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 Was niemand wissen will

Autoren: Thomas Teglgaard
Übersetzer: Kathrin Müller
Verlag: Brendow

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der Verlag Brendow hat eine Auswahl bestimmter Werke getroffen, die sich unter dem Titel "Brendow Auslese" versammeln. Ihnen gemein ist das Thema christliche Literatur; der Glaube, die Existenz des Menschen, ja sogar die Erweiterung des eigenen Horizonts sollen maßgeblicher Anteil der Romane sein, die sich in der Auslese finden. Das vorliegende Buch "Was niemand wissen will" des Dänen Thomas Teglgaard befasst sich nicht mit dokumentarischen Fakten, sondern hat Dämonenaustreibung und die zerrüttete Partnerschaft eines Ehepaars in einem eigenwilligen Gemisch aus Drama und Mystik zum Thema.

Sebastian Nedergaard ist Psychiater in einem Krankenhaus. Er wird von den Kollegen beneidet, vom Chef für seine Arbeit geschätzt und von den Krankenschwestern gemocht. Seine Ehe hingegen läuft nicht so gut wie seine Arbeit. Schon lange zählen die Patienten und die Forschung mehr als seine Frau Karen. Die ist sich dessen nur zu bewusst und verlässt Sebastian schließlich; mit den drei Kindern zieht sie zu ihren Eltern, frustriert und enttäuscht davon, wie wenig Sebastian noch auf sie eingeht, sich um ihre Bedürfnisse und Wünsche kümmert.
Erst als seine Frau ihm den Rücken kehrt, erkennt Sebastian seine Fehler in der Beziehung und versucht Karen, die sich bereits mit einem anderen Mann trifft, zurück zu gewinnen. Doch gerade jetzt wird im Krankenhaus seine gesamte Konzentration gefordert. Gleich zwei neue Patienten machen dem Arzt zu schaffen. Johanne, eine hübsche junge Frau, die eingewiesen wurde, weil sie ihr gesamtes Haus völlig zerstört hatte und apathisch daliegend gefunden wurde. Und Cornelius, ehemaliger Missionar in Afrika und nunmehr arbeitsloser Priester, der an Depressionen leidet und sich im Krankenhaus das Leben zu nehmen versucht. Sebastian ahnt noch nicht, wie eng seine Zukunft mit diesen beiden Menschen verbunden ist, die beide verrückt zu sein scheinen. Sind sie es wirklich? Oder hat Gott es gefügt, dass diese drei Menschen zusammenfinden, um den wahren Grund zu finden, der hinter Johannes Wahnsinn und Zerstörungswut steckt? Denn die junge Frau leidet anscheinend unter mehr als Schizophrenie oder einer anderen psychischen Krankheit.
Der rational denkende Sebastian muss sich entscheiden - vertraut er seinem Wissen über die Realität und seiner Ausbildung, oder glaubt er an CorneliusÂ’ Worte, die besagen, dass Johanne besessen ist?

In klaren, einfachen Worten schildert Teglgaard seine Geschichte um Sebastian, der lange Zeit zwischen Realität und Glauben hin und her gerissen wird, ehe er seine Entscheidung trifft, in welche Richtung er sich wendet. Die bereits erwähnte Mischung aus Drama und Mystik ist auf den ersten Blick befremdlich, erweist sich jedoch als erstaunlich gelungen; durch den schlichten, klaren Stil und die guten Dialoge - vor allem zwischen Sebastian und seiner Frau Karen, die wunderbar natürlich und nachvollziehbar ablaufen - fällt die Diskrepanz zwischen den beiden großen Themen des Buches ab, nämlich eine halb zerstörte Ehe, die vor dem Aus steht, und die gepeinigte Seele einer jungen Frau, die Hilfe durch einen gläubigen Mann erhalten soll.
Die mystischen Szenen sind bewusst unspektakulär gehalten; eine versuchte Teufelsaustreibung zeichnet sich durch eine beinahe beiläufige Beschreibung aus. Gerade hier weisen die sonst guten Dialoge Schwächen auf - sprechen Cornelius und die besessene Johanne miteinander, so gleiten die Sätze des Öfteren ungewollt ins Komische ab und nehmen der Szenerie so mitunter die Spannung. Diese blitzt in regelmäßigen Abständen auf, teilweise in unerwarteten Momenten, die überraschenderweise Gänsehaut erzeugen. Ansonsten zeichnet sich Teglgaards Geschichte vornehmlich durch einen ruhigen, fließenden Erzählstil aus, der die brachialen Höhepunkte ebenso meidet wie eine Tempoerhöhung. Das lässt ein angenehmes Leseerlebnis zu, ohne den Leser jedoch mit viel Spannung oder unerwarteten Wendungen zu konfrontieren.

Ein Roman nicht nur für gläubige Menschen, die sich der "Brendow Auslese" aufgrund ihrer Inhalte widmen wollen. Charakterstudien verbunden mit dem unheimlichen Thema der Besessenheit - eine ungewöhnliche und sperrige Mischung, die nicht jedermanns Geschmack sein wird. Hochspannung und gruselige Szenen sucht man vergebens; angesichts des Themas hätte eine intensivere Behandlung der Teufelsaustreibung dem Roman gut getan.

Tina Klinkner



Hardcover | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 9783865061126 | Originaltitel: Uddrift | Preis: 19,90 Euro | 522 Seiten | Sprache: Deutsch

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