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Kaninchen mag Alter gerne. Daher ist sie im ersten Moment entsetzt, als ihr Taco, ihr kleiner Bruder, erzählt, dass zwei ältere Jungen ihn geschlagen und mit einem Messer bedroht haben. Da ihr Bruder aber eine rege Fantasie hat und sich für einen echten Detektiv hält, glaubt sie ihm nicht. Alter, von allen Ali genannt, streitet alles ab und lacht Kaninchen auch noch aus, weil sie Taco jeden Unsinn abnimmt.
Doch Kaninchen bemerkt, dass ich Ali seltsam verhält. Früher war er immer nett, redete gern und viel mit ihr und war lustig und beschwingt. Jetzt aber ist er verschlossen, fast feindselig und sogar ihr gegenüber abweisend. Irgendetwas stimmt nicht mit Ali und Kaninchen will herausfinden was. Das erste, was sie bemerkt, ist wirklich verrückt: Ali trinkt nichts und isst nichts. Den ganzen Tag. Als er auf dem Bolzplatz fast zusammenklappt, gesteht er Kaninchen, dass er sich an die strenge Fastenzeit der Muslime, den Ramadan, hält. Obwohl Zwölfjährige nicht verpflichtet sind, diese Regeln einzuhalten, ist Ali eisern. Er will es seinem Idol, dem siebzehnjährigen Ümmet, gleichtun, der, obwohl Fußballspieler bei der A-Jugend des FC Bayern, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang fastet.
Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. Taco entdeckt zahlreiche blaue Flecken am Körper Alis und auch Kaninchen sieht sie an seinem Arm. Doch Ali schweigt. Als Flori, der dämlichste Junge aus Kaninchens Klasse, behauptet, türkische Väter schlagen ihre Kinder, schubst ihn Kaninchen wütend. Flori fällt über einen Stuhl und fängt laut an zu schreien. Just in diesem Moment kommt eine Lehrerin in den Klassenraum und macht Ali für die "Schlägerei" verantwortlich. Ali und Flori schweigen zu den Vorwürfen und Kaninchen handelt sich ob ihrer wütenden Proteste ebenso wie Ali einen Verweis ein.
Jetzt hat Kaninchen noch ein Problem. Nicht nur, dass sie herausfinden will, was mit Ali los ist, jetzt bekommt der auch noch wegen ihr einen Verweis. Da sie befürchtet, dass an Floris Behauptung über türkische Väter etwas dran sein könnte, beschließt sie den Verweis abzufangen.
Kaninchen ruft bei der Schule an, behauptet mit verstellter Stimme, dass Taco und Kaninchen auf eine Beerdigung zu müssen und macht sich mit ihrem Bruder auf den Weg, um die Post der Celiks, der Eltern von Ali, zu entwenden. Doch was, wenn Alis Vater sie erwischt? Schlägt er sie dann vielleicht auch?
Zwei Bestsellerautoren, verheiratet und in anderen literarischen Bereichen tätig, schreiben gemeinsam ein Kinderbuch und vertonen es, indem sie abwechselnd kapitelweise ihr eigenes Buch vortragen - kann das gut gehen?
Zunächst einmal ist die Buchvorlage sehr gelungen. Die witzige, spannende und abwechslungsreiche Geschichte über das ungleiche Geschwisterpaar, die alleinerziehende Mutter und ihre kleinen privaten Probleme macht Kindern ab acht Jahren ebenso Spaß wie erwachsenen Lesern. Da kann man bei einer Hörbuchproduktion nichts falsch machen. Layout und Länge des Hörspiels sind ebenfalls perfekt und über jede Kritik erhaben. Vor allem das gelungene Titelbild verdient ein Extralob.
Des weiteren sind die Stimmen von Amelie Fried und Peter Probst angenehm und passend. Der leicht bayrische Akzent von Probst mag zwar manche Hörer etwas irritieren, stört aber weder beim Verständnis, noch bei der Einfühlung in die handelnden Personen. Bleibt die Frage, warum Verlag und Autoren sich entschieden haben, die beiden Autoren abwechselnd vortragen zu lassen. Dies ist sehr irritierend, zumal es inhaltlich keinerlei Grund dafür gibt. Mitten in Unterhaltungen, wichtigen Szenen und längeren zusammenhängenden Abschnitten - die Kapitelgrenzen sind scheinbar willkürlich - wechselt der Sprecher von versonnen, leicht beschwingt und weiblich zu sonor, warm und männlich. Diese Aufteilung ist sehr störend und nicht nachzuvollziehen. Es schwächt die Wirkung dieses ansonsten wundervollen Hörbuch ab.
Zudem ist die Inhaltsangabe auf der Rückseite der CD-Hülle schlicht falsch. Ali behauptet ganz sicher nicht, dass sein Vater ihn schlägt! Und warum die "Financial Times Deutschland" mit dem Satz: "Fesselnder als Emil und die Detektive" zitiert wird, ist mir schleierhaft. Die Geschichte hält weder diesem Vergleich stand, noch gibt es auch nur den geringsten inneren Zusammenhang. Ob sich der Verlag eine Aufwertung durch diesen Vergleich verspricht, mag dahingestellt sein, er ist in jedem Fall irreführend.
Fazit: Dieses Hörbuch ist - bis auf den etwas irritierenden abwechselnden Vortrag der Autoren - perfekt. Die Geschichte ist spannend und wundervoll locker geschrieben und vertont. Wer Taco und Kaninchen noch nicht kennt, sollte unbedingt mal reinhören - es lohnt sich. Eine Warnung zum Schluss: Teilweise ist die Geschichte sehr spannend, ob Achtjährige dies aushalten, scheint bei sensibleren Naturen fraglich - eventuell sollte ein Erwachsener mithören.