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In "Königreich der Angst - Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen" gewährt uns der amerikanische Autor Hunter S. Thompson (bekannt durch die Romane "Hells Angels" und "Fear and Loathing in Las Vegas", der mit Johnny Depp in der Hauptrolle verfilmt wurde) einen Einblick in sein sehr bewegtes Leben. Thompsons Biografie ist aber etwas anders als andere Autobiografien. Etwas anderes hätte man von ihm allerdings auch nicht erwartet.
Nach einem Vorwort des amerikanischen Journalisten Timothy Ferris und dem Autor selbst, beginnt Thompson mit der Beschreibung seines Lebens im Jahre 1946 - geboren wurde er 1937 - und zwar mit einer sehr skurrilen Geschichte über einen Postbriefkasten und einer anschließenden FBI-Ermittlung.
Schnell merkt man, dass Thompsons Leben schon immer etwas anders war als das der anderen.
Er erschuf eine völlig neue Art des Journalismus, den Gonzo-Journalismus ("gonzo" kommt aus dem Englischen und bedeutet außergewöhnlich, exzentrisch, verrückt) und wurde durch ihn berühmt. Gonzo-Journalismus meint das völlig subjektive Schreiben, die objektive Schreibweise fällt ganz weg. Thompsons erster Artikel in diesem Stil erschien in dem Magazin "Scanlans Monthly" und hieß "The Kentucky Derby is Decadent and Depraved". Eigentlich sollte oder vielmehr wollte Thompson in diesem Artikel über ein Pferderennen berichten. Da er diesen Artikel aber bis zum Redaktionsschluss nicht fertigstellen konnte, schickte er einfach seine unbearbeiteten Notizen an die Redaktion. Heraus kam dabei ein Artikel, der die allgemeine Stimmung des Rennens einfing, sich aber auch eingehend mit der Suche des Autors nach Drogen beschäftigte. Sowieso steht der Gonzo-Journalismus eng in Verbindung mit dem Konsum von Drogen, denen auch Thompson selbst sehr zugewandt war, was man vor allem in seinem Roman "Fear and Loathing in Las Vegas" merkt.
Davor arbeitete er Ende der 1950er Jahre als Sportreporter und danach als Südamerika-Korrespondent für den "National Observer".
Ende der 1960er Jahre stieg er als einer der ersten Autoren bei dem neuen Magazin "Rolling Stone" ein und war durch seine Artikel in eben diesem Gonzo-Stil maßgeblich an dessen Erfolg beteiligt.
Aber auch auf Thompson, den Rebell, wird eingehend eingegangen. So kandidierte er im Jahre 1970 für das Amt des Sheriffs in der Stadt Aspen und löste mit seinem radikalen Wahlprogramm (Legalisierung von Drogen, Umwandlung aller Straßen zu Radwegen) in den ganzen USA einen Skandal aus. Trotzdem verlor er diese Wahl nur knapp. In den 1970er Jahren berichtete er außerdem über den Präsidentschaftswahlkampf, den "Watergate"-Skandal und war 1983 als Kriegsberichterstatter in Grenada.
Zwischendurch erzählt Thompson eine ganze Reihe von skurrilen, lustigen und nachdenklichen Anekdoten, die zwar nicht immer viel über sein Leben berichten, aber trotzdem spannend zu lesen sind.
Auch eine zeitliche Reihenfolge vermisst man stellenweise, da Thompson immer mal wieder zum Thema "Terrorismus" abdriftet, dass ihn nach dem 11. September 2001 sehr beschäftigt zu haben scheint.
Insgesamt erzählt "Königreich der Angst" das Leben eines außergewöhnlichen Journalisten und Autoren, der ein aufregendes Leben gelebt hat und dabei immer wieder für einige Skandale sorgte. Die Autobiografie hilft aber auf jeden Fall den Menschen hinter dem berühmten Autor ein wenig besser zu verstehen und auch seine anderen Romane lassen sich besser verstehen, wenn man diese Hintergrundinformationen hat.
Ergänzt wird das Buch noch durch zahlreiche Schwarz-weiß-Abbildungen, die meistens den Autor selbst, aber auch noch einige andere Menschen aus seinem Umfeld zeigen.
Besondere Aktualität bekommt "Königreich der Angst - Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen" durch die Tatsache, dass sich Hunter S. Thompson am 20. Februar 2005 an seinem Schreibtisch in seinem Haus in Woody Creek mit einem Kopfschuss selbst tötete. Der Selbstmord, der im Vorfeld schon des öfteren angekündigt wurde, sorgte wieder für großen Wirbel in den Medien, da Thompsons Abschiedsbrief und die Antwort seiner Frau darauf im "Rolling Stone" abgedruckt wurden.
Daher ist davon auszugehen, dass der Zeitpunkt für die Veröffentlichung dieses Buches bewusst gewählt worden ist.
Fazit: Eine empfehlenswerte, aber über weite Teile skurrile Autobiografie einer großen Persönlichkeit.