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Der Privatdetektiv Harry Fuchs bekommt von Barbara Rothenberg den Auftrag, die merkwürdige Schwäche ihrer Schwester zu untersuchen. Diese zeigt seltsame Bissmale am Hals, und alle drei Tage verfällt sie in eine Art Trance. In diesem Zustand verlässt sie das Haus und niemand weiß, wo sie die nächsten Stunden verbringt.
Hängt dieses merkwürdige Verhalten mit dem Beißer zusammen, jenem Psychopathen, der nachts die Stadt unsicher macht und ahnungslosen Passanten in die Hälse beißt?
Harry und sein Partner Freddie, ein Ex-Häftling, den Fuchs ins Gefängnis brachte, werden eines Nachts von dem Beißer attackiert, der sich vor den Augen des verblüfften Privatdetektivs in eine Fledermaus verwandelt.
Die Spur des Beißers und der Schwester seiner Auftraggeberin führt zu der Privatklinik von Dr. Lukard.
Harry Fuchs schleust sich in die Klinik ein und bemerkt, dass das Personal eine merkwürdige Scheu vor Sonnenlicht zu haben und nicht zu atmen scheint. Er wird Zeuge, wie mehrere Menschen in Trance in die Klinik kommen, wo ihnen Blut entnommen wird, um mit künstlichem ausgetauscht zu werden. Bald wird der Detektiv entdeckt und muss vor den Vampiren fliehen. In einem abgeschotteten Kellerraum findet er hunderte aufgespießter Fledermäuse. Als er eine davon unabsichtlich von dem Holz löst, verwandelt sie sich in einen Vampir. Fuchs wird von Dr. Lukard gerettet, doch nur um selbst als Blutspender herzuhalten, auch wenn Lukard ihn nicht beabsichtigt zu beißen und ihm auch nicht alles Blut abzapfen will.
Am nächsten Tag gelingt es Freddie, seinen Chef herauszuholen. Doch der Einfluss des mächtigen Vampirs Lukard alias Drakula, reicht weit, und mit Hilfe seiner hypnotischen Kräfte kann er selbst die Polizei für seine Zwecke einspannen. Harry und Freddie werden zu gejagten
Hugh Walker zählt bei Kennern guter, atmosphärischer Gruselgeschichten zu Deutschlands talentiertesten Autoren. In den Siebzigern veröffentlichte er mehrere Horror-Heftromane in der legendären Reihe "Vampir-Horror-Roman". Aus dieser Zeit stammen auch die Original-Romane, welche für das vorliegende Buch zusammengefasst wurden:
Band 45 "Die Blut-GmbH" (1973)
Band 46 "Drakula lebt" (1973)
Band 81 "Drakulas Rache" (1974)
Band 123 "Die Blutpatrouille" (1975)
Die Geschichte wird von dem Privatdetektiv Harry Fuchs in der Ich-Form erzählt und beginnt schon recht schnell mit düsteren Episoden, in denen Harry in einer Klinik voller Blutsauger festgehalten wird. Zu Beginn entpuppt sich die Handlung als fast klassische Vampirgeschichte, auch wenn Drakula versucht, seine Artgenossen zu kultivieren, in dem er ihnen abgezapftes Menschenblut gibt und die unfreiwilligen Spender mit Kunstblut auffüllt. Sehr schnell wird der Leser von den Ereignissen in ihren Bann gezogen und kann die paranoiden Gedankengänge sehr gut nachvollziehen. Die Charaktere entwickeln schnell ein Eigenleben, doch bleiben gerade Nebenfiguren leider sehr blass und oberflächlich. Das Techtelmechtel zwischen Fuchs und seiner Auftraggeberin wirkt ebenfalls sehr konstruiert, wobei den Leser dahingehend eine böse Überraschung erwartet. Sehr sympathisch kommt Harrys Sidekick Freddie daher, der nach anfänglichen Rachegelüsten schnell die Seiten wechselt und sich als unentbehrlich entpuppt. Der Part des Ex-Häftlings sorgt mit seiner lockeren Art für die nötige Prise Humor. Der Titelgebende Obervampir Drakula bleibt dagegen leider sehr im Hintergrund und entwickelt keinerlei Tiefgang. Es wird oftmals angedeutet und behauptet, dass er identisch mit dem Dracula sei, der im 15. Jahrhundert in der Walachei sein Unwesen trieb. Doch für den Leser ist diese Information fast bedeutungslos.
