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 Die Goodfellow Saga, Band 1: Das Geheimnis der verschwundenen Schriftrolle

Band 1


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Als Sam, ein neunjähriger Junge, mit seinen Eltern umziehen muss, ist er völlig genervt. Alles, was er liebt, lässt er zurück und nichts an dem neuen Haus erscheint ihm wünschenswert. Umso mehr ist er erstaunt, als gleich am ersten Abend ein sonderbares Erlebnis sein Leben radikal ändert. Zunächst denkt er nur, dass eine Maus durch sein Zimmer läuft. Dann entdeckt er, dass die Maus sprechen kann, und schließlich, dass diese sprechende Maus ein als Maus verkleideter kleiner Mann ist. Dieser Winzling gehört zu der Rasse der Heureka, die durch die Welt reisen und dafür sorgen, dass die Menschen wundervolle Einfälle haben und fantastische Erfindungen machen.
Dieser Heureka, ein gewisser Jolly Goodfellow - man beachte den Namen! -, ist auf der Suche nach Professor Hawthorne, in dessen Besitz sich eine geheimnisvolle Schriftrolle befindet und der der frühere Besitzer des Hauses ist, in dem Sam jetzt wohnt. Der Urgroßvater von Professor Hawthorne hatte beides, Haus und Schriftrolle, seinem Urenkel vermacht. Leider sind sowohl Professor Hawthorne als auch schon sein Urgroßvater auf rätselhafte Weise verschwunden. Jolly Goodfellow sieht sich gezwungen, Sams Hilfe anzunehmen, um den Professor zu finden.
Sam erfährt bald, dass auch Goodfellows Bruder, ein berühmter Heureka, und dessen tollpatschiger Sohn Edgar verschwunden sind. Diese vielen verschwundenen Menschen und Heureka geben dem jungen Sam und seinem kleinen Begleiter eine Menge kniffliger Rätsel auf. Wer zum Beispiel ist dieser garstige Avery Mandrake, der in den ungelegensten Situationen auftaucht und sich für die Arbeiten von Professor Hawthorne so sehr interessiert? Wer ist die geheimnisvolle Madame Zorah, die Sam prophezeit, dass ihm ein Unheil begegnen wird, ein Unheil, das so alt wie die Zeit ist? Goodfellow hat jedenfalls viel zu tun, um Sam an die neue Situation zu gewöhnen. Und als die Gelichter, die Todfeinde der Heurekas, auftauchen, die geheimnisvolle Rolle für sich beanspruchen und einen unheimlichen Zauber aussprechen, kann Sam zum ersten Mal beweisen, dass er mehr als nur ein kleiner Junge ist.

Der Roman von Miller ist der erste Teil einer Trilogie. Sein Originaltitel "The Sacred Seal" - im Roman mit ’Das Unverbrüchliche Siegel’ übersetzt - weist auf ein weiteres Geheimnis hin, das im ersten Buch aber kaum eine Rolle spielt, und insofern ist der deutsche Titel günstiger.
Der Roman ist eher märchenhaft als spannend. Die Idee mit den Heurekas, die in der Welt herumreisen, um den Menschen Inspirationen einzuflüstern, ist fantastisch. Miller spinnt diesen Gedanken mit viel sanfter Ironie und einer augenzwinkernden Weisheit weiter. Allein dies macht den Roman lesenswert.
Zudem ist die Sprache schlicht, ohne auf berechnende Art und Weise verniedlichend zu sein. Es gibt kleine pädagogische Schlenker der Autorin, die Fachwissen hübsch erläutern und nicht aufdringlich wirken. Dadurch zeigt die Autorin auch, dass sie komplexe Sachverhalte kindgemäß ausdrücken kann. Nicht immer gelingt ihr dies in diesem Buch, meistens aber doch, und diese Passagen, die dann Realität in das Märchen mit einbinden, habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Außerdem vermeidet die Autorin moralisierendes Geschwätz - eine absolute Wohltat.
Insgesamt ist der Roman zu komplex angelegt. Über zwei Drittel des Buches werden zwei parallele Geschichten erzählt. Die eine Geschichte dreht sich um das Zusammentreffen zwischen Sam und Jolly Goodfellow in der Gegenwart. Die andere Geschichte erzählt den letzten gemeinsamen Sommer von Jolly und seinem Neffen Edgar im Sommer 1939, vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Der Zusammenhang zwischen beiden Geschichten wird erst am Ende des Buches klar. Zudem ist eine der Geschichten eher langweilig und glücklicherweise hat sich Miller entschieden, den Schwerpunkt auf die andere, spannendere Geschichte zu legen. Aber schon dies weist darauf hin, dass die Komposition des Buches hätte besser sein können. Die Geschichten sind für sich selbst aber bruchlos angelegt und deshalb sehr nachvollziehbar.
Die Dialoge sind leider zu lieblos, um als hervorragend bewertet werden zu können, an einzelnen Stellen sind sie sogar eher unteres Mittelmaß. Manche wichtige Szenen werden in knappen Sätzen zusammengefasst und bestimmte emotionale Wandlungen der Hauptfiguren so nebensächlich notiert, dass dies selbst für ein Kinderbuch dürftig ist. Dadurch wirkt dann die Erzählweise auf der einen Seite gehetzt, auf der anderen Seite abstrakt. Und dadurch wieder verlieren die Hauptfiguren ein Stück weit den seelischem Reichtum und den Charakter, der sie, die Hauptfiguren, zuallererst kennzeichnen sollte.
Auch wenn dies nur einige Stellen im Buch betrifft, stören diese doch. Kinder dürften dies nicht weiter tragisch nehmen, da die Geschichte trotzdem rund ist und viel Unterhaltsames bietet.
Die mittelmäßige Spannung, der etwas zu erwachsene Humor und die leicht ungelenke Handhabung der Erzähltechniken machen dieses Buch trotz zahlreicher schöner Passagen und der großartigen Idee nur mit leichten Einschränkungen empfehlenswert. Ich freue mich jedenfalls auf die Fortsetzung.

Frederik Weitz



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2003 | ISBN: 3423708018 | Originaltitel: The Goodfellow Chronicles: The Sacred Seal | Preis: 10,00 Euro | 373 Seiten | Sprache: deutsch

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