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Seit 2004 sorgt eine TV-Serie aus den USA für Furore wie schon lange nicht mehr. Die Kritiker überschlagen sich mit Lobeshymnen, es regnet Preise wie den Emmy und den Golden Globe, die Fans sind begeistert; Verschwörungs- und Erklärungstheorien geistern durch das Internet wie zu besten "Matrix"-Zeiten. Der Auslöser für das alles: "Lost".
"Lost", was auf Deutsch "Verloren" bedeutet, lief 2004 in amerikanischer Erstausstrahlung und fand im April 2005 den Weg ins deutsche Fernsehen: Auf Pro Sieben lief die erste Staffel und kam im Dezember 2005 als DVD-Set auf den Markt; das Paket umfasst sieben DVDs, die - mit Ausnahme der letzten - jeweils vier Folgen umfassen. Die zweite Staffel begann im deutschen Fernsehen übrigens im September 2006, ebenfalls auf Pro Sieben.
Der Inhalt kann nur grob wiedergegeben werden, denn im Verlauf der insgesamt 25 Folgen dieser ersten Staffel - jede davon mit knapp einer Dreiviertelstunde Laufzeit - ereignen sich zahlreiche überraschende Wendungen und unvorhersehbare Geschehnisse, die natürlich nicht verraten werden sollen, denn sie machen einen großen Reiz bei dieser kostspieligen und aufwändigen Produktion aus.
Auf einer paradiesisch anmutenden Insel setzt die Pilotdoppelfolge ein - und das dramatisch. Ein Flugzeugabsturz unterbricht jäh eine Reise von Australien in die USA. Glücklicherweise haben zahlreiche Passagiere die Katastrophe überlebt, doch der Schreck sitzt allen tief in den Gliedern. Es gibt Verletzte und auch Tote; Rettung ist erst einmal nicht in Sicht. Und schneller, als den Überlebenden lieb ist, wird klar, dass sie so schnell auch nicht auf Rettung hoffen dürfen. Denn die Anzeichen verdichten sich, dass all jene, die den Absturz überlebt haben, nicht zufällig auf der seltsamen und scheinbar unbewohnten Insel gelandet sind
Jede Folge erzählt die Geschichte der Passagiere des Fluges weiter; überraschende Ereignisse und mysteriöse Geschehnisse treiben die Handlung um stets neue, unvorhersehbare Ecken, so dass der Zuschauer mit beinahe jeder Folge vor mehr Fragen gestellt wird, als er beantwortet bekommt. Ständig gibt es neue bruchstückhafte oder unvollständige Informationen, die zu einem späteren Zeitpunkt endlich eingeordnet werden können oder die in dieser Staffel noch keine Erklärung finden.
In den Vordergrund gerückt werden dabei verschiedene Charaktere, die auf den ersten Blick klischeehaft zusammengestellt wirken: hier das verwöhnte Gör, dort der smarte Arzt; ein unsympathischer "Bösewicht" darf ebenso wenig fehlen wie der gutmütige Dicke von nebenan und die selbstbewusste Powerfrau. Diese Konstellation und die sich daraus entwickelnde Vorhersehbarkeit werden jedoch immer wieder von der Handlung durchbrochen; jede der Hauptfiguren ist sorgfältig ausgearbeitet und gewinnt mit der Zeit an Tiefe, die sowohl durch Aktionen als auch durch Dialoge ihre Konturen erhält.
Sind einzelne Themen der Folgen meist grob in sich abgeschlossen, warten dennoch zahlreiche Folgen mit folgenübergreifenden Cliffhangern auf, die den Zuschauer jeweils neugierig und gespannt auf die nächste Dreiviertelstunde "Lost" machen. Hinzu kommen ständige Rückblenden, die sich mal auf einen der Gestrandeten, mal auf mehrere beziehen. In den letzten drei Folgen der ersten Staffel, die inhaltlich noch enger miteinander zusammenhängen als die übrigen, gibt es gar Rückblicke in die jüngere Vergangenheit sämtlicher Protagonisten.
Während manche Folgen sich vornehmlich der Entwicklung und Darstellung der Charaktere widmen, verfolgen andere verstärkt das Vorantreiben der Handlung; Stagnation kommt im Grunde nicht vor.
Dieses ganze Konzept - Charakterentwicklung, Handlungsstränge, Cliffhanger, irritierende Plotwendungen und die stets im Hinterkopf schwirrende Frage "Warum überhaupt passiert all das?" - funktioniert perfekt. Drama, Mystery und Action bilden eine intelligente, spannende Melange, die bereits in der ersten Folge zu fesseln weiß und bis zur letzten nicht mehr loslässt.
In meinen Augen eine der besten Serien, die je für das Fernsehen produziert wurden. Sämtliche Aspekte überzeugen: Darsteller, Drehbuch, Regie - besser kann pure, spannende Unterhaltung kaum gemacht sein. Nicht nur für Fans von Serien wie "Akte X" stellt sie ein absolutes Muss für das heimische DVD-Regal dar.
Die Extras, von denen die meisten mitsamt der letzten Folge auf der siebten DVD untergebracht sind, wissen ebenso zu überzeugen wie Ton und Bild. Der Zuschauer wird mit bisher unveröffentlichten Rückblenden, Audiokommentaren, Probeaufnahmen der einzelnen Darsteller, einem Making of und vielem mehr erfreut.
Eine Anmerkung zu den Personenangaben: Da zahlreiche Personen an der Entstehung von "Lost" beteiligt waren, seien bei den Produzenten und der Regie stellvertretend nur einige genannt.