Merina steckt in großer Gefahr. Keine Maßnahme konnte verhindern, dass nun Kaiser Balthasar seine Finger nach der reichen Handelsstadt Merina ausstreckt. Nun soll sich das anstrengende Doppelleben der alten Königinnenwitwe Adele auszahlen, welches sie so viel Kraft gekostet hat. Sie würde ihren eigenen Tod vortäuschen, als Priesterin Elfrida im großen Tempel von Merina untertauchen und damit ihr Amt als weltliche Vorsteherin des Tempels ganz an ihre Nachfolgerin abgeben. Dieses Spiel hält nun schon zwei Jahre an, in denen sie zwischen dem Palast und dem Tempel wechselte.
Doch was soll aus ihrer Tochter Lydana werden? Oder der Enkelin Schelyra?
Es ist klar, dass die friedliche Stadt nie gegen die Streitmacht Balthasars ankommen wird, aber welche andere Möglichkeit könnte es für die Königsfamilie geben?
Adele weiß, dass die beiden sich nicht kampflos ergeben würden, und nachdem die schreckliche Nachricht im Palast bekannt wird, ist ihr klar, dass die beiden etwas im Schilde führen.
Lydana, Schelyras Tante, war eigentlich nie dafür ausersehen, den Thron zu besteigen, und durfte so in ihrer Jugend einem Handwerk nachgehen. Ihr Vater förderte sie, wo es nur ging, und selbst nachdem ihr älterer Bruder verstarb und sie den Thron besteigen sollte, sorgte ihr Vater dafür, dass ihr ein liebevoller älterer Herr zur Seite gestellt wurde, sodass sie ihrer Zunft treu bleiben konnte. Dieses erlernte Handwerk soll ihr nun dazu verhelfen, in der Stadt zu bleiben, aber unerkannt zu wirken. Sie würde nicht fliehen, sondern aus dem Geheimen wirken - denn einem Zermürbungskrieg ist keine Streitmacht gewachsen. Aber auch ihre Nichte Schelyra würde sie nicht in die Hände der Feinde fallen lassen und so schmiedet sie Pläne, um sie aus der Stadt zu schaffen.
Schelyra denkt aber gar nicht daran, sich wegschaffen zu lassen, auch sie hat nichts Eiligeres zu tun, als nach der schrecklichen Nachricht Fluchtpläne auszuarbeiten, wobei ihr ihr Wissen um die vielen Geheimgänge im Palast zugutekommt. Alle Fluchtwege werden von ihr mit Geld, Proviant und anderen nützlichen Dingen ausgestattet.
Sie würde als Raymonda, eine Pferdeheilerin, bei den Zigeunern der Stadt Unterschlupf finden.
So sind sie alle gut gewappnet; nur werden sie bereit sein, es mit Balthasar und dem von bösen Mächten beeinflussten Apolon aufzunehmen? Männern, denen nicht einmal der Tempel heilig ist, da dort das allmächtige Herz hängt, das mit seiner Macht ihre Gier schürt. Und welche Rolle spielt Prinz Leopold, Balthasars Sohn, in diesem Ränkespiel?
Drei großartige Autoren haben sich in diesem Werk vereint, um in einer spannenden und sehr anschaulichen Art eine Geschichte zu erzählen. Denn jeder von ihnen übernahm in diesem Buch einige der Charaktere und beschrieb jeweils aus ihrer Sicht das Geschehen. Durch die einmaligen Schreibstile bekommen die Personen mehr Leben und die Geschichte gewinnt an Dimension, da sie von allen Seiten beleuchtet wird, ohne einen Stilbruch zu begehen.
Mit diesem Buch ist den drei Autoren ein eindrucksvolles Werk gelungen, welches an Tiefe und Vielfalt keine Wünsche aufkommen lässt. Durch ihre gewählte Art des Erzählens aus der Ich-Perspektive gewinnen die Figuren an Leben und machen es einem viel einfacher, sich in die Personen hineinzudenken und zu fühlen, da sie viel lebendiger gestaltet werden konnten.
Alles in allem ein sehr gelungenes Buch über einen Machtkampf und darüber, dass nicht immer ein großes Heer den Sieg ausmacht, sondern Raffinesse und Überlegungen.
Der Verstand des Einzelnen ist eben doch meist die bessere Waffe, auch wenn er selten so beeindruckend und schnell wirken kann wie die Dummheit und Boshaftigkeit einer Gruppe.