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Alle Dorfbewohner haben sich in der Hütte von Majestix versammelt. Ein gewaltiges Unwetter tobt über dem gallischen Dorf und alle haben Angst. Alle - bis auf Asterix und Obelix, die beiden kann bekanntlich nichts erschüttern. Zum Leidwesen der Dörfler ist Miraculix zum Jahrestreffen im Karnutenwald und kann die Götter nicht besänftigen. Denn die Götter sind wütend, daran besteht kein Zweifel. Ob aber Taranis, der Donnergott, Sucellus, der Totengott, Belenus, der Heilgott, Esus, der Lebensgott oder Epona, die Kriegsgöttin ihre Hand im Spiel hat, wissen die Gallier nicht. Da sie mehr als vierhundert Götter anbeten, ist es auch gar nicht so einfach, einen Schuldigen auszumachen.
Da betritt ein Unbekannter - stilvoll während eines enormen Blitzes erhellt, die Hütte des Chefs. Alle erstarren und wagen sich nicht zu rühren. Erst Asterix bricht den Bann und bittet den Mann herein. Es zeigt sich, dass der etwas heruntergekommene Fremde ein Seher ist. Diese Zunft, meist die Leichtgläubigkeit ihrer Mitmenschen ausnutzend, ist in Gallien weit verbreitet, aber durch ein Dekret Caesars eigentlich verboten. Da der Seher aus Idefix lesen, also wahrsagen möchte, zieht er sich die Feindschaft von Obelix zu. Auch Asterix hält den Fremden für einen Betrüger.
Doch einige der Dorfbewohner, allen voran die Frau des Chefs, erhoffen sich günstige Aussagen ihrer Zukunft. Und der Seher, aus dem Dorf gewandert und im nahen Wald rastend, bedient diese Sehnsucht nach einer goldenen und glücklichen Zukunft auf das vortrefflichste. Er lügt das blaue vom Himmel herunter, um von den Leichtgläubigen verköstigt zu werden.
Doch das Glück des Sehers währt nicht lange: er wird von einer Römerpatrouille aufgegriffen und ins Lager Kleinbonum gebracht. Und nun nimmt die Geschichte eine dramatische Wendung.
1972 erschien in Frankreich "Le Devin", 1975 als "Der Seher" in Deutschland. Kritik und Fans der Gallier und der Autoren Goscinny und Uderzo waren sich schnell einig: Dieser Band ist einer der besten der Reihe. Die Geschichte rund um den gallischen Seher beginnt sehr spannend und hält diese Spannung das gesamte Abenteuer über spielend bei. Neben dem überbordenden Wortwitz von Goscinny, den grandiosen Zeichnungen Uderzos ist es vor allem diese Spannung, die, für die bisherigen Alben eher untypisch, fasziniert. Es scheint fast so, als würden die Römer tatsächlich ihr Ziel erreichen können, die Gallier aus dem Dorf zu vertreiben und einen historischen Sieg zu landen. Ob Seher, Dorfbewohner, Asterix, Obelix, der Lagerkommandant Kleinbonums, Zenturio Gaius Ausgus, oder sein Optio - alle sind in Bestform.
Einer der glänzensten Einfälle der Autoren begegnet man bereits auf den ersten Seiten. Die Szenerie, die den Seher und einige Gallier zeigt, ist eine Parodie auf das Gemälde "Die Anatomie des Dr. Nicolaes Tulp" des holländischen Malers Rembrandt. Immer wieder gelingt es Uderzo mit detailreichen und höchst witzigen Bildern der Geschichte eine überraschende Wendung zu geben. Hier zeigt sich das geniale Wechselspiel zwischen dem "Designer", Texter und Strategen Goscinny und dem Zeichner Uderzo. Hier sind sie auf der Höhe ihres Könnens und demonstrieren, das ein guter Comic nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene ein Genuss sein kann. Um dies zu rechtfertigen, haben sie eine Fülle an Anspielungen und geistreichen Bonmots in Text und Bild einfließen lassen.
Das neunzehnte Album der Abenteuer von Asterix und Obelix ist ein weiterer Höhepunkt im Schaffen von Goscinny und Uderzo. Sie vereinen eine spannende Geschichte mit Witz und Humor. Dieser Band ist für Einsteiger wie Kenner der Reihe ein unbedingtes Muss.