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Wenn sich eine fiktive Figur neben dem Grafen Dracula über einen Mangel an Verfilmungen nicht beklagen kann, so ist dies Sherlock Holmes. Viele renommierte Schauspieler, von Basil Rathborne über Peter Cushing bis hin zu Rupert Everett, schlüpften bereits in die Rolle des wohl bekanntesten Privatdetektivs aller Zeiten. Eine der besten Visualisierungen seiner Abenteuer ist die BBC-Serie mit Jeremy Brett in der Hauptrolle, deren erste Staffel "Die Abenteuer von Sherlock Holmes" nun als DVD-Box vorliegt. In 13 Geschichten stellt der Meisterdetektiv seinen Scharfsinn und sein Kombinationstalent unter Beweis.
Ob es darum geht, einen "Skandal in Böhmen" ("A Scandal in Bohemia") aufzuklären, das Rätsel der "tanzenden Männchen" ("The Dancing Men") zu lösen oder "Die einsame Radfahrerin" ("The Solitary Cyclist") vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren, immer weiß Brett in der Rolle des Sherlock Holmes zu überzeugen.
"Die Abenteuer von Sherlock Holmes" zählen nicht zu unrecht zu den besten Adaptionen von Sir Arthur Conan Doyles Geschichten. Diese Serie ist mit viel Liebe zum Detail ausgestattet, ein ganzer Block der Baker Street wurde im Studio nachgebaut. Auf die originalgetreue Darstellung der viktorianischen Epoche wurde größter Wert gelegt. Doch eine Serie steht und fällt mit dem Hauptdarsteller. Jeremy Brett
ist Sherlock Holmes. Er entspricht nicht nur im Erscheinungsbild sehr gut den Illustrationen, die Sidney Paget für das "Strand Magazine" in den 1880ern erstellt hat, sondern es gelingt ihm auch, Holmes als Bohemien und Exzentriker gleichermaßen glaubhaft darzustellen. Darüber hinaus steht ihm mit David Burke ein Schauspieler als Dr. Watson zur Verfügung, der die Rolle nicht aus einem unbeabsichtigt komödiantischen Blickwinkel angeht, sondern den mitfühlenden Freund des Meisterdetektivs zu echtem Leben erfüllt. Auch wichtige Nebenrollen, wie die der Haushälterin Mrs. Hudson, sind mit hochkarätigen Schauspielern besetzt, die sich der Bedeutung dieser Serie bewusst sind.
Besondere Bemerkung finden die beiden letzten Folgen der Serie, "Die Liga der rothaarigen Männer" ("The Red-Headed League") und "Sein letzter Fall" ("The Final Problem"). Hier wurden auch größere Veränderungen am Quellmaterial vorgenommen, um die Rolle des großen Gegespielers Prof. Moriarty auszubauen, der ansonsten nur für etwa fünf Minuten bei den Reichenbachfällen zu sehen gewesen wäre. Eric Porter liefert eine überzeugende Darstellung dieses Königs des Verbrechens. Vor allem die erste Konfrontation zwischen Holmes und Moriarty in HolmesÂ’ Wohnzimmer ist genial inszeniert und liefert einen Vorgeschmack auf das Finale in der Schweiz.
Man merkt der deutschen Bearbeitung an, dass sie aus den 80er-Jahren stammt und wohl für ein jüngeres Publikum als Zielgruppe gedacht war. So sind konsequent alle Anspielungen auf HolmesÂ’ Drogenkonsum getilgt und in der Synchronisation durch unverfänglichere Gespräche ersetzt worden. Teilweise wurden ganze Szenen entfernt, die in der vorliegenden Fassung zwar enthalten sind, jedoch nicht nachsynchronisiert wurden. Zum Glück sind auf den DVDs auch die englischen Tonspuren enthalten, sodass man in den Genuss der englischsprachigen Originale kommt. Ein nicht zu entschuldigender Lapsus der deutschen Synchronisation findet sich allerdings in der ersten Folge, wenn Böhmen als "das Königreich Bohemia" bezeichnet wird. Natürlich kann dieser Fehler nicht der DVD-Edition angelastet werden. Hierfür zeichnet sich der Übersetzer aus den achtziger Jahren verantwortlich.
Das DVD-Set erscheint in edler Aufmachung. Das stimmungsvolle Titelbild ziert Jeremy Brett in der Rolle des Sherlock Holmes, in Denkerpose (mit angezogenen Beinen) vor dem Kamin in einem Ohrensessel sitzend - mit obligatorischer Pfeife, versteht sich. Zwischen zwei "Buchdeckeln", deren Innenseiten je zwei der insgesamt vier DVDs enthalten, findet sich darüber hinaus ein längerer Aufsatz von dem Produzenten Michael Cox, der darin über die Entstehungsgeschichte der Serie berichtet und tatsächlich einiges an interessantem Hintergrundwissen liefert. Zudem wird jede der 13 Episoden einzeln von ihm kommentiert. Ganzseitige, farbige Bilder aus der Serie runden dieses Extra ab.
"Die Abenteuer des Sherlock Holmes" sind eine stimmungsvolle Umsetzung von 13 Geschichten aus der Feder Sir Arthur Conan Doyles. Jeremy Brett mimt einen überzeugenden Sherlock Holmes, der in David Burke als Dr. Watson einen ebenbürtigen Widerpart findet. Die Serie macht Lust auf mehr, und es ist zu hoffen, dass auch die übrigen Staffeln inklusive Specials auf DVD aufgelegt werden. Kleinere Unzulänglichkeiten schmälern den TV-Genuss etwas, halten jedoch nicht davon ab, hier eine uneingeschränkte Empfehlung für eine der besten "Sherlock Holmes"-Serien auszusprechen, die der Markt derzeit zu bieten hat.