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 Antikörper

Das Gute ist das Böse daran


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Deutsche Thriller, die Zuschauermassen in die Kinos locken und dem deutschen Film einen Aufschwung geben, gab es vor allem in den letzten Jahren selten bis gar nicht. Der Wunsch, sich mit Hollywood messen zu können, ging nur selten in Erfüllung.
Der 2005 in den Kinos gelaufene und 2006 auf DVD erschienene Thriller "Antikörper" von Regisseur Christian Alvart, der auch das Drehbuch schrieb, versucht dem deutschen Thriller neues Leben einzuhauchen.

Berlin. In einem heruntergekommenen Mietshaus wird Serienmörder Gabriel Engel von der Polizei gestellt. Zwölf kleine Jungen starben brutal unter seiner Hand. Kommissar Seiler, der die Ermittlungen leitete, zeigt sich hochzufrieden über die Entwicklungen des Falls, auch wenn Engel mit niemandem über seine Verbrechen spricht.
Derweil ist Dorfpolizist Michael Martens immer noch mit einem Kindermord an einem Mädchen beschäftigt, der nunmehr ein Jahr her ist. Der Täter des bestialischen Mordes wurde nie gefasst, aber Martens ist sich sicher, dass Engel dafür verantwortlich ist. Er macht sich auf den Weg nach Berlin, um den Serienmörder zu verhören. Und tatsächlich findet der kranke Geist Gefallen an dem biederen, rechtschaffenen Martens; zum ersten Mal nach anfänglichen Geständnissen redet der Psychopath wieder mit einem Mann der Polizei. Zwischen den beiden entspinnt sich ein gefährliches Duell der Psychen, in dem Martens zu unterliegen droht und das er deshalb aufgeben will - doch dann macht Engel eine entscheidende Bemerkung über den Mord auf dem Lande … und Martens ist sich plötzlich nicht mehr so sicher, dass Engel für das tote Mädchen wirklich verantwortlich ist. Folgenschwere Entscheidungen warten auf Martens, die sein ganzes Leben verändern können.

Die Meinungen gingen weit auseinander über diesen Film aus deutschen Landen. Innovativ und radikal, konsequent und raffiniert konstruiert lobten die Stimmen auf der einen Seite - Ideen klauend, unnötig brutal und an denselben Problemen krankend, die grundsätzlich nahezu alle deutschen Filme innehaben (also schwächelnde Schauspieler, unausgegorene Drehbücher, Mutlosigkeit in der Konsequenz der Darstellung und einiges mehr, das es den deutschen Filmen an den Kinokassen schwer macht), kritisierten die Stimmen auf der anderen Seite. Tatsächlich haben beide Lager nicht ganz unrecht. Die deutschen Zuschauer, die durchschnittliche Krimifilme und -serien aus dem Fernsehen gewohnt sind, bekommen hier schwer verdauliche und harte Kost serviert. In kühlen, distanzierten Bildern schickt Alvart seine Zuschauer in eine verlorene Welt der Kälte, der Menschenverachtung und der Grausamkeiten. Abgründe offenbaren sich in den oftmals interessanten und spannenden Dialogen zwischen Martens und Engel, die sich wohltuend abheben von den sonstigen eher hölzernen und teilweise klischeehaft vulgären Gesprächen zwischen den Darstellern.
Die Riege der Schauspieler derweil zeigt sich als mäßig gewählt. Während Wotan Wilke Möhring als ehrlicher Christ und naiver Dorfpolizist Michael Martens überzeugt und all seinen Kollegen die Schau stiehlt, bieten die übrigen Akteure, darunter so bekannte Namen wie Heinz Hoenig und André Hennicke, leider nur durchschnittliche Leistungen. Gerade letzterer ist eine völlige Fehlbesetzung für den hochintelligenten Serienmörder; wenig glaubwürdig und ohne die notwendige Präsenz; mit mal überzogenem, mal nicht vorhandenem Mienenspiel wird die Bestie in Menschengestalt präsentiert.
Die Parallelen zu Kinoerfolgen wie "Das Schweigen der Lämmer" und "Sieben" sind unübersehbar. Nicht nur Details, ganze Szenen erscheinen wie kopiert und auf die Geschichte hin zugeschnitten. Strittig - und letztlich Geschmackssache - bleibt, ob die übernommenen Ideen clever umgesetzt wurden oder ob es nicht mehr ist als ein billiger Abklatsch. An Härte und Brutalität steht er seinen Vorbildern jedenfalls in nichts nach.

Ein zwiespältiger Film, der auch weiterhin die Geister scheiden wird. Die guten und die schlechten Aspekte halten sich in etwa die Waage; gäbe es einen prägnanteren Vertreter des Bösen und wäre das Ende nicht unpassend mystisch geraten, hätte es "Antikörper" noch eher geschafft, zu fesseln und das Gefühl zu vermitteln, gut unterhalten worden zu sein.


Bei den Extras finden sich unter anderem noch interessante Hintergründe, verpatzte Szenen, Trailer und das Storyboard, das man ähnlich wie einen Audiokommentar zum Film laufen lassen kann.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. März 2006 | FSK: 16 | ISBN: B000E1Z02S | Laufzeit: 122 Minuten | Preis: 15,95 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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