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 Vorfrühling

Autoren: Max Kruse
Verlag: List

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Max Kruse ist einer der bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren, besonders bekannt wurde er durch die Adaptionen seiner Werke durch die Augsburger Puppenkiste. "Urmel aus dem Eis" und "Der Löwe ist los" sind vielen bekannt. "Vorfrühling" ist kein Kinderbuch, eher ein Buch über den Abschluss der Kindheit. Ein kleines Erinnerungsbüchlein von 109 Seiten aus den Zeiten, als aus Deutschland Nazi-Deutschland wurde.

Deutschland in den Dreißigern. Peter ist 14 und nicht so richtig glücklich im Kinderheim im Allgäu. Vorher war er in der Schweiz, wo es ihm besser gefiel, und jetzt ist auch noch Fasching, und auf diese organisierte Fröhlichkeit hat er gerade gar keinen Bock. Trotzdem tanzt er, derangiert sein Don-Carlos-Gewand, und ausgerechnet als er am Boden kraucht, wird ein Engel an ihm vorbeigeführt. Christl, das neue Mädchen im Heim, und seine sofortige erste große Liebe. Vor Liebe möchte er gar zerspringen, was für ein Glück, als er nach einigen guten Momenten und einigen Enttäuschungen merkt, dass auch Christl gar nicht so abgeneigt ist. Aber es gibt ja auch noch seinen Zimmernachbarn und Konkurrenten Günther, denn der ist auch in Christl verschossen.

So unglaublich viel passiert natürlich auf 109 Seiten nicht, aber was Max Kruse da sehr autobiographisch schreibt, ist ein kleines Juwel. Heute mag uns das Personal sehr seltsam vorkommen, und doch sind das schon interessante Typen. Martin, der unbedingt nach China will und ständig irgendwelche fernöstlichen Weisheiten von sich gibt, Günther, der mit der lateinischen Sprache aufgewachsen ist und sie mit 14 schon geradezu perfekt beherrscht, und natürlich ständig damit um sich wirft - ist schon interessant, wie sich früher der Mangel an Fernsehen auswirkte.

Christl ist "Vierteljüdin", ihre Zimmernachbarin Carla ist Jüdin, das wirkt sich ebenso auf die Geschichte aus wie der Fakt, dass den Jungen auf jeden Fall Arbeitsdienst und Soldatentum bevorstehen. Aber hier kommt keine Geschichtsstunde mit dem Zeigestock, sondern ganz einfache Jugenderinnerung, in die diese Geschichte einfach hineinwirkt. Und wie Kruse diese erste Liebe beschreibt, die unglaublichen Gefühle, die sein Alter Ego da durchmacht, die so vorsichtig und zart ausgedrückt werden müssen, immer in ihrer zeittypischen Moral gefangen. Die Gefühle selbst sind aber absolut zeitlos. Ganz viel Magie, die Max Kruse da entfaltet.

Tolles, aber recht ungewohntes Jugendbuch. Nichts mit Action, nichts mit Kitsch, einfach tolle Lektüre.

Holger Hennig



Hardcover | Erschienen: 01. Februar 2006 | ISBN: 3471795367 | Preis: 16 Euro | 109 Seiten | Sprache: Deutsch

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