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Anita Blake ist eine junge, attraktive Frau, die in St. Louis in den USA lebt. Sie wäre wohl wirklich schön, hätte ihr Job sie nicht gezeichnet. Hauptberuflich ist Anita Animatorin, das heißt, sie erweckt die Toten wieder zum Leben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vielleicht ist eine Passage in einem Testament nicht ganz klar, und da befragt man lieber einen Zombie, als sich ewig vor Gericht zu streiten. Nebenbei hat Anita jedoch noch eine andere Aufgabe: Sie tötet Vampire. So erfolgreich, dass ihr der Titel "Scharfrichter" von den Vampiren verliehen wurde. Sie trägt diese Bezeichnung nicht ohne Stolz, denn Anita weiß, was für gefährliche Bestien Vampire sein können. Die Narben auf ihrem Körper erzählen davon. Denn Vampire sind übermenschlich stark und ein Blick in ihre Augen kann einen Menschen für immer in ihren Bann schlagen. Und Anita ist ein einfacher Mensch, zwar gesegnet mit schnellen Reflexen und einem starken Willen - am Ende aber doch nur ein Mensch. Nichts in Anitas Leben ist eben einfach, besonders da Vampirismus vor kurzem in den USA für legal erklärt wurde. Wenn Anita einen Vampir zur Strecke bringen will, braucht sie vorher einen Gerichtsbeschluss. Zum Glück ist das nicht ganz so schwer, schließlich arbeitet Anita mit der Polizei zusammen.
Eines Tages sitzt ein ehemaliger Informant bei ihr im Büro. Willie ist jetzt ein Vampir und will, dass Anita für seinen Boss ein paar Morde aufklärte - Morde an Vampiren. Doch Anita arbeitet nicht für Vampire. Leider hat sie die Rechnung ohne die Vampire gemacht. Kurze Zeit später begleitet sie ihre Freundin Catherine zu deren Junggesellinenabend. Catherines Kollegin führt die beiden ins "Guilty Pleasures", einen Vampir Club, der von Jean-Claude geleitet wird, einem der Meistervampire der Stadt. Ihn und Anita verbindet eine Art Hassliebe. Als Anita dann zu einem weiteren Mordfall gerufen wird, gerät der Abend außer Kontrolle. Sie kommt gerade rechtzeitig in den Club zurück, um zu sehen, wie Catherine von einem der Vampire in seinen Bann geschlagen wird. Jean-Claude stellt Anita vor die Wahl: Entweder, sie wird zum Meister der Stadt gehen und für diesen die Vampirmorde aufklären, oder Catherine wird sterben. Natürlich willigt Anita ein. Sie hat ein gutes Herz und für Freunde würde sie wie eine Löwin kämpfen. Leider hat Anita auch eine große Klappe, die sie zum ungünstigsten Moment nicht halten kann. Auf dem Weg zum Meister der Stadt wird sie von einem Vampir schwer verletzt, so dass sich Jean-Claude gezwungen sieht, Anita etwas von seiner Kraft zu geben, um sie zu heilen. Ein Akt, der nicht folgenlos bleiben soll.
Trotz ihres losen Mundwerks schafft es Anita, das Treffen mit Nicolaos, dem Meister der Stadt, zu überleben. Jedenfalls solange sie die Morde aufklären kann.
Eingeschüchtert, verletzt und unter Zeitdruck macht Anita sich an die Arbeit. Dabei bekommt sie Hilfe von Freunden wie Feinden. Und sie muss auch feststellen, dass der Schein manchmal trügen kann, denn oft genug wechseln Leute die Seiten. Selbst die, die noch leben.
Laurell K. Hamilton ist mit Anita Blake eine besondere Heldin gelungen. Abgebrüht, aber realistisch genug, um zu wissen, dass ihr Job sie jederzeit das Leben kosten kann. Dazu ist Anita ausgestattet mit einer gesunden Portion Galgenhumor, die das Lesen zum Vergnügen machen kann.
Man verfolgt die Geschichte mit Anitas Augen, die den Leser in der ersten Person direkt anspricht. Man kann mit ihr zittern, knobeln, wer der Mörder ist, lachen oder verzweifeln. Auf jeden Fall wird man mit ihr fühlen, denn Anita ist einem vom ersten Satz an sympathisch. Trotz ihres unmenschlichen Jobs hat sie ein gutes Herz und ist sehr mitfühlend, nicht nur mit Menschen.
Die Geschichte an sich hat etwas von einem Film Noir. St. Louis ist ein heißes Pflaster, das selbst nachts nicht abkühlt. Die Leute dort sind oft genug heißblütig, und das hat nicht nur mit dem schwülen Sommer zu tun. Zartbesaitete, die kein Blut sehen, bzw. davon lesen können, sollten vielleicht einen Bogen um das Buch machen. Vampirerotik spielt eine große Rolle in der Geschichte, besonders die Leidenschaft von Vampirjunkies, die darauf stehen, sich beißen und fast aussaugen zu lassen.
Besonders gruselig fand ich das Buch nicht. Aber man sollte schon mit Vampiren, Zombies und Ghulen klarkommen, um seinen Spaß zu haben. Genauso wie mit Vodooritualen, in denen schon mal viel Blut fließt.
Also ein rundrum gelungenes Buch? Nicht ganz. Der Mörder wurde für meinen Geschmack etwas nebensächlich und plötzlich gefunden. Und über den großen Showdown kann man sicher auch geteilter Meinung sein. Trotzdem ist das Buch ein Lesegenuss und macht Lust auf weitere Abenteuer von Anita Blake.