüffenden Auflösung - das klingt nach einer guten, wenn nicht gar tollen Mischung.
Während die Theorie zu gefallen weiß, sieht es mit der Praxis, und damit dem vorliegenden 261-seitigen Krimiroman, leider etwas anders aus. Frank Kroll als Protagonist ist eine gute Wahl, allerdings nicht konsequent durchgezogen, was durch Perspektivwechsel, die hin und wieder eintreten, noch deutlicher wird. Nie weiß der Leser so recht, ist Kroll nun doch dieser brummige Eigenbrötler, hoffnungsloser - und naiver - Romantiker oder eiskalter Realist?
Der Humor - manchmal ironisch, manchmal sarkastisch - ist Geschmackssache. Vor allem die scherzhaften Vergleiche wirken oftmals deplatziert, weil sie an der Situation angebrachtem Zynismus fehlen lassen, der viel eher in die düsteren Szenerien passen würde, die Kastenholz schafft.
Handwerklich ist der Krimi ordentlich gemacht, sieht man davon ab, dass der Leser nicht wirklich mitraten kann bei der Suche nach dem Täter. Recht gespannt verfolgt man Krolls Aufdeckungen, die unter anderem seinen alten Schulfreund Thorwald betreffen, und die vor allem gegen Ende hin immer überraschenderen Wendungen. Leider aber zerstört die Auflösung jegliche Spannung, präsentiert sie sich als recht abstrus und unglaubwürdig und missfällt durch die lieblosen Kleinigkeiten, die den Leser im Verlauf des Romans ansatzweise in diese Richtung lotsen könnten.

Der Ausflug in das Krimigenre ist dem sonst für seine Horror- und Fantasy-Arbeiten bekannten Autor leider nicht gelungen. Handwerklich ordentlich, ist der Roman vor allem stilistisch nicht rund und lässt ein einigermaßen glaubwürdiges Ende vermissen.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 1. Januar 2005 | ISBN: 3932069331 | Preis: 11,80 Euro | 261 Seiten | Sprache: Deutsch

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