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Als Livia nach Vigàta kommt, um mit ihrem Freund, dem Commissario Salvo Montalbano, ein paar schöne Tage zu verbringen, erlebt sie eine böse Überraschung. Denn ihr geliebter Salvo wurde bei einem Schusswechsel verletzt und liegt im Krankenhaus. Dort bekommen die Ärzte zu Montalbanos Leidwesen zusätzlich heraus, dass er schon mehrere kleine Infarkte hinter sich hat, die er jedem verschwiegen hatte. Salvo kann eben Ärzte und alle anderen Weißkittel nicht leiden.
Und immer weniger kann er sich selbst leiden, da er in den letzten Jahren ständig dünnhäutiger und sentimentaler geworden ist, was zu seinem eigenen Selbstbild überhaupt nicht passt. Als dann plötzlich ein junges Mädchen verschwindet und seine Kollegen überfordert sind, nutzt er die Chance, um Livias Fürsorge zu entfliehen und sich erneut in seine Arbeit zu stürzen.
Die verschwundene Studentin ist Susanna Mistretta und lebt mit ihren Eltern einige Kilometer außerhalb der Stadt. Normalerweise lernte sie in letzter Zeit gemeinsam mit ihrer Freundin für die Prüfungen und fuhr dann mit dem Roller nach Hause. Doch am letzten Abend hatte sie sich verspätet und ihr Vater informierte die Polizei, als Susannas Freund den verlassenen Roller am Straßenrand fand.
Glücklich, sich in die Arbeit zu vertiefen, ermittelt Montalbano sofort in dem Fall und befragt sämtliche Zeugen. Als dann ein Anruf mit einer Lösegeldforderung die Angehörigen erreicht, ist klar, dass die Studentin entführt worden ist. Damit wird jedoch der Fall noch rätselhafter, da die Familie Mistretta keineswegs die geforderte Geldmenge aufbringen kann, denn sie ist seit einigen Jahren verarmt. Trotzdem beharren die Entführer darauf, dass die Mistrettas Möglichkeiten hätten, an das benötigte Geld zu kommen.
Wieder einmal spielt sich ein Verbrechen in der kleinen sizilianischen Stadt ab, das nicht alltäglich ist. Doch dieses Mal trifft der Leser auf einen veränderten Commissario. Er ist älter geworden, langsamer und ein wenig gesetzter. Seine Beziehung zu Livia bleibt wie immer in der Schwebe und auch auf dem Polizeirevier hat sich nicht viel verändert. Der Fall selbst spielt wieder mit menschlichen Schwächen, die normale Personen zu Verbrechern machen. Und abermals findet Montalbano eine Lösung für die Öffentlichkeit und weiß hinterher als einziger, wie es wirklich ausgegangen ist.
Auch dieses Mal erwacht die kleine sizilianische Hafenstadt Vigàta zum Leben und wird von Andrea Camilleri gekonnt mit Personen und deren Geschichten erfüllt. Der Leser trifft alte Bekannte und komplett neue Gesichter, die sich fugenlos ins bisherige Bild mit einfügen. Nur der diesmalige erzählerische Einstieg ist für den Leser ungewohnt, passt aber gut zum Geschehen.
Montalbano wird zwar älter, aber das Verbrechen stirbt nie aus. Beim Lesen dieses neuen Krimis um den sizilianischen Ermittler kann man nur hoffen, dass er sich noch lange nicht in den Ruhestand begibt. Wieder einmal ein unterhaltsames und spannendes Lesevergnügen, das sich von anderen Kriminalromanen abhebt.