Das größte Fußballturnier der Welt, na, klar, das ist die Weltmeisterschaft, oder? Aber selbst wenn alle Nationalmannschaften aller zur FIFA gehörenden Fußballverbände bei einer Weltmeisterschaft teilnehmen - zumindest an den vielen Vorrunden -, gegen den Peladão mit seinen weit über fünfhundert Mannschaften wirkt so eine WM nicht allzu groß. Der Peladão ist die größte Veranstaltung des Amazonasgebiets, ein jährliches Fußballturnier, zu dem manche Mannschaften mehrere Tage auf dem Amazonas und seinen Zuflüssen unterwegs sind, um ihre Spiele auszutragen.

Die vorliegende Dokumentation über den Peladão beginnt im Urwald in einem kleinen Dorf, in dem täglich Fußball gespielt wird, wenn es denn einen Ball gibt. Sollte der momentane Ball kaputt gehen, muss wieder einer gekauft werden, doch zum Einkaufen geht es nicht mal eben so.

Aber auch die Mannschaften aus der Millionenstadt Manaus, die auch Austragungsort des Peladão ist, haben es nicht einfach. Die eine wird disqualifiziert, weil Spieler mitspielen, die für eine andere Mannschaft gemeldet sind, eine Gehörlosenmannschaft spielt mit viel Freude, verliert gegen ihre hörenden Gegner aber eigentlich immer zweistellig, und die nächste Mannschaft hofft auf ihre Schönheitskönigin, um weiterzukommen.

Das mit den Schönheitsköniginnen muss erklärt werden. Jede Mannschaft, die sich meldet, muss auch eine junge Dame melden, die auch noch gerne recht hübsch sein darf. Also gibt es einen Schönheitswettbewerb mit den über fünfhundert jungen Damen, die ihre Mannschaften vertreten. Die letzten sechzehn Damen in diesem Wettbewerb bringen ihre Mannschaften in eine Art Trostrunde, über die noch das Achtelfinale erreicht werden kann.

Also ist der Peladão eine seltsame Mischung aus Fußball und Schönheitswettbewerb, mit eher rudimentären Fußballregeln - was ist Abseits? - den verschiedensten Plätzen und einer ungewöhnlichen Begeisterung. Das ist eine großartige Gelegenheit, eine absolut außergewöhnliche Dokumentation zu drehen, doch die gelingt Jörn Schoppe und Stefan Deutschmann nicht. Zu wirr wird zwischen den Schauplätzen hin und her geschaltet. Der Film konzentriert sich nie und nimmt auch nicht das Heft in die Hand, indem ein Erzähler über den Film hinweg spricht. Alle Informationen werden nur per Untertitel gegeben, sämtliche Interviews muss man mitlesen, das ist anstrengend und stört einfach. Dazu wäre es durchaus von Vorteil, wenn es hier und da ein paar mehr Szenen vom Fußball gäbe. Aber am meisten fehlen einfach mehr Informationen, die ein Sprecher geben könnte.

So bleibt die Dokumentation immer nur an der Oberfläche, ist alles ganz nett, aber wirklich kein Muss. Eigentlich schade um das interessante Thema.