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Wenn ein Doppel-DVD-Set einem Wrestler gewidmet wird, ist das meistens einer, der eine lange Karriere hinter sich hat, aber dieses DVD-Set ist Vince Kennedy McMahon, dem gefürchteten und selten geliebten Besitzer der WWE, ehemals WWF, gewidmet, das klingt relativ sinnlos. Aber in einer langen Dokumentation wird mit der Karriere des inzwischen Sechzigjährigen auch die Entwicklung des Wrestlings bis zu seiner heutigen Form gezeigt.
So beginnt die Dokumentation mit der Zeit, als Vince McMahon in der Company seines Vater als Kommentator und Interviewer seine Karriere begann. Später kaufte er seinem Vater die Company ab und begann aus der Gegend um New York herum zu expandieren und die damalige WWF zur Nummer Eins zu machen. Das ist vor allem mit dem ersten Megastar des Wrestlings verbunden, mit Hulk Hogan, der auch heute noch immer wieder mal in den Ring steigt.
Vince McMahon erfand Wrestlemania und die weiteren Großveranstaltungen, die als Pay-per-View ins Fernsehen kamen. Die erste große Zeit begann, mit legendären Wrestlern wie Macho Man Randy Savage, Rowdy Roddy Piper oder dem Ultimate Warrior. Und die Stimme der WWE war eben Vince McMahon.
Bald gab es nur noch eine brauchbare Konkurrenz, die WCW. Diese Liga gehörte Tad Turner, dem Medienmogul, der einst einen Teil der WWE hatte kaufen wollen. McMahon hatte das abgelehnt und sich aus einem früheren TV-Vertrag zurückgezogen. Turner steckte eine Menge Dollars da rein, der WWE das Leben schwer zu machen, und so kam es zu einem wahren Quotenkrieg zwischen Monday Night Raw (WWE) und Monday Nitro (WCW) - die WCW hatte sogar phonetisch die Konkurrenz kopiert. Mit viel Geld kaufte sich die WCW die Stars der WWE ein, darunter Scott Hall und Kevin Nash, die als Outsiders und als Gründer der New World Order Furore machten und die WCW zum ersten Mal in Schlagweite der WWF brachten. Als dann auch Hulk Hogan bei der WCW auftauchte, überholte sie die WWE.
Als dann Bret Hart, der Champion der WWE, auch einen hochdotierten Vertrag bei der WCW annahm, bekam man - das ist zumindest die offizielle Lesart - bei der WWE kalte Füße. Man befürchtete, dass die WCW damit werben würde, den Champion verpflichtet zu haben. Ein Match in Montreal zwischen Bret Hart und Shawn Michaels führte dann zum "Montreal Screwjob" und der Entwicklung des Showcharakters "Mr. McMahon". Abgesprochen war, dass Bret Hart hier gewinnen und einige Tage später den Titel verlieren würde. Als Shawn Michaels Hart dann in dessen eigenem Aufgabegriff hatte, behauptete der Schiedsrichter, Hart hätte aufgegeben, und Michaels war neuer Champion. Bret Hart rastete aus, bespuckte McMahon, der als Kommentator am Ring saß. Jeder wusste, dass er der Chef der Liga war, aber in der Öffentlichkeit der Sendungen war er immer nur der Kommentator. Nach diesem "Screwjob" etablierte McMahon sich selbst als den äußerst fiesen Boss der WWE und wurde zum Showcharakter. Und, welch ein Glücksfall, zur gleichen Zeit wurde Steve Austin zum toughen Charakter Stonecold Steve Austin und der populäre Rüpel wurde zu einem idealen Gegner für den fiesen Boss. Die Fehde der beiden und das Verblassen der NWO bei der WCW brachten die Quoten wieder in eine andere Richtung, Bret Hart ging bei der WCW unter und schied nach einem Schlaganfall aus dem Business aus. Ob der "Screwjob" wirklich ein Betrug war, ob das nicht mit Bret Hart abgesprochen war, ist immer wieder ein weites Feld für Spekulation, sollte er nicht abgesprochen gewesen sein, so hat McMahon die Situation ideal genutzt, war er wie sonst alles im Wrestling abgesprochen, so haben McMahon und Hart das gesamte Business genarrt.
Nach diesem Moment, den die Dokumentation immer wieder zeigt, die versteinerte Miene McMahons, das markante Kinn, das sich immer arroganter reckte, zeigt sie die Entwicklung des bösartigen Chefs zu einem Showcharakter, der viele Male in den Ring stieg und das auch heute noch nicht aufgegeben hat. Verschiedene Fehden und eine ganze Reihe grober Geschmacklosigkeiten später zeigt sich, dass McMahon kaum etwas heilig ist, und dass er wirklich alles macht, was ihn noch unsympathischer im Auge der Fans macht. Kein Wunder, dass dieses Gebaren auch von vielen Fans, die sich sonst klar darüber sind, dass es eine Trennung zwischen Realität und Show gibt, dazu führt, dass Vince McMahon meistgehasster Mann der Wrestlingforen ist - also der Mann, der die Produkte verantwortet, die diese Fans ja auch mit viel Herzblut lieben.
Zu der Dokumentation kommen noch einige zusätzliche Interviews, viele herausgeschnittene Szenen, die die Dokumentation gesprengt hätten, und mehr als eine DVD mit Kämpfen des alten Mannes. Diese Kämpfe sind zum Teil ausgezeichnet choreographiert, besonders weil McMahon natürlich eigentlich kein Wrestler ist, also sind eigentlich auch alle Kämpfe durch Eingriffe von Außen, durch blutige Hardcore-Matches und große Härte geprägt. Dabei nimmt McMahon erstaunliche Stürze hin, eine Eigenschaft, die ihm einen widerwilligen Respekt eingetragen haben.
Die Dokumentation ist, wie nicht anders zu erwarten, sehr professionell gemacht. Viele Weggefährten und Familienmitglieder bestreiten einen großen Teil der Erzählungen, aber auch McMahon selbst gibt einige Einblicke. Dass dabei immer noch im Vordergrund steht, zumindest die Möglichkeit einzuräumen, dass Vince McMahon und Mr. McMahon sich sehr ähnlich sind, gehört natürlich zu dem Geschäft, das so sehr, wie kein anderes, Realität und Fiktion vermischt.
Eine lohnenswerte DVD-Kollektion einerseits für erfahrene Wrestlingfans, die auch gern den Blick nach hinten werfen, und andererseits für die, die wenigstens ein bisschen hinter die Kulissen des Business schauen wollen. Ein paar Stimmen fehlen, vor allem die von Hulk Hogan. Auch einige Ereignisse, wie der tragische Tod von Owen Hart nach einem Stunt, nach dem die Sendung weiterging, werden dezent ausgeklammert, hätten aber vielleicht auch die Dokumentation gesprengt. Insgesamt aber eine wirklich interessante Sache.
Das vorliegende Set ist die englische Originalversion ohne deutsche Untertitel oder deutsche Sprecher. Die Altersfreigabe ab 15 ist durch eine deutsche Freigabe ab 18 überklebt.