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 Sanctum

Autoren: Markus Heitz
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Rom 1767
Der Wildhüter Jean Chastel hat sich auf den Weg nach Rom gemacht, um den flüchtigen Comte de Morangies zu finden, um ihn im Auftrag seines Vaters von seinem Fluch zu erlösen.
Unabhängig ist auch Gregoria in die heilige Stadt gereist, um den Papst von den Machenschaften des verbrecherischen Legatus Francesco zu unterrichten. Bald schon muss sie feststellen, dass auch der Papst unter dem Einfluss der Jesuiten steht, welche die Werwölfe dazu nutzen wollen, um die immer ungläubiger werdende Bevölkerung wieder auf den richtigen Pfad zu lenken und damit ihre Macht zu festigen.
Da bekommt die ehemalige Äbtissin unerwartete Unterstützung von einem Bischof, der den Jesuitenorden zerschlagen will. Er fordert Gregoria auf, die Vorsteherin eines Ordens zu werden, welcher als Ziel die Vernichtung der Jesuiten und die Heilung der Werwölfe hat. Zu diesem Zweck benötigen sie die heilige Substanz "Sanctum", welche Gregoria bereits einmal das Leben rettete, als sie in den Flammen ihres Klosters umkommen sollte. Das "Sanctum" soll das konzentrierte Blut des Heilands sein und verleiht den Menschen, die es zu sich nehmen, übermenschliche Kräfte und enormes Regenerationsvermögen. Um gegen die Wandelwesen angehen zu können, soll Jean junge Frauen zu Kämpferinnen ausbilden, die sich Seraphim nennen.
Zur selben Zeit taucht in Rom eine neue Bestie auf. Ein schwarzer Panther erscheint in der Nacht und tötet Verbrecher und Gesindel. Das Wandelwesen scheint ein Gegner des Comtes zu sein und so lässt sich Jean Chastel auf einen Verhängnisvollen Pakt mit dem Panther ein, um seinen Todfeind zu stellen ?

Rom 2004
Eric ist zu dem verabredeten Treffen gekommen, um das Leben von Lena zu schützen. In Rom trifft er auf Faustitia, der Vorsteherin des Ordens der "Schwestern vom Blute Christi". Zu dieser Gemeinschaft gehört auch Erics Halbschwester Justine. Die "Schwestern vom Blute Christi" benötigen Eric, um die Spur des Welpen zu finden. Der Welpe ist der letzte Nachkomme eines gefährlichen Werwolfs, den Eric in Polen verfolgte und der den Werwolfkeim auch auf Erics Freundin Lena übertragen hat. Da Eric selbst ein Werwolf ist und die Bestie mit Medikamenten am Morden hindert, hofft Faustitia, dass er am Ehesten Erfolg hat, um das Grauen zu stoppen. Um sich der Kooperation des Werwolfjägers zu versichern, haben die Schwestern Lena entführt. Sie versprechen Eric, die Frau von dem Fluch mit Hilfe des Sanctums zu heilen, wenn er den Welpen findet und vernichtet. Doch Eric und die "Schwestern vom Blute Christi" sind nicht die Einzigen, welche hinter dem Welpen her sind. Die Lycaoniten wollen den kleinen Werwolf als Gott verehren, damit er sie selbst zu Werwölfen macht, und auch in den Reihen der Kirche gibt es immer noch Angehörige der Jesuiten, welche die Wandelwesen für ihre Zwecke missbrauchen wollen ?

Der Roman schließt nahtlos an den Vorgänger "Ritus" an und führt die Handlung der beiden Zeitebenen alternierend fort. Wer den ersten Teil nicht kennt, sollte ihn allerdings vorher lesen, bevor er sich "Sanctum" zulegt, denn die Geschichte ist derart vielschichtig, dass man viele Aspekte und Anspielungen nicht verstehen würde. Leser des ersten Teils sind dagegen wieder schnell drin im Geschehen, und dank der lebensnahen Charakterisierung der Protagonisten wird das Lesen schnell zu einem Treffen mit alten Bekannten. Obwohl in den ersten Kapiteln noch keine Werwölfe in Aktion treten, sind die Passagen extrem spannend. Dafür sorgt allein die Verschwörungstheorie, die Gregoria aufstellt, als sie erfährt, dass der Papst ihr nicht glauben würde, weil er selber zu tief in die Machenschaften des Jesuitenordens verstrickt ist. Die Integration von Fakten und Fiktion, insbesondere in Bezug auf den Tod des Papstes Klemens VIII und das Verbot des Jesuitenordens, gleichen einer schriftstellerischen Meisterleistung. Packend erzählt der Autor auch von den Bemühungen Gregorias und Jeans, einen Orden aufzustellen, welcher sich gegen die Wandelwesen zu behaupten vermag. Die Abneigung Chastels gegenüber dem Christentum bleibt allerdings ungebrochen. Damit avanciert der Wildhüter zur Identifikationsfigur für all diejenigen, die der Kirche ebenfalls skeptisch gegenüber stehen. Anschaulich beschreibt Markus Heitz die Hetzjagd durch die dunklen Gassen des alten Roms, so dass man die Szenerie plastisch vor Augen sieht. Auch die Ereignisse in der Gegenwart halten den Leser gekonnt bei der Stange, so dass das 600 Seiten starke Buch zu einem kurzweiligen Vergnügen wird. Genau wie in "Ritus" kann man es kaum erwarten zu erfahren, wie es in der jeweiligen Zeitebene weitergeht.
Eine typische Werwolfatmosphäre gibt es dagegen nicht. Das geheimnisvolle gruselige Flair, welches Geschichten dieses Genres anhaftet, wird durch Verschwörungen, Intrigen und viel Action abgelöst. Streifte die Bestie in "Ritus" noch durch düstere Wälder in Frankreich, so wird die unheimliche Kulisse des Forstes ersetzt durch die verwinkelten Gassen einer Stadt. Vor allem Erics Part in der Gegenwart, die im Buch im Jahr 2004 angesiedelt ist, wird von viel Action bestimmt. Die Gefühle kommen trotz der Schießereien und blutiger Kämpfe in beiden Zeiten nicht zu kurz. Die stumme Liebe zwischen Jean und Gregoria sowie die bedingungslose Hingabe von Eric zu Lena werden immer wieder zum Thema des Romans, ohne allerdings schwülstig oder aufgesetzt zu wirken.
Zudem schafft es der Autor durch viele spannende Höhepunkte, den Leser immer wieder zu überraschen. Auch der Tod von Hauptfiguren kommt schnell und unerwartet. Gerade das Finale ist überraschend und tragisch für alle Parteien, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit.
Die Aufmachung des Romans ist wie schon beim ersten Teil beispiellos. Dieses Mal präsentiert sich die edle, erhabene Schrift des Titels in einem geheimnisvollen, changierenden Hellgrün. Es macht allein schon Spaß, dieses Buch in den Händen zu halten und den Geruch des Papiers in sich aufzunehmen.
Markus Heitz hat mit dem Doppelband "Ritus" und "Sanctum" eine extrem spannende, gut recherchierte und geheimnisvolle Horror-Geschichte geschaffen, welche dem Werwolf-Mythos neue Aspekte abgewinnt. Glücklicherweise lässt der Autor in seiner Danksagung durchblicken, dass diese beiden Bücher nicht sein letzter Ausflug in das Genre "Dunkle Spannung" gewesen sein sollen.

Florian Hilleberg



Taschenbuch | Erschienen: 1. August 2006 | ISBN: 9783426631317 | Preis: 12,95 Euro | 608 Seiten | Sprache: Deutsch

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