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 Transit

Autoren: Uwe Ommer
Verlag: Taschen, Köln

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Manchmal gibt es Bücher, die sind gar nicht mehr als solche zu begreifen. Uwe Ommers "Transit" ist ein schönes Beispiel dafür. Einige Kilo schwer, großformatig und in diesem Format auch noch 720 Seiten stark, ist "Transit" ein ganz besonderes Gesamtkunstwerk, das eigentlich als eine Art Tagebuch startet und doch viel mehr ist. Uwe Ommer hat eine vierjährige Reise durch die ganze Welt unternommen, hat "1000 Familien" fotografiert - für ein gleichnamiges Buch - und dokumentiert diese Reise mit "Transit" in Wort und Bild.

Mit einer kleinen perfiden Rache an allen möglichen Sponsoren beginnt das Buch. Es gibt erst mal Ablehnungsschreiben in verschiedenen Sprachen und von jeder Menge Firmen zu lesen. Und dann macht sich Ommer auf, erst mal durch Europa, bald aber auch nach Amerika, Afrika, er lässt keinen Kontinent aus, und von überall weiß er teils witzige, teils beklemmende Geschichten zu erzählen. Wie er an die Familien kommt, die er ablichtet, wer diese Familien sind, warum manche nicht mit auf die Bilder wollten, wie aber auch für manche das Familienfoto, das Ommer mit seinem mobilen Studio macht, zum Ereignis des Jahres wird. Dazu kommen Grenzübergänge und Grenzerfahrungen, surreale Kulissen und herzige Momente. Nicht alle Geschichten sind spannend, aber es gibt einfach so viele Details zu finden.

Die großformatigen Seiten sind, jede für sich, Collagen. Da sind viele Familienportraits, da sind Rechnungen, da sind behördliche Schreiben, kleine Andenken, Bilder aus den Familienalben der Fotografierten, und alles ist so ineinander geschnipselt, dass jede Doppelseite ein Suchbild ist, in dem es auch wirklich viel zu finden gibt. Die Familienfotos sind natürlich nicht die gleichen wie in "1000 Familien", viele sind ein bisschen misslungen, zeigen aber viel Stimmung, teilweise wird gezeigt, wie die Bilder entstanden. Dazu kommen natürlich noch Bilder von den vielen so verschiedenen Landschaften, durch die sich Ommer durchfotografierte, Bilder aus dem Alltagsleben der Menschen, die er traf. Vieles davon ein bisschen entlarvend, aber nie boshaft, vieles berührend, vieles mit Traurigkeit, vieles mit Freude.

Wem es um Fotografie an sich geht, für den ist das opulente und mit knapp fünfzig Euro ja auch nicht gerade billige - den hohen Preis aber werte - Buch nicht direkt was. Ommer geht nicht über ordentliche Reise-, Reportage- und Portraitfotografie hinaus, es gibt keine großformatigen Fotowunder - aber als eine ganz besondere Liebeserklärung an die ganze Welt ist "Transit" ein Gesamtkunstwerk. Wer es als solches begreift, der bezahlt auch keinen Euro zu viel.

Holger Hennig



Hardcover | Erschienen: 01. September 2006 | ISBN: 3822846538 | Preis: 49,99 Euro | 720 Seiten | Sprache: Deutsch

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