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 Gruselkabinett, Folge 13: Frankenstein, Teil 2


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Victor ist entsetzt über seinen Frevel. Er verstößt die Kreatur, die er geschaffen hat und fällt in ein wochenlanges, lebensbedrohendes Nervenfieber. Nur sein Freund Clerval ist bei ihm und pflegt ihn aufopferungsvoll. Doch kurz nach seiner Genesung und einer geplanten Reise nach Genf zu seinem Vater, seinem kleinen Bruder William und der geliebten Elisabeth, erhält Victor einen Brief. Grauenvolles ist geschehen. Sein Bruder ist von einem Unbekannten ermordet worden, die Abdrücke an seinem Hals deuten auf einen Riesen hin. Victor ahnt, dass seine Kreatur der Mörder ist, will es aber nicht wahrhaben.
Er reist mit Clerval nach Genf und wird von einem neuerlichen Schicksalsschlag getroffen. Justine, die Tochter der Zofe, fast so sehr ein Familienmitglied wie Victor, Elisabeth und Markus, ist verhaftet worden und dringend tatverdächtig. Sie eilen ins Gefängnis, erfahren dort aber, dass Justine die Tat gestanden hat. Sie beteuert zwar gegenüber Elisabeth und Victor ihre Unschuld, will aber nicht ohne Absolution auf das Schafott und hat daher die Tat, die ein anderer begangen hat, gestanden.
Victor, der ahnt, wer dort oben im Gebirge lauert, bricht noch in der selben Nacht auf, um sein Geschöpf zu suchen und es wenn möglich zu töten. Doch er ahnt nicht, in welche Gewissenskonflikte er gestürzt wird und welches grauenvolle Ansinnen die Kreatur an ihn hat.

Nach dem furiosen Auftakt im ersten Teil des Hörspiels Frankenstein ahnt der Hörer bereits, dass die Geschichte von Victor Frankenstein und seinem frevelhaften Schöpfungsakt kein gutes Ende haben kann. Doch welch eine grauenhafte Steigerung erwartet ihn: Die Geschichte, anfangs eher ein Wissenschaftskrimi und eine spannungsgeladene Erzählung, schwenkt abrupt ins Horrorartige. Das pure Grauen erwartet den Hörer. Die lange, intensive Geschichte, die die Kreatur des "Schöpfers" Frankenstein, erzählt, reißt mit, lässt erschauern und ist eine der beeindruckendsten Hörspielpassagen, die es gibt. Wie der Sprecher die Seelenqualen hör- und fühlbar macht, ist eine Meisterleistung.
Wie bereits im ersten Teil (hier nachzulesen) vertieft die orchestrale Musik den Eindruck der Geschichte. Was die neunzehnjährige Mary Shelley 1816 zu Papier brachte und was hier vertont wurde, ist ein wahres Meisterwerk des klassischen Horrorromans. Voller moralischer Anspielungen, dramatischer Wendungen, spannungsgeladenen Geschehnissen, grauenvollen Morden und unschuldigen Opfern, lässt einen die Geschichte nicht mehr los. Leider sind auch im zweiten Teil die Kürzungen und Schnitte heftig, teils wird die Geschichte bis zur Unkenntlichkeit verändert. Einzig die beeindruckenden Sprecherleistungen, die Musik und die geschickt ausgewählten zentralen Passagen des Buches lassen deren ursprüngliche Wirkung erahnen und in Teilen deutlich spürbar werden.
Auch wenn diese Kürzungen dazu führen, dass dieses Hörspiel dem Meisterwerk nicht gerecht wird, bleibt es ein furioses, einmalig spannendes und grauenerregendes Erlebnis, das man sich unbedingt anhören sollte. Vielleicht führt es ja zum Kauf des Buches und damit zum wahren Meisterwerk des Horrors.

Fazit: Dieses Hörspiel ist grandios. Wer beide Folgen sein eigen nennt, hat beinahe zwei Stunden einer einmaligen Geschichte gehört. Leider nur zwei Stunden, denn der Roman würde in einem vierstündigen Hörspiel besser zur Geltung kommen und zu einem wahren Meisterwerk werden.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. September 2006 | FSK: 14 | ISBN: 378573252X | Laufzeit: 75 Minuten | Preis: 7,95 Euro

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