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In Sachen Wrestling war der Anfang der Neunziger eine Art Erweckung in Deutschland. Erst Tele 5, dann RTL 2 übertrugen Wrestlingveranstaltungen, in Deutschland gab es plötzlich einen Markt für die kämpferische Unterhaltung und viele heutige eingefleischte Fans kamen in dieser Zeit zu ihrem Hobby. In dieser Zeit begann auch ein deutscher Fotograf in Amerika die Stars dieser Zeit zu fotografieren. Didi Zill hatte vorher Rockstars fotografiert und tauchte nun in die bunte Welt des Wrestlings ein.
Von der großen Zeit zwischen 1992 und 1998 künden nun die Fotos und ein Bildband, der sie enthält. Zill hatte in der Zeit, in der der Monday Night War tobte, in der sich WCW und WWF bis aufs Blut geradezu bekriegten, sein größeres Augenmerk auf der WCW, doch weil er unter anderem auch für deutsche Zeitungen fotografierte, war er nicht an eine Liga gebunden, sondern fotografierte auch bei der WWF - die heute WWE heißt und als einzige übrig geblieben ist.
In der WCW waren damals vor allem die Alt-Stars, die die WCW der Konkurrenz weggekauft hatte. Große Namen wie Hulk Hogan und Randy Savage, aber auch die Outsider, die eine ganz neue Seite im Wrestling ermöglichten, also Kevin Nash und Scot Hall, vorher als Diesel und Razor Ramon in der WWF bekannt, gehörten damals zur WCW. Und natürlich die Wrestler, die schon eher ihre Wurzeln hier hatten, Ric Flair und seine Four Horsemen, Lex Luger, Sting oder das Tag Team Harlem Heat. Sie alle erscheinen auch in diesem Buch.
Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Alex Wright, der trotz seines englischen Namens als "German Wunderkind" in den Ring stieg, völlig zu Recht, da er aus Nürnberg kam. Auch er war in der Zeit, als Wrestling in Deutschland ganz groß war, in der WCW unter Vertrag und gehörte als guter Techniker zu den kommenden Stars. Als der Boom in Deutschland abflachte, ging Wright nach Europa zurück.
Dann wird in einem weiteren Vorwort das Wrestling an sich ein bisschen näher vorgestellt, und nach ein paar Daten zu den Wrestlern, samt ihrer zivilen Namen, fangen die ersten Studio-Sessions an. Auf vierzig Seiten gibt es jede Menge Wrestler vor einem weißen Tuch zu bewundern, das irgendwo backstage an die Wand getapet war.
Darauf folgt der erste Teil des "Wrestling Live", also Bilder vom Ring. Dazu kommen immer auch ein paar Backstage-Bilder, die wesentlich interessanter sind. Verknäuelte Körper, fliegende Riesen, die klassischen Posen, alles dabei. Aber die sich ausruhenden Ringrichter, die Wrestler, die sich gleich bekriegen werden, sich einträchtig vorbreitend, das sind die Bilder, die schon etwas Besonderes sind.
Von den ersten beiden Teilen gibt es jeweils am Ende noch mal einen zweiten, also noch mal Studiobilder, noch mal In-Ring-Action. Dazwischen sind einzelne Wrestler vorgestellt. Als erster natürlich Alex Wright, dann aber auch Sting, der vor allem in seinem Crow-Make-Up eine tolle Figur abgibt, Sean Waltman, der als Syxx zur NWO und als X-Pac zur DX gehörte, und damit beiden legendären Kadern der Attitude-Zeit angehörte. Vom inzwischen leider verstorbenen British Bulldog gibt es viele halbprivate Bilder, ähnliches gilt für Owen Hart - der bei einem Stunt im Ring starb - und dessen Bruder Bret Hart, der vielleicht der legendärste Wrestler der Neunziger bleibt, vor allem, weil er aufgrund eines Schlaganfalls nicht mehr in den Ring gehen und daher seine Legende nicht mehr zu Grunde richten kann. Und als Höhepunkt gibt es natürlich auch Terry Bollea - warum Höhepunkt? -, der als Hulk Hogan das Business zu dem machte, was es heute ist, leider aber auch heute nicht das Wrestling drangeben kann und immer mal wieder antritt - was nicht weiter schlimm wäre, wenn sich nicht ständig bessere Leute für ihn hinlegen müssten.
Der Bildband ist schon ein interessantes Sammlerstück für Wrestlingfans, besonders für Wrestlingfans dieser Zeit. Fotografisch ist der Bildband weniger spannend. Die Studio-Sessions sind allenfalls brauchbar, zu langweilig der Hintergrund, zu schlecht die Ausleuchtung, zu sichtbar der Blitz. Die Wrestling-Live-Bilder sind teilweise ganz ordentlich, kommen aber mit den Bildern, die zum Beispiel im damaligen WWF-Magazin zu sehen waren, eigentlich nie mit. Auch hier mangelt es einfach am Licht.
Auch der Blick hinter die Kulissen, die Homestorys, die in die Vorstellungen der einzelnen Stars dieser Zeit einfließen, sind weniger aus fotografischer und mehr aus der Sicht des Wrestlingfans interessant. Also ein Bildband für Fans.