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England, im Jahr 1985, in einer anderen Welt als unserer: Thursday Next ist Literaturagentin im Special Operations Network, kurz "SpecOps" genannt. Kein Traumjob für die junge Frau, die gemeinsam mit ihrem Dodo Pickwick in einer kleinen Wohnung in London lebt. Aufgabe der Literaturagenten, oder auch LitAgs, ist das Aufklären von Verbrechen rund um Literatur. Dies klingt spannender, als es ist - meistens handelt es sich um das Sicherstellen gefälschter Originalausgaben oder schlecht kopierter Klassiker.
Alles nimmt eine ungeahnte und höchst gefährliche Wendung, als Charles Dickens' Originalmanuskript von "Martin Chuzzlewit" gestohlen wird. Thursday vermutet, dass ihr ehemaliger Anglistikdozent Acheron Hades hinter dem Diebstahl steckt. Hades ist aber kein gewöhnlicher Dieb, sondern er steht auf der Liste der gefährlichsten Verbrecher der Welt auf Platz drei und ist wegen 48-fachen Mordes angeklagt. Eine versuchte Festnahme von Hades geht fürchterlich schief; alle an der Aktion beteiligten Kollegen von Thursday werden ermordet, die Agentin selbst wird schwer verletzt und liegt vier Wochen im Koma. Doch damit fangen die Probleme erst an, denn Hades gibt sich nicht mit "Martin Chuzzlewit" zufrieden. Vielmehr will er an dem gestohlenen Manuskript demonstrieren, zu was er fähig ist. Sein nächstes Opfer - Charlotte Brontës unsterbliches Meisterwerk "Jane Eyre" - hat er schon ins Auge gefasst. Doch Thursday hat einen Trumpf im Ärmel: Ihr Vater, ein ehemaliges Mitglied der so genannten ChronoGarde, hat ein Gesicht, mit dem man die Zeit anhalten kann - buchstäblich. Und er hat die Angewohnheit, genau dies zu tun, wenn seine Tochter in höchster Gefahr schwebt ...
Eine Welt, in der Literatur so sehr geliebt wird und so kostbar ist, dass es eine eigene Spezialeinheit gibt, die sie schützt: der Traum eines jedes Viel-Lesers. Mit den Romanen um die Agentin Thursday Next hat der walisische Autor Jasper Fforde diesen Traum lebendig gemacht, und dies auf eine unwiderstehliche Art und Weise, die das Herz jedes Fantasy- und Science-Fiction-Fans höher schlagen lässt. Ffordes Welt - oder besser Thursdays Welt - gleicht unserer, ist aber in vielen Punkten verschieden und im Stil einer Parallelwelt, teilweise mit deutlich dystopischen Zügen, gehalten. Beispielsweise tobt seit über 130 Jahren der Krimkrieg zwischen Russland und England (in Wirklichkeit fand der Krimkrieg von 1853 bis 1856 statt). Das Klonen von ausgestorbenen Tierarten mittels selbst gekaufter Klon-Kits boomt, so dass viele Menschen einen Dodo oder einen Beutelwolf als Haustier haben. Über ganz England thront die allmächtige Goliath Corporation, die einzig und allein ihren Gewinn maximieren will. Zeitreisen sind fast normal - doch wer sich Feinde macht, kann "genichtet" werden, also rückwirkend aus dem Zeitstrom ausgelöscht.
Fforde hat seine Welt mit einem irrwitzigen Humor und liebevollen Details ausgestattet, die teilweise banal wirken und einen Vergleich mit manch alberner Idee von Douglas Adams nicht scheuen müssen, die aber ebenso oft schlicht genial sind. Wer sich darauf einlässt, wird sofort verzaubert sein von den teils surrealistischen Einfällen. Einen Bonus beim Lesen haben Kenner von Literaturklassikern, denn es gibt zahlreiche Seitenhiebe auf die Werke von Brontë, Byron, Dickens, Shakespeare, Poe und vielen anderen mehr zu entdecken. Bei "Der Fall Jane Eyre" stimmt aber nicht nur der Rahmen - viele gute Einfälle machen noch kein gutes Buch aus -, sondern auch die Geschichte an sich ist äußerst reizvoll, spannend und sprachlich mit leichter Hand erzählt. Mit dem Ultra-Bösewicht Acheron Hades ist eine Figur gelungen, die andere böse Gegenspieler in den Schatten stellt. Hades ist ein grausamer und gleichgültiger Verführer der Menschen, ein seelenloser Soziopath, er ist böse um des Bösen willen.
Fazit: Eine wilde Mischung aus Science-Fiction, Fantasy, Krimi und Humor - augenzwinkernd, spannend, intelligent und absolut kultverdächtig! Neben "Der Fall Jane Eyre" sind bereits weitere Fälle von Thursday Next erschienen: "In einem anderen Buch", "Im Brunnen der Manuskripte" und "Es ist was faul". Allein die knalligen Farben der Taschenbücher in sattem Orange, Quietschgrün oder Zitronengelb machen Lust auf die Bände, die alle bei Dtv erschienen sind.