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Im Roman "Das Klassentreffen" von Simone van der Vlugt hat die Protagonistin Sabine ihre Schulzeit alles andere als in guter Erinnerung. Sie gehörte nie dazu, wurde von ihren Klassenkameraden regelrecht gemobbt und spürt daher auch kein großes Verlangen, nach fünf Jahren im Rahmen eines Klassentreffens wieder auf ihre alten Peiniger zu treffen.
Mit vierzehn Jahren hatte sich Sabines Leben geändert, von einem Tag auf den anderen hatte sich ein Schatten über ihre kleine, heile Welt gelegt. Bis dahin hatte sie ein unbeschwertes Leben geführt, hatte ihre Sorgen und Freuden mit ihrer besten Freundin Isabel geteilt und fühlte sich wohl in der Gemeinschaft der Klassenkameradinnen am Gymnasium des kleinen holländischen Städtchens Den Helder. Von einem Tag auf den anderen änderte sich Isabels Verhalten ihr gegenüber. Plötzlich war es, als hätte es ihre Freundschaft nie gegeben, als wäre Sabine eine gänzlich Fremde. Und schlimmer noch: Isabel hetzte die Klassenkameradinnen auf, Sabine wurde gepiesackt und gequält und wurde zunehmend zur Einzelgängerin.
Irgendwann um diese Zeit herum, muss es passiert sein: Isabel verschwand und trotz intensivster polizeilicher Nachforschungen wurde das Mädchen nie wieder gefunden.
Sabine hat sich all die vergangenen Jahre hindurch nie Gedanken über die damaligen Vorkommnisse gemacht hat. Sie kann sich nicht einmal erinnern, wie das damals war. Aber durch das bevorstehende Klassentreffen an ihrer ehemaligen Schule drängen die Geister der Vergangenheit mit brutaler Gewalt zurück in ihr Leben und sie will wissen, was damals passiert ist.
Der Roman der niederländischen Autorin behandelt das Thema Vergangenheitsbewältigung - Schmerz, Liebeskummer, Abweisung und Wut in der Kindheit, die auch auf die Gegenwart noch Einfluss ausüben - alles kombiniert in einen fesselnden Thriller. Die erste Hälfte des Buches schwappt so langsam vor sich hin und wirkt ein wenig nichts sagend. Doch wer hier durchhält, wird belohnt. Die Spuren, die im ersten Teil der Geschichte gelegt wurden, verdichten sich immer mehr. Der Leser hegt eine Verdächtigung des Täters nach der anderen, bis es in einem logischen Finale zu einer überraschenden Auflösung kommt.
Wer das Buch also nach der Hälfte immer noch in der Hand hat, wird es fortan nicht mehr weglegen können. Die Geschichte ist stimmig konstruiert und so aufregend geschrieben, dass man so schnell wie möglich wissen möchte, was an diesem Sommertag mit der jungen Isabel passiert ist.