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England, im Jahr 2385: Der 13-jährige Justin Time verbringt, wie leider schon so oft, seine Ferien im Internat. Seine Eltern sind bei einem Unfall mit einer Zeitreisemaschine ums Leben gekommen oder gelten zumindest als verschollen. Ein Lichtblick in den tristen Ferien ist ein Brief, den Justin von seinem Onkel Chester erhält und dem er ihn einlädt, die Ferien bei sich zu verbringen. Da Justins Onkel sich jahrelang praktisch nicht gemeldet hat, ist der Brief der Internatsleiterin zuerst nicht geheuer, und sie verbietet Justin die Reise.
Der Junge macht sich trotz des Verbots auf eigene Faust auf den Weg nach London - zu verlockend ist die Aussicht, die restlichen Ferientage bei Onkel Chester zu verbringen statt allein in der leeren Schule. Angekommen in London erwartet Justin aber eine unangenehme Überraschung: Onkel Chester bestreitet, etwas von dem Brief zu wissen und Justin eingeladen zu haben. Zudem kommt heraus, dass Chester ein Zeitreiseunternehmen gegründet hat. Mit "ChronoTravel Incorporated" können Touristen in die Vergangenheit reisen. Justin hat ein ungutes Gefühl bei der Sache, da ja auch seine Eltern einer missglückten Zeitreise zum Opfer fehlen. Und tatsächlich kommt es bei einer Vorführung vor der Presse zu einem Zwischenfall. Der Zeitreise-Tourist Herbert Hanfstäckl landet irrtümlich auf dem Schiff "Beagle", auf dem sich auch der Wissenschaftler Charles Darwin befindet. Der Fehler hat schwer wiegende Folgen - die Zeitlinie wird geändert, das Schiff mit Darwin an Bord sinkt und die gesamte Wissenschaftsgeschichte, wie wir sie heute kennen, wird vollkommen geändert. Es gibt nur eine Lösung: Justin soll in das Jahr 1836 reisen und wenige Minuten vor dem Untergang des Schiffes die Geschichte wieder gerade biegen. Tatsächlich gelingt die Rettung von Charles Darwin, die Historie läuft wieder wie bekannt weiter. Doch leider lassen weitere Zwischenfälle nicht auf sich warten, als die Zeitlinie erneut geändert wird
wer steckt hinter der Sabotage des Zeitportals, und was ist mit Justins Eltern geschehen?
Peter Schwindt schuf mit der "Justin Time"-Serie eine spannende Science-Fiction-Reihe für Kinder und Jugendliche, die zugleich abenteuerlich, fantastisch und lehrreich ist. Amüsant sind bereits die Wortspielereien, die Schwindt bei den Namen seiner Romanfiguren nutzt: Der Protagonist heißt Justin Time (= just in time), sein Vater Avery Time (= everytime) und seine Mutter Annie Time (= anytime). Der erste Band der Serie trägt den Titel "Zeitsprung" und liegt nun als Hörbuch, erschienen im Patmos Verlag, vor. Die Produktion umfasst drei CDs mit einer Gesamtspielzeit von 256 Minuten. Dass die Hörbuchumsetzung sehr gelungen ist, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Peter Schwindt seine Geschichten zuerst als Hörbücher schrieb, die dann die Grundlage für die Romane waren. Mit Andreas Grothgar wurde ein sehr wandlungsfähiger Sprecher gefunden, der nicht nur äußerst lebendig liest, sondern auch seine Stimme derart verstellen kann, dass jeder Charakter eine ganz eigene Sprechweise bekommen hat. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die dezente, jedoch sehr ausdrucksstarke Geräuschkulisse, die jede Szene passend untermalt und so für Stimmung sorgt - wirklich filmreif!
Historisch ist die Zeitreisegeschichte um Justin Time durchweg spannend und interessant: So trifft der Hörer nicht nur Charles Darwin und lernt seine Evolutionstheorie in Grundzügen kennen, sondern er wohnt auch der Weltausstellung im Jahr 1862 bei und trifft dort Charles Babbage, den Erfinder zweier mechanischer Rechenmaschinen, aus denen - vereinfacht gesagt - später der erste Computer entstand. Die Ausflüge in die Vergangenheit sind allesamt sehr anschaulich, weil man dem Geschehen als Zuhörer unmittelbar beiwohnt. Die präsentierten Fakten stimmen mit der Realität überein; so war Charles Darwin tatsächlich ganze fünf Jahre Passagier der "Beagle", und die Forschungen an Charles Babbages Rechenmaschinen wurden auch im wahren Leben eingestellt, weil die Regierung die Finanzierung dafür einstellte. Das Wissen und die darüber hinaus angestellten Überlegungen - wie würde es sich auswirken, wenn es den Computer schon früher gegeben hätte? - sind dabei auf das Wesentliche konzentriert, von leichter Hand präsentiert und so sowohl für Kinder als auch für Erwachsene reizvoll. Hier wird Historie lebendig in Form einer Science-Fiction-Geschichte, ohne dass man sich belehrt oder gelangweilt fühlt. Gerade im Kinder - und Jugendbuchbereich wurde es Zeit, dass sich jemand der Thematik "Zeitreisen" annimmt. In der inzwischen abgeschlossenen Justin-Time-Reihe sind vier weitere Fälle erschienen: "Der Fall Montauk", "Das Portal", "Verrat in Florenz" und "Mission London".