Nicht nur für die Protagonisten quälend gestaltet sich die Überzeugungsarbeit von Harry und Freddie gegenüber der Polizei, bis diese endlich an Vampire zu glauben bereit ist. Dieser Umstand wird im Roman sehr realistisch dargestellt. Ebenfalls sehr gruselig sind die Passagen, in denen Harry und seine Gefährten auf dem Weg nach Wien unterwegs Halt machen und die Blutsauger ihre Wirtin und deren Kind attackieren. Sehr übertrieben kommt allerdings Harrys ständige Bewusstlosigkeit daher. Immer wenn der Autor ein effektvolles Kapitelende brauchte, ließ er seinen Helden scheinbar einfach umkippen, ob nun durch rohe Gewalt, Schwäche oder magische Einflüsse. Hierbei muss man berücksichtigen, dass der Roman ursprünglich aus vier Geschichten bestand, die mit einer gewissen Pause veröffentlicht wurden. Da kam dem Leser dieser Umstand vermutlich nicht sonderlich verwunderlich vor. Das Buch gipfelt in einem Filmreifen Showdown und der Spannungsbogen wird von dem Autor geschickt immer wieder angehoben, so dass nie Langeweile auftritt. Allerdings hat man dabei schon das Gefühl, dass der Stoff erzählt ist und das Buch langsam zum Ende kommen sollte. Nur hat der Leser noch knapp 80 Seiten vor sich.
Leider verstrickt sich der letzte Abschnitt des Buches, welcher als Vorlage den Heftroman "Die Blutpatrouille" hatte, in hanebüchenen Ideen um magische Fallen, welche ganze Städte auslöschen können und die Bewohner dem Vergessen anheim fallen lassen. Drakula scheint plötzlich von der Bildfläche verschwunden zu sein, nur um am Ende wieder urplötzlich aufzutauchen. Sein weiteres Schicksal wird dennoch nicht geklärt. Ebenso wenig geht der Autor auf die Frage ein, wie es Drakula und einige seiner Vampire nun eigentlich schafften, dem Sonnenlicht für einige Zeit zu trotzen.
Hugh Walker scheint seinerzeit in seinem Abschlussroman die Lust an Vampiren vergangen zu sein und wollte den Leser mit einer neuen Variante des Horrors bei der Stange halten.
Auf diesen letzten Abschnitt bezieht sich übrigens der Klappentext mit den verwirrenden Andeutungen um eine zweite Wirklichkeit.
Satzbau und Dialoge sind vielschichtig und ausgefeilt, so dass man das Buch flüssig lesen kann.
Darüber hinaus beinhaltet das Buch drei Innenillustrationen, die noch aus den alten Vampir-Horror-Romanen stammen. Die Bilder passen nicht ganz zur Handlung, geben dem Buch aber einen gewissen nostalgischen Charme.
Das Titelbild ist dagegen vollends misslungen. Fotos und Fotomontagen sind selten gute Romancover, aber dieses Motiv, welches aus einem sehr schlechten Horrorfilm zu stammen scheint, dürfte kaum zum Kauf animieren.
Fazit: Stimmungsvoller Vampirroman, der zum Ende hin viel von seiner Innovation und seinem Tempo einbüßt. Das Buch gehört sicherlich nicht zu Walkers besten Werken, vermag aber dennoch ohne viel Anspruch gut zu unterhalten.