Nach ihrem Erfolg mit der Krimireihe rund um die Kommissarin Hanne Wilhelmsen begann die norwegische Autorin Anne Holt mit einer Reihe rund um den Kommissar Yngvar Stubø und die Psychologin Inger Johanne Vik. Das zweite Buch dieser Reihe wurde 2004 veröffentlicht und trägt den Titel "Was niemals geschah". Eben dieser Krimi wurde von Hörbuch Hamburg als gekürzte Lesung auf sechs CDs aufbereitet.

Die Talkmasterin Fiona Helle wird ermordet. Der Mörder hat ihre Zunge abgeschnitten, gespalten und wie ein Geschenk vor der Leiche auf dem Tisch aufgestellt. Offenbar handelt es sich um eine Tat mit symbolischem Charakter, bei der die Zunge ein Hinweis darauf sein soll, dass Fiona Helle eine Mörderin war.
Abgesehen von diesem Detail mit der Zunge lassen sich jedoch zunächst keine Auffälligkeiten feststellen und Kommissar Yngvar Stubø zeigt sich mäßig interessiert.
Dann jedoch wird auch Vibeke Heinerback, die Führerin einer rechtspopulistischen Partei, ermordet. Man findet sie nackt mit einem Koran, der mit Klebeband zwischen ihren Schenkeln befestigt wurde. Ebenfalls eine Tat mit symbolischem Charakter? Und gibt es zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang?
Yngvar macht sich an die Arbeit und bewegt auch seine Lebensgefährtin Inger Johanne zur Mitarbeit an dem Fall. Kein leichtes Unterfangen, denn beide haben sich um ihr gemeinsames Baby zu kümmern und die neunjährige Tochter Ingers bedarf großer Aufmerksamkeit aufgrund einer Behinderung. Hinzu kommt, dass in diesem Fall - oder diesen Fällen - einiges offensichtlich scheint und doch nichts wirklich zu Spuren führt. Und dann wird auch noch die Zeit knapper, denn man findet eine dritte Leiche …

Dieser Krimi von Anne Holt ist kein typischer seines Genres. Einige Aspekte sind anders, als der Krimifreund sie kennt. Diese Elemente überraschen und sorgen grundsätzlich für eine neue Art des Krimierlebnisses. Leider gehen diese Elemente aber recht hoffnungslos unter, da der Krimi sehr deutliche Schwächen aufweist.
Wenn Sie bereits auf der ersten CD eine Spur entdeckt zu haben glauben, liegen Sie vielleicht gar nicht falsch. Sie werden versucht sein, diese Idee zu verwerfen, weil sie einfach zu offensichtlich und zu platt ist - machen Sie es nicht, sondern freunden Sie sich bereits an dieser Stelle mit der Tatsache an, dass Sie des Pudels Kern vermutlich bereits entdeckt haben - und das ist ärgerlich.
Das Mitraten wird dem Hörer bei diesem Krimi nicht wirklich leicht gemacht. Sicher, er kann raten, was das Zeug hält - aber eben nur das. Der Hörer tappt (vielleicht) ebenso im Dunkeln wie die Ermittler und Autorin Anne Holt hat sich nicht die Mühe gemacht, verschiedene Hinweise oder Verdächtigungen einzubinden. Und vor allem dieser Aspekt ist es, der die Geschichte recht schnell fad werden lässt. In die Familiensituation der Ermittler eingebunden, beginnt der Hörer, sich mehr auf diese zu konzentrieren und verlässt das Krimigenre dadurch zusehens - doch eine Familiengeschichte wollte man doch gar nicht hören …

Sprecherin des Ganzen ist Andrea Sawatzki, TV-Ermittlerin des "Tatort" und vormals "Polizeiruf 110", besonders durch ihre Rolle im Film "Das Experiment" bekannt. Sie liest das gesamte Hörbuch souverän und flüssig, scheitert auch nicht an den teils etwas ungewöhnlichen Namen. Sie liest in zu hohem Tempo, woran man sich jedoch nach spätestens zwei CDs gewöhnt haben wird; weniger zu verschmerzen ist jedoch die mangelnde Modulation ihrer Stimme. Gelungen ist diese beispielsweise bei der neunjährigen Christiane, doch bei einem längeren Dialog zwischen Inger und Yngvar kommt der Hörer rasch ins Schleudern, zumal die Ähnlichkeit der beiden Namen es nicht gerade erleichtern, den Faden in der Hand zu behalten.

Insgesamt ist das 403-minütige Hörbuch ein eher enttäuschendes Werk von Anne Holt, dessen Mängel die Sprecherin nicht aufzufangen vermag, sondern den Hörer eher im Strom der Langeweile mitschwimmen lässt. Schade drum.