Seit einigen Jahren gibt es wieder ein vermehrtes Aufkommen der Gerichtsmedizin in den Medien, vor allem in den Unterhaltungs- und Bildungsmedien. Gab es früher, was die Fernsehunterhaltung anging, nur "Quincy", tummelt sich heute ein Zigfaches an Fernsehserien mit forensischem Hintergrund in ihren Geschichten auf den unterschiedlichsten Fernsehsendern. Ergänzt werden diese durch Reportagen über wahre Verbrechen und deren Aufklärung, vor allem durch forensische Ermittlungsmethoden. Auch in Buchform gibt es schon einiges, doch beschränkte sich dieses oftmals auf wissenschaftliche Abhandlungen für Kollegen aus der Gerichtsmedizin.
Der Verlag Area legt dieses Hardcoverbuch vor, in dem es auch um die Gerichtsmedizin gehen soll. Doch der Titel ist etwas irreführend, da es in diesem Buch nicht nur um die Gerichtsmedizin geht, sondern vor allem um die unterschiedlichsten forensischen Ermittlungsmethoden.
Nach einem Vorwort von Gerald B. Richards, seines Zeichens ehemaliger FBI Special Agent und Leiter verschiedener Ermittlungs- und Forschungsabteilungen beim FBI, gibt einen groben Überblick über den Ermittlungsvorgang. Quasi vom Leichenfund bis zur Verurteilung.
Dann werden eben nach diesem Schema, thematisch in Haupt- und Unterkategorien gegliedert, die unterschiedlichen Gegebenheiten abgehandelt. Die Hauptkapitel sind unter anderem: Am Tatort, Das Opfer, Menschen identifizieren, Analyse der Spuren und Verbrechen ohne Leiche und einige mehr.
Innerhalb der Hauptkategorien gibt es Einzelkapitel, welche bestimmte Aspekte genauer beleuchten. Auf zahlreichen Doppelseiten wird in kurzen Texten erklärt, um was es gerade geht. Diese Kapitel sind auch bebildert, teils durch Zeichnungen, Grafiken und Fotos. Die Seiten sind recht übersichtlich gestaltet, die Fotos, Zeichnungen und Grafiken gut, man erkennt die wichtigen Details, und die jeweiligen Bildunterschriften sind hilfreich. Der Informationstext ist, dank seines Blocksatzes und seiner vielen Absätze, gut und schnell zu lesen und vor allem leicht verständlich.
So finden sich unter anderem auch grafische Übersichtsseiten über die Todeszeichen und den Todeszeitpunkt oder über typische Wundzeichen. Es gibt auch eine schematische Darstellung, welche dem Leser aufzeigt, wie aufgrund des Leichenfundes ermittelt wird, ob überhaupt ein Verbrechen vorliegt. Aber es wird nicht nur auf das reine Tötungsdelikt eingegangen, sondern auch auf Umweltverbrechen oder Verbrechen mit Hilfe des Computers und Internets.
Damit das Ganze nicht so trocken dargebracht wird, finden sich ab und an Fallbeispiele eingestreut, die zu dem jeweiligen Thema passen. Die Fallbeispiele kommen vor allem aus den USA, der prominenteste ist der Fall von O. J. Simpson, aus England und Australien. Weniger findet man hier Beispiele aus Deutschland.
Der Autor Richard Platt schuf dieses Buch mit Hilfe von einigen Fachberatern aus den Bereichen Biologie, Pathologie, Toxikologie und Experten aus den Bereichen Fingerabdruck, Sprengstoffe und Ballistik.
Am Ende des Buches findet man ein Kapitel über die Meilensteine der Gerichtsmedizin, wo man erkennen kann, dass viele Ermittlungsmethoden schon älter sind als angenommen. Ein übersichtliches Glossar mit den Fachbegriffen und ein Register beenden das Buch.

Leider gibt es auch Schattenseiten bei diesem Werk. Als erstes wirkt es eben durch diese vielen bunten Grafiken, Fotos und Zeichnungen eher wie ein Buch für Kinder. Durch die kurzen und einfach gehaltenen Texte wird dieser Eindruck nur verstärkt. Auch sind die Informationen relativ oberflächlich, gehen nicht sonderlich in die Tiefe und handeln das Thema forensische Wissenschaft und Gerichtsmedizin nur kurz ab. Auch wird völlig außen vor gelassen, dass unter anderem der wissenschaftliche Aspekt nicht immer spannend und actionreich ist, wie es in den Medien dargestellt wird. Es wird nichts von der Routine oder der Überlastung der Ermittler und Gerichtsmediziner erwähnt. Auch kommt nicht zur Sprache, dass zum Beispiel durch Unachtsamkeit und gesetzliche Vorschriften viele Obduktionen an Toten nicht vorgenommen werden können und somit mehrere tausend Verbrechen innerhalb eines Jahres nicht einmal entdeckt werden.

Das Buch richtet sich meiner Meinung nach vor allem an Leute, welche mit der Materie der Spurensuche und -analyse noch nicht oder nur kurz in Berührung gekommen sind. Dieses Buch ist für Anfänger durchaus geeignet, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Wer schon Vorwissen hat und tiefer in diese Materie vordringen möchte, sollte sich besser nach einem anderen Buch umsehen.