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 Margarettown


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis


Margaret Towne ist tot. Als ihre Tochter Jane sechs Jahre alt war, hat sie sich umgebracht. Eine Handvoll Schlaftabletten und zwei gezielte Schnitte in den Handgelenken haben sie ins Jenseits gebracht. E., der Vater von Jane, leidet an einer unheilbaren und seltenen Form der Hirnhautentzündung. Es ist absehbar, dass auch er sterben wird und deswegen hat er beschlossen, Jane etwas zu hinterlassen. In seinen eigenen Worten erzählt er, wie er Margaret kennen und lieben gelernt hat. Dabei folgt er nicht immer den ausgetretenen Pfaden der Wahrheit oder Realität, aber er folgt dem Pfad in seinem Herzen, den Margaret dort hinterlassen hat.

Es ist nicht so, dass Margaret immer die gleiche gewesen ist, weswegen es unmöglich scheint, eine umfassende Erzählung zu geben, indem man zeitlich aneinander gereihte Ereignisse von sich gibt. Statt dessen erzählt E. von der Alten Margaret, die Gedanken lesen kann und ihr Leben eigentlich schon hinter sich hat. Magie war ein wenig verrückt, quirlig, lebenslustig - und sie ist die Margaret, in die er sich verliebt hat, als er ihr Studentenzimmer betrat. Die schwarzgekleidete, die sich hinter ihren Haaren versteckte und Bilder malte, war Mia, die ihn eigentlich nicht besonders leiden konnte. Am schrecklichsten von allen war Marge, die verbittert und verlebt allen Männern abgeschworen hatte. Der kleine Wildfang May war kaum zu sehen, stets unterwegs, ständig dabei, irgendwelche Spiele zu spielen und nahm selten Notiz von irgendwelchen Erwachsenen.

Doch in allen steckte Margaret oder besser, alle waren in Margaret vereint und stellten das dar, was in ihr steckte oder in ihr gesteckt hat. Denn in jeder Frau wohnen eine Vielzahl unterschiedlicher Frauen, die alle einen bestimmten Wesensteil von ihr ausmachen. Und um ihre Mutter wirklich kennen zu lernen, muss Jane alle von ihnen erleben. Und E. muss sich eingestehen, dass er nicht mit jeder von ihnen eine gute und glückliche Beziehung hätte führen können.

E., die Hauptperson dieses Buches, ist derjenige, der die Geschichte erzählt. Eines Tages verliebte er sich in eine Studentin und beschloss, sein Leben mit ihr zu teilen. Ihre Beziehung, ihre Ehe ging in die Brüche, doch seine Liebe zu Margaret starb nie ganz. Und mit seinen Aufzeichnungen hinterlässt er seiner lieben Tochter Jane eine Erinnerung an ihren Eltern. Ein Abschnitt der Geschichte jedoch beschäftigt sich auch mit Jane und ihrer Entstehung. Aus der Sicht des Mutterleibes heraus erfährt sie gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder die Welt als Fötus, ehe es für sie Zeit ist, aufzubrechen, nach draußen. Zu dem Zeitpunkt heißt es für die beiden Abschied nehmen, da ihr Bruder nicht so groß, nicht so kräftig, nicht so lebensfähig ist, wie sie. Dies ist ihre erste Begegnung mit dem Verlust einer geliebten Person, den sie später auch beim Tod ihrer Mutter empfindet.

"Margarettown" ist ein Ort, an dem alle Margarets versammelt sind. Und er ist auch ein Roman, der den Versuch wagt, über die Liebe zu schreiben. Es entsteht eine absonderliche und verworrene Geschichte um das rätselhafte Wesen der Frau und die Irrwege der Liebe. Im Gegensatz zu dem leichtlebigen Umschlagbild ist dieser Roman keine leichte, heitere Kost. Der Leser muss sich anstrengen, um der ungewohnten Erzählweise ihren Sinn und ihre Unterhaltung abzufordern. Anfangs ist man versucht, das Buch wieder beiseite zu legen und sich etwas einfacherem, leichterem zu widmen. Doch nach einigen Seiten gelingt es, sich in die Geschichte zu vertiefen und in die ungewohnte Erzählweise einzutauchen.

Dennoch ist dieser Roman ein Buch, das den Leser seltsam verwirrt am Ende zurücklässt. Die Botschaft der Geschichte lässt sich am Ende gut erkennen, doch muss man sie dem Buch fast gewaltsam abtrotzen. Dies ist ganz sicher keine leichte Lektüre, die man abends zum Entspannen lesen kann. Es ist ein interessanter, intelligenter Roman. Aber er ist nicht das, was man erwartet, wenn man das Buch in die Hände nimmt, das Cover betrachtet und die Rückseite durchliest. Die Geschichte wirkt ein wenig zu kompliziert, als wolle sie sich dadurch von seichten Romanen abheben. Dadurch jedoch entzieht sie sich auch dem Leser und macht es ihm schwer, sie zu durchdringen.

Ein intelligenter, mühsam zu lesender Roman, der erst am Schluss seinen wirklichen Wert enthüllt, für Leser, die eine etwas herausfordernde und andersartige Geschichte über die Liebe lesen möchten.



Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 3827005973 | Originaltitel: Margarettown | Preis: 18,00 Euro | 260 Seiten | Sprache: Deutsch

